Glaubenskrieg

Al-Kaida ruft zur Rückeroberung Spaniens auf

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Jahrhunderte lang war ein Teil Spaniens muslimisch - bis 1492 die letzte Bastion fiel. Das Terror-Netzwerk Al-Kaida fordert jetzt die Rückeroberung.

Die Al-Kaida hat die Muslime in Nordafrika aufgerufen, die vor Jahrhunderten verlorene Herrschaft des Islams über Spanien wiederherzustellen. Die Wiedererschaffung von Al-Andalus sei die Pflicht aller Muslime in der Region, sagte der Vize der radikalen Islamistengruppe, Ayman al-Zawahiri (Zawahri).

"Gegen die Kreuzfahrer"
Dazu müsse jedoch zunächst Nordafrika "von den Kindern Frankreichs und Spaniens gesäubert werden", sagte der Stellvertreter von Osama bin Laden. "Seid daher eurer Religion und dem Blut eurer Väter treu und steht mit euren Söhnen, die Mujaheddin, gegen die Kreuzfahrer und ihre Kinder."

Al-Andalus
Die Mauren herrschten ab dem Jahr 711 über große Teile von Spanien, Portugal und Südfrankreich, ein Gebiet, das Al-Andalus genannt wurde und mit einem Gottesstaat nach der Vorstellung islamischer Extremisten etwa so viel gemein hatte wie mittelalterliche Feudalgesellschaften mit modernen westlichen Demokratien.

Meister der Architektur
Das von den Mauren beherrschte Gebiet war dem restlichen mittelalterlichen Europa nach historischen Berichten zivilisatorisch überlegen, wovon zahlreiche architektonische Meisterleistungen wie die Moschee von Cordoba oder die Festung Alhambra von Granada zeugen. Unter den Mauren erreichte Andalusien, heute eines der ärmsten Gebiete Westeuropas, seine Hochblüte. Mit mehr als einer halben Million Einwohnern (mehr als doppelt so viel wie heute) war das maurische Cordoba im Mittelalter die größte Stadt Europas. Zahlreichen Berichten zufolge war die maurische Herrschaft auch von Toleranz gegenüber Juden und Christen geprägt, was jedoch von einigen Experten bezweifelt und als romantische Verklärung dieser Epoche bezeichnet wird.

Im Zuge der "Reconquista" (Wiedereroberung) der iberischen Halbinsel wurde der maurische Einfluss in Spanien durch die katholischen spanischen Könige nach und nach zurückgedrängt. Das letzte Maurische Königreich um die andalusische Stadt Granada fiel Anfang Jänner 1492 an die spanische Krone. Diese löste ihr Versprechen, die Andersgläubigen zu achten, nicht ein und stellte Moslems wie Juden vor die Wahl zwischen Taufe, Exil oder Tod.

Der Streit um die gemeinsame Nutzung der Kathedrale von Cordoba durch Muslime und Katholiken ist neu entbrannt. Auf einer zweitägigen internationalen Konferenz zum Thema Diskriminierung von Muslimen in der westlichen Welt forderte der Generalsekretär der Arabischen Liga, Amr Mussa, dass Muslime in der Moschee-Kathedrale in Cordoba endlich beten dürfen.

Streit mit Bischof
Damit entfachte Mussa erneut einen seit Jahren herrschenden Streit zwischen der Islamischen Gemeinde in Spanien und dem Bischof von Cordoba Juan Jose Asenjo. Die heute weltberühmte katholische Kathedrale wurde im 8. Jahrhundert von den muslimischen Eroberern als Moschee errichtet. Bis zum 13. Jahrhundert handelte es um die größte Moschee des Okzidents. Nach der Rückeroberung der andalusischen Provinzhauptstadt durch die spanischen Könige, wandelten die Spanier die Moschee einfach zur Kathedrale um, ohne jedoch den muslimischen Bau mit seinen Rundbögen zu verändern. Die Moschee war das religiöse Zentrum der maurischen Besetzer und Zeichen der Blüte von Al Andalus.

Vor allem die ortsansässigen Muslimen fordern deshalb, dass das Gotteshaus gemeinsam von Katholiken wie von Muslimen zum Gebet benutzt werden darf. Bischof Juan Jose Asenjo verweigerte sich jedoch immer wieder den Bitten der muslimischen Gemeinde in Andalusien. Mansur Escudero, Präsident der islamischen Gemeinde Spaniens, nahm die Aufforderung Mussas auf der Konferenz in Cordoba nun auf und erklärte, dass die gemeinsame Nutzung der Kathedrale eine gute Möglichkeit sei, die auf der Konferenz unterstützte Allianz der Zivilisationen zu visualisieren und den interreligiösen Dialog voranzutreiben.

Kathedrale nur für Katholiken
Ein Sprecher des cordobesischen Bischofs lehnte dies während der Konferenz jedoch strikt ab. Bischof Asenjo habe bereits im Dezember des vergangenen Jahres, als der Streit um die gemeinsame Nutzung der Kathedralen-Moschee wieder einmal die Zeitungen füllte, erklärt, dass eine gemeinsame Nutzung nicht zum interreligiösen Dialog betragen würde, sondern nur zur Verwirrung der Gläubigen führe, so der Bischofssprecher. Aus diesem Grunde stehe die Kathedrale ausschließlich für den katholischen Gottesdienst zur Verfügung, so der Sprecher weiter.

Spaniens Außenminister Miguel Angel Moratinos, der als Vorsitzender der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) die Schirmherrschaft über die Konferenz übernommen hatte, wollte einen aufkommenden Streit unterbinden, stellte sich allerdings diplomatisch auf die Seite der Kirche. "Was die Katholische Kirche macht, ist in Ordnung", sagte Moratinos auf der Konferenz, an der Delegationen aus insgesamt 56 Ländern sowie Vertreter von internationalen Organisationen teilnahmen. Somit verstimmte der Streit um die Kathedralen-Moschee, die zu Konferenzbeginn noch von allen Teilnehmern als Symbol des friedlichen Zusammenlebens von Christen, Muslimen und Juden gepriesen wurde, erneut die Lager.

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