Rede in Kairo

Obama für neue Ära mit Muslimen

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Obama sprach zu den Muslimen - Terrorfürst bin Laden warnte sie vor den Christen. In seiner Rede in Kairo setzte der US-Präsident einen globalen Friedensappell ab. Besonders lag ihm die Aussöhnung von Christen, Muslimen und Juden untereinander am Herzen.

US-Präsident Barack Obama hat sich in einer Grundsatzrede an der Universität Kairo für einen Neuanfang im Verhältnis zum Islam ausgesprochen. Der Kreislauf der Verdächtigungen und der Zwietracht zwischen Amerikanern und Muslimen müsse beendet werden, forderte Obama am Donnerstag. Der Neubeginn in den Beziehungen könne allerdings nicht über Nacht erfolgen, sondern brauche seine Zeit. Gleichzeitig fand Obama deutlich Worte für die Lage im Nahen Osten.

Obama versprach, "negative Stereotypen über den Islam zu bekämpfen". Er würdigte den enormen Beitrag des Islam für die Zivilisation.

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Ein Wandel in den Beziehungen zwischen dem Westen und der islamischen Welt könne aber nicht über Nacht kommen. Notwendig sei eine neue Offenheit und die Bereitschaft, sich gegenseitig zuzuhören, voneinander zu lernen und der Wahrheit verpflichtet zu bleiben.

Obama funkte dazwischen
In diesem Zusammenhang zitierte Obama eine entsprechende Stelle aus dem Koran, den er mehrmals als "der heilige Koran" bezeichnete. Inmitten der Rede von US-Präsident Obama setzte Terror-Chef bin Laden eine Botschaft ab: Der Al-Kaida-Führer warnte die Muslime vor einer Allianz mit den Christen.

Die Äußerungen Bin Ladens stammten ursprünglich aus einer Audio-Botschaft, die der katarische Nachrichtensender Al-Jazeera bereist am Mittwoch gesendet hatte. Am Donnerstag wurde die gesamte Rede in einer Länge von rund 25 Minuten auf einer islamistischen Website publiziert. Die Muslime sollten sich auf einen "langen Kampf gegen die Ungläubigen" einstellen, so Bin Laden laut der Nachrichtenagentur Reuters weiter.

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Der US-Präsident warnte im weiteren Verlauf seiner Rede auch die islamischen Welt vor "groben Stereotypen" über die USA. Die USA seien keineswegs eine "eigennützige Imperialmacht", sagte er. Amerika sei eines der "großartigsten Quellen des Fortschritts in der Welt", die es je gegeben habe. Die USA seien dem Ideal der Gleichheit der Menschen verpflichtet, für das Amerika in den Jahrhunderten viel gekämpft und Kriege geführt habe. Die Gültigkeit der amerikanischen Beziehungen zeige sich in der Tatsache, dass ein Afro-Amerikaner mit dem Namen Barack Hussein Obama zum Präsidenten gewählt werden konnte.

Dieser "amerikanische Traum" der unbegrenzten Möglichkeiten gelte auch für die fast sieben Millionen Muslime in den USA. Dabei strich er konkret das Recht von Frauen und Mädchen heraus, den Hijab (islamisches Kopftuch) zu tragen. Die US-Regierung setze sich dafür ein, dass jene bestraft würden, die dieses Recht leugneten, sagte Obama unter Applaus des Publikums.

Siedlungstopp Israels gefordert
Obama hat die Rechte der Palästinenser betont und erneut einen Stopp des israelischen Siedlungsbaus gefordert. Es gebe keine Alternative zu einer Zwei-Staaten-Lösung im Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern, sagte Obama am Donnerstag an der Universität Kairo. Er erinnerte an das Elend in den palästinensischen Flüchtlingslagern und die "täglichen Erniedrigungen", unter denen die Palästinenser in den besetzten Gebieten litten. "Es gibt keinen Zweifel: die Lage der Palästinenser ist nicht hinnehmbar."

Niemand dürfe allerdings das Existenzrecht Israels anzweifeln, aber auch Israel müsse die Rechte der Palästinenser anerkennen, sagte Obama. Gefordert seien auch die arabischen Staaten, ihren Beitrag zum Friedensprozess zu leisten. Die USA könnten dem Nahen Osten keinen Frieden aufzwingen, betonte Obama. Er verwies auch auf das "unzerstörbare" Bündnis der USA mit Israel.

Kampf gegen den Terror
Der Extremismus in der Welt muss nach den Worten von US-Präsident Barack Obama weiter bekämpft werden. Es dürfe keinen Zweifel daran geben, dass die USA sich überall gegen ihre Feinde wehren würden, sagte Obama am Donnerstag an der Universität Kairo. Das Terrornetzwerk Al-Kaida habe 3.000 Menschen bei den Terroranschlägen in den USA getötet und müsse daher bekämpft werden. "Wir wollen unsere Truppen nicht in Afghanistan behalten, wir wollen dort keine Militärbasen." Niemand sollte jedoch Extremismus tolerieren.

"Islam ist nicht Teil des Problems im Kampf gegen den gewaltsamen Extremismus, er ist ein wichtiger Teil, den Frieden voranzubringen", betonte der Präsident. Er erinnerte erneut an seine Aussage in Ankara: Die USA befänden sich "nicht im Krieg mit dem Islam". Er wisse aber auch, dass die Probleme in Afghanistan und Pakistan nicht allein mit Waffen gelöst werden.

Mit seiner Rede richtete sich Obama demonstrativ an die rund zwei Milliarden Muslime in der Welt. Indem er Kairo dafür wählte, unterstrich der Präsident zugleich die Bedeutung, die er dem Nahen Osten und seinen Problemen zumisst. Obama will ein Bündnis muslimischer Regierungen schmieden, um mit ihrer Hilfe dem Nahost-Friedensprozess einen neuen Anschub zu geben und den Iran mit seinem Atomprogramm in Schach zu halten. Er selbst räumte allerdings vor seinem Auftritt in Kairo ein, dass es mehr als eine Rede brauchen werde, um die USA und die muslimische Welt auszusöhnen.

Weiterreise nach Europa
Von Kairo reist der US-Präsident am Donnerstag Abend weiter nach Dresden - dort besucht er am Samstag das frühere Konzentrationslager Buchenwald. Am Samstag ist führt ihn die Europa-Reise weiter in die Normandie, wo der Landung der Allierten am 6. Juni 1944 gedacht wird. Diese jährt sich heuer zum 65. Mal.

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In Kairo traf der US-Präsident seinen Amtskollegen Mubarak.

Vor seiner mit Spannung erwarteten Rede besuchte er die Sultan Hassan-Moschee in Kairo.

Von Kairo aus reißt der US-Präsident nach Deutschland - und besucht das ehemalige Konzentrationslager Buchenwald bei Dresden.

In seiner Rede an der Uni in Kairo setzte Obama einen globalen Friedensappell ab.

Er wiederholte seine Forderung, Israel solle sofort mit dem Bau von Siedlungen aufhören.

Begleitet wird Obama von US-Außenministerin Hillary Clinton - hier besuchen beide gerade die Sultan Hassan-Moschee.

Clinton sprach auch mit dem Sohn des ägyptischen Staatspräsidenten.

Inmitten seiner Nahost-Reise kam die Nachricht, Obama habe deutsche Vorfahren. Im 18. Jahrhundert soll sein Ur-ur-ur-ur-ur-Opa im schwäbischen Besigheim geboren sein.

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