Kambodscha

Erster Prozess gegen Rote-Khmer-Folterer begonnen

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Der erste Angeklagte wird unter anderem wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit angeklagt, 30 Jahre blieben die Gräueltaten ungesühnt.

30 Jahre nach dem Ende der Schreckensherrschaft der Roten Khmer hat in Kambodscha am Dienstag der erste Prozess vor dem eigens eingerichteten Völkermord-Tribunal begonnen. Angeklagt ist Kaing Guek Eav (66) alias "Duch", der damals das Foltergefängnis Tuol Sleng, berüchtigt als "S 21", in Phnom Penh leitete. Dort und auf den benachbarten "Killing Fields" kamen zwischen 1975 und 1979 mehr als 16.000 Menschen ums Leben. Auch Frauen und Kinder wurden gefoltert und ermordet. Er ist wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit, Kriegsverbrechen und Verstößen gegen das damals geltende Strafgesetz angeklagt und wird bei einem Schuldspruch mit lebenslanger Haft bestraft..

Gräueltaten blieben 30 Jahre ungesühnt
Der Prozess gegen "Duch" ist der Auftakt für insgesamt fünf geplante Verfahren. Angeklagt und inhaftiert sind auch vier heute betagte politische Würdenträger des damaligen Regimes unter Pol Pot, darunter der Chefideologe Nuon Chea. Ihnen soll der Prozess voraussichtlich nächstes Jahr gemacht werden. Die Gräueltaten der von Peking unterstützten Roten Khmer blieben 30 Jahre ungesühnt, weil das Land nach der Befreiung durch vietnamesische Truppen erst in einen Bürgerkrieg verfiel und später jahrelang Spielball der Mächte des Kalten Krieges wurde. Bis ins Todesjahr Pol Pots 1998 kämpften die Roten Khmer aus dem Untergrund weiter.

Der vorsitzende Richter Nil Nonn sagte, mit dieser ersten Anhörung nehme das Gericht seine Arbeit als faire und unabhängige Einrichtung auf. Der kanadische Co-Ankläger Robert Petit erinnerte daran, dass das Gericht nicht nur Schuld und Unschuld festzustellen habe. "Es ist die Verantwortung und die Pflicht des Gerichts, den Menschen zu vermitteln, was in diesem Land passiert ist", sagte er.

Seit 1999 in Haft
"Duch" saß bei der Prozesseröffnung in blauem Hemd mit offenem Kragen hinter seinem Verteidiger und verfolgte die Verhandlung aufmerksam mit versteinertem Blick. Der ehemalige Mathematiklehrer hat im Vorfeld bereits Reue geäußert und seine Verbrechen eingestanden. Er lebte jahrelang, zum Christentum konvertiert, in der Provinz und war 1999 von Journalisten aufgespürt worden. Seitdem sitzt er im Gefängnis. Angesichts der langen Untersuchungshaft kündigte sein Anwalt unter Verweis auf kambodschanisches Recht einen Antrag auf Haftentlassung an. "Duch" beriet sich mehrfach im Flüsterton mit Roux.

Rote Khmer töteten zwei Millionen Menschen
Die Roten Khmer hatten von 1975 bis 1979 Millionen Stadtbewohner zur Landarbeit verpflichtet. Bei den gesellschaftlichen Umwälzversuchen der "Steinzeitkommunisten" töteten sie bis zu zwei Millionen Menschen, die sie als "Verräter der Revolution betrachteten". Kaing Guek Eav schloss sich der ultra-maoistischen Bewegung an, wurde jedoch von der damaligen Regierung verhaftet und ebenfalls gefoltert. 1970 kam er wieder aus dem staatlichen Gefängnis frei und wurde zum Verantwortlichen für die Gefangenen der Roten Khmer.

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