Ein Neuseeländisches Dorf geht einen außergewöhnlichen Weg: Mit gedimmter Straßenbeleuchtung will es den Sternenhimmel schützen.
Ein Dorf in Neuseeland sitzt im Dunkeln: Während in den Städten die Straßenlaternen und Neonröhren strahlen, setzen die Bewohner von Tekapo auf Schummerlicht. Mit Niedrigenergielampen und strikter Regulierung will die neuseeländische Ortschaft schützen, was in großen Teilen der industrialisierten Welt längst unsichtbar geworden ist: den Sternenhimmel. Geht alles nach Plan, könnte die 830-Seelen-Siedlung das erste UNESCO-Sternenlicht-Reservat der Welt werden.
Gegen Lichtverschmutzung
Schon jetzt drängen sich nachts
Astro-Touristen mit frostigen Fingern auf einem nahe gelegenen Hügel, um die
Milchstraße zu bestaunen. "Es ist fantastisch, ich meine, es ist
unbeschreiblich", schwärmt Simon Venvoort, ein 46 Jahre alter
Unternehmensberater aus Amsterdam. "Derzeit wachsen zwei Generationen auf,
denen gar nicht klar ist, dass all dies existiert", sagt er. "Die Hälfte der
Welt ist lichtverschmutzt."
Himmmlische Premiere
Bisher wurden 878 historische, kulturelle
und ökologische Stätten weltweit als UNESCO-Welterbe gekennzeichnet, doch
keine von ihnen umfasst den Himmel. In den Konventionen der UNESCO kommt er
überhaupt nicht vor. Als vor etwa vier Jahren die Idee für ein
Sternenlicht-Reservat entstand, arbeitete Tekapo schon lange an der
Umsetzung. Wegen des klaren Himmels und der strikten Regulierung für Haus-
und Straßenbeleuchtungen wurde das Dorf als Pilotprojekt vorgeschlagen.
Die Verdunkelung der kleinen Gemeinde begann 1965, um die Arbeitsbedingungen für ein Observatorium auf Mount John zu verbessern. Später wurde die Regulierung von privater und öffentlicher Beleuchtung auf einen Umkreis von mehr als 30 Kilometern um das Dorf herum ausgeweitet, um den schwarzen Himmel zu schützen. An Neubauten wurden spezielle Lampen installiert, die möglichst wenig Licht nach oben strahlen, und eine Eislaufbahn nutzt besondere Glühbirnen, damit keine ultraviolette Strahlung von der Eisoberfläche Richtung Himmel reflektiert wird.
Richtig schwarz ist die Nacht in vielen Teilen der Welt schon lange nicht mehr: Etwa ein Fünftel der Weltbevölkerung und mehr als zwei Drittel der Menschen in den USA können Schätzungen zufolge von ihrem Haus aus die Milchstraße nicht mehr erkennen.