Nahost-Konflikt

Israel beschleunigt Truppenabzug aus dem Gazastreifen

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Die Waffenruhe zwischen Israel und der Hamas wird weitgehend eingehalten, durch die Militäroffensive entstanden Schäden von rund zwei Milliarden Dollar.

Israel will den Rückzug aus dem Gazastreifen offensichtlich bis zur Amtseinführung von US-Präsident Barack Obama weitgehend abschließen und beschleunigt deshalb den Truppenabzug. Die Räumung erfolgt schneller als geplant und könnte bis Dienstagabend abgeschlossen sein. Zu diesem Zeitpunkt legt Obama in Washington seinen Amtseid ab.

Waffenruhe hält weitgehend
Israel hatte am Samstag eine einseitige Waffenruhe verkündet. Die Hamas hatte später einer einwöchigen Waffenruhe zugestimmt. In dieser Zeit müsste Israel seine Truppen aber vollständig aus dem Gazastreifen abziehen. Bis auf kleine Ausnahmen hielten sich beide Konfliktparteien am Montag an die Waffenruhe.

Nahost-Konferenz in Paris
Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy will nach Informationen des "Figaro" eine große Nahost-Konferenz zur Aushandlung eines dauerhaften Friedens nach Paris bringen. Im Mittelpunkt solle die Schaffung eines Palästinenserstaates stehen. Ein vorbereitendes Außenministertreffen solle "vermutlich Anfang Februar" in Ägypten stattfinden, berichtete die Zeitung am Montagabend im Internet. Die große Friedenskonferenz danach sei dem Elyseepalast zufolge "eine Frage von Wochen".

Militäroffensive verursachte Milliarden-Schäden
Unterdessen wurden die Schäden durch die dreiwöchige Militäroffensive Israels im Gazastreifen erstmals konkreter beziffert. Die palästinensische Statistikbehörde PCBS schätzt sie auf zwei Milliarden Dollar (1,52 Mrd. Euro). Laut der Statistikbehörde wurden mindestens 22.000 private und öffentliche Gebäude beschädigt oder zerstört. Dies seien 14 Prozent aller Gebäude im Gazastreifen.

Der Wiederaufbau soll nach dem Willen der EU-Kommission erst angegangen werden, wenn wieder "stabile politische Verhältnisse" herrschen. Außenkommissarin Benita Ferrero-Waldner sagte am Montag in Brüssel, sie begrüße die Waffenruhe, dank derer Hilfslieferungen an die leidende Bevölkerung möglich seien. Sie fordere alle Beteiligten auf, dafür zu sorgen, dass sich Mitarbeiter von Hilfsorganisationen frei bewegen können. Dazu zähle die Öffnung von Grenzübergängen.

Hilfslieferungen begonnen
Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) begann unterdessen mit der Verteilung von Nothilfe an 8.000 Familien. In den kommenden drei Wochen sollen Küchenutensilien, Zeltplanen, Hygieneartikel und Decken an Familien verteilt werden, die alles verloren hätten, sagte IKRK-Sprecherin Dorothea Krimitsas am Montag in Genf.

Zur Unterstützung der 1,4 Millionen Menschen im Gazastreifen sind nach Einschätzung der Vereinten Nationen mehrere hundert Millionen Dollar an Soforthilfe nötig. Der Wiederaufbau der im Krieg zwischen Israel und der Hamas zerstörten Infrastruktur werde Milliarden kosten, sagte der UNO-Nothilfekoordinator John Holmes am Montag. "Es mag zwar noch unklar sein, wer in diesem Konflikt gewonnen hat, aber es ist klar, wer ihn verloren hat, und das ist die Bevölkerung des Gazastreifens und in einem geringeren Umfang auch die zivile Bevölkerung im Süden Israels", so Holmes.

Ban Ki-moon auf dem Weg in den Gaza-Streifen
UNO-Generalsekretär Ban Ki-moon wollte noch am Dienstag in den Gazastreifen reisen und sich ein Bild von den Schäden machen. Ban wird dann der ranghöchste Vertreter der internationalen Gemeinschaft sein, der das Autonomiegebiet nach der Machtübernahme der Hamas im Juni 2007 besucht. Ein Treffen des UNO-Generalsekretärs mit Mitgliedern der radikalen Organisation ist nicht geplant.

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