Italien

Heftige Rassismus-Debatte nach Angriff auf Inder

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Der Überfall auf einen Inder in Rom schlägt politische Wellen, die Oppositon beschuldigt Berlusconi, den Ausländerhass zu schüren.

Italiens Politik reagiert bestürzt auf den Angriff auf einen indischen Zuwanderer, der von einer Gruppe Jugendlicher in Nettuno südlich von Rom zusammengeschlagen, mit Benzin überschüttet und angezündet wurde. Der 35-jährige Obdachlose wurde mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus gebracht, ist aber nicht in Lebensgefahr. Die Polizei nahm drei junge Männer im Alter zwischen 16 und 28 Jahren fest. Die oppositionelle Mitte-Links-Allianz beschuldigte die Regierung von Silvio Berlusconi, mit ihrer Kampagne für mehr Sicherheit in den Städten den Ausländerhass zu schüren.

"Künstlich erzeugtes Klima des Hasses"
Oppositionschef Walter Veltroni kritisierte die Regierung, in den vergangenen Monaten ein "künstlich erzeugte Klima des Hasses und der Angst" gegen Ausländer genährt zu haben. Dieses Klima führe zu Taten dieser Art, kommentierte Veltroni. Ex-Sozialministerin Rosy Bindi beschuldigte die regierende Mitte-Rechts-Allianz, Öl ins Feuer der Intoleranz zu schütten, was zu immer häufigeren Angriffen gegen Immigranten und Obdachlosen führe.

Regierung empört
Die Regierungskoalition verurteilte geschlossen den Angriff auf den indischen Migranten. "Der Fall von Nettuno ist auf rassistische und kriminelle Gewalt zurückzuführen, die wir mit größter Empörung verwerfen", kommentierte der Präsident der Abgeordnetenkammer, Gianfranco Fini.

Roms rechtsgerichteter Bürgermeister Gianni Alemanno äußerte "Wut und Schmerz" über den Angriff. Niemand habe das Recht auf Selbstjustiz, sagte Alemanno. Er spielte damit auf einen Fall an, der in Rom in den vergangenen Tagen für Empörung sorgte und den Hass auf Zuwanderer neu anfachte. Eine junge Frau war mehrfach vergewaltigt worden, als Verdächtige nahm die Polizei sechs Rumänen fest. Italiens Außenminister Franco Frattini erklärte, Angriffe gegen Ausländer müssten konsequent bestraft werden.

Täter sollen nicht aus Fremdenfeindlichkeit gehandelt haben
Der regionale Polizeichef Vittorio Tomasone hatte am Sonntag allerdings nach ersten Verhören der Angreifer erklärt, die Täter schienen "nicht aus Fremdenfeindlichkeit" gehandelt zu haben. Sie hätten getrunken, Drogen genommen und den Abend mit "einer starken Tat, einem Knall" beenden wollen.

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