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EU will wegen Nahrungskrise weniger Biosprit

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Das EU-Ziel, dem Sprit bis 2020 zehn Prozent Bioanteil beizumischen, steht vor der Kippe. Grund sind die steigenden Lebensmittelpreise.

Das Elektroauto ist in der Europäischen Union angekommen. Bis vor kurzem galt Biosprit als wichtiges Mittel für Europas Klimaschutz und für mehr Unabhängigkeit vom Öl. Eine Nahrungskrise später heißt das Zauberwort in Brüssel "Elektroauto". Am Donnerstag nahm ein Entwurf im Industrieausschuss des Europaparlaments eine entscheidende Hürde. Weniger Biotreibstoff, mehr Elektroautos, lautet einer der wichtigsten Punkte.

Pro Biosprit
Lobbygruppen bombardierten die Ausschussmitglieder vor der Entscheidung mit Anrufen und Mails. "Wir standen ganz schrecklich unter Druck", so ein Abgeordneter. Bauernverbände und Biokraftstofffirmen wehrten sich gegen die Aufweichung des Ziels, dem Sprit bis zum Jahr 2020 zehn Prozent Bioanteil beizumischen. Sogar die malaysische Regierung meldete sich und forderte, die Produktionsländer für Biosprit nicht mit neuen Regeln zu benachteiligen.

Contra Biosprit
Umweltverbände - Greenpeace und Friends of the Earth Europe - warnten wiederum aus Sorge um Natur und Lebensmittelpreise vor einem Ausbau der Biospritkapazitäten.

Plan passé
Das Ziel eines Zehn-Prozent-Anteils von Biosprit im Verkehr bis 2020 soll jetzt abgeschwächt werden. Statt den Biosprit-Anteil wie von den Staats- und Regierungschefs beschlossen massiv auszubauen, will der Industrieausschuss nur noch sechs Prozent herkömmlichen Biosprit vorschreiben. Dieser wird u.a. aus Raps produziert und als Teilursache für Preisexplosionen bei Lebensmitteln gesehen.

E-Autos und Hybrid
Deshalb sollen als Alternative bald in der EU möglichst viele E-Autos über die Straßen rollen - sie dürften aber nur "grünen" Strom aus erneuerbaren Energien tanken. Der Ausschuss strebt auch mehr Autos mit Hybridantrieben an. Zudem sollen neue Treibstoffe aus Algen und Biomasse, die nicht in Konkurrenz zu Nahrungs- oder Futtermitteln stehen, neben herkömmlichen Biokraftstoff treten.

Minister sind dabei
Alle Maßnahmen zusammen sollen in zwölf Jahren einen Anteil von zehn Prozent am Energieverbrauch im Verkehr ausmachen. Auch die EU-Umweltminister stützen die dezente "Biosprit-Wende", sie hatten den Meinungswandel selbst ins Spiel gebracht. Der Plan sieht vor, die Ziele 2014 noch einmal komplett auf den Prüfstand zu stellen - da sich die technologischen Veränderungen im Verkehr derzeit rasant entwickeln.

Bis Ende 2008 sollen das Parlament und die EU-Staaten ihren Segen geben.

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