Vorstandsklausur

Beck tritt als SPD-Chef zurück

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Er soll von Ex-Parteichef Müntefering abgelöst werden. Damit kehrt ein SPD-Urgestein an die Parteispitze zurück.

SPD-Chef Kurt Beck tritt von seinem Amt als Bundesvorsitzender zurück, Nachfolger soll Franz Müntefering werden. Davor war berichtet worden, dass die SPD-Spitze bei ihrer Klausur nahe Potsdam Außenminister Frank-Walter Steinmeier als Kanzlerkandidaten für die Bundestagswahl nominieren will.

Comeback für Münte
Erst vergangene Woche hatte sich Müntefering bei einem Wahlkampfauftritt für die bayerische SPD in München auf der politischen Bühne zurückgemeldet, nun soll er wieder den Bundesvorsitz bei den deutschen Sozialdemokraten übernehmen. Müntefering hatte sich vor rund neun Monaten von seinen Ämtern als Vizekanzler und Arbeitsminister zurückgezogen, um sich um seine Frau zu kümmern. Nur sein Bundestagsmandat behielt er. Ende Juli war Ankepetra an Krebs gestorben.

Begründet Rücktritt mit Kampagne
Der SPD-Vorsitzende Kurt Beck hat seinen Rücktritt mit "gezielten Falschinformationen" aus der Partei über die geplante Nominierung von Frank-Walter Steinmeier zum Kanzlerkandidaten begründet. In einer persönlichen Erklärung wies Beck am Sonntag in Berlin darauf hin, dass er Steinmeier vor zwei Wochen selbst gebeten habe, die Kanzlerkandidatur für die Bundestagswahl 2009 zu übernehmen.

Beck erklärte, er habe dieses Amt übernommen, um der SPD zu helfen. "Weil das nicht mehr möglich scheint, habe ich diese Konsequenz gezogen."

SPD-Urgestein
Der 68-Jährige gilt als einer der erfahrensten Politiker der SPD. Seit 1967 ist er Mitglied, später wurde er Parteivorsitzender im mitgliederstärksten Bundesland Nordrhein-Westfalen. Im Bundestag saß er von 1975 bis 1992 und wieder seit 1998. 1998 organisierte Münte den Wahlkampf der SPD, der Rot-Grün an die Macht brachte.

Regierungserfahrung
Im Kabinett des damaligen SPD-Kanzlers Gerhard Schröder arbeitete er nach dem ersten Wahlsieg als Verkehrs- und Bauminister. Er war ein wichtiger Verteidiger der bei der Parteilinken umstrittenen Reform-"Agenda 2010". Von 1999 bis 2002 bemühte sich Müntefering als Generalsekretär aber auch um einen Ausgleich zwischen den Parteiflügeln.

Als Parteichef (März 2004 bis November 2005) war der Sauerländer ein Mann des Übergangs. 2005 hatte er das Amt aufgegeben, weil er seinen Personalvorschlag für den Posten des Generalsekretärs nicht durchsetzen konnte. Er blieb aber bis zu seinem Rücktritt als Vizekanzler und Arbeitsminister ein Machtfaktor in seiner Partei und ein wichtiger Stabilitätsfaktor für Kanzlerin Angela Merkel (CDU).

"Politik muss organisiert werden", lautet ein Lieblingssatz des Arbeitersohns und gelernten Industriekaufmanns. Besonders am Herzen liegen ihm Botschaften von Disziplin und Geschlossenheit. Seine kurzen Sätze sind dabei zu einem Markenzeichen geworden.

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