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Israels Bodentruppen rücken in Gaza-Streifen vor

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Israelische Bodentruppen haben mit dem Einmarsch mit Bodentruppen in den Gaza begonnen.

Bei dem seit Tagen erwarteten israelischen Einmarsch in den Gaza-Streifen ist es zu heftigen Gefechten zwischen Kämpfern der radikal-islamischen Hamas und israelischen Infanteristen gekommen. Unterstützt von Panzern und Kampfhubschraubern rückten Soldaten am Samstagabend in den Norden und Osten des Palästinensergebiets vor. Gaza werde auch von See her von der Marine beschossen. Auf Live-Bildern des Fernsehens waren in der Nacht auf Sonntag Explosionen in Gaza zu sehen. Leuchtkugeln erhellten den Himmel, während Rauchsäulen aufstiegen. Teilweise fiel der Strom aus.

Erster israelischer Soldat getötet
Die israelische Offensive hat einem ersten Soldaten das Leben gekostet. Die israelischen Streitkräfte erklärten am Sonntag, der Soldat sei in der Früh im Norden des palästinensischen Autonomiegebiets getötet worden. Es ist der erste Todesfall in den Reihen der israelischen Streitkräfte seit Beginn der Bodenoffensive am Samstagabend. 32 Soldaten erlitten offiziellen Angaben zufolge bei den Bodenkämpfen Verletzungen. In den ersten Stunden der Bodenoffensive wurden nach Armeeangaben 20 bis 30 Hamas-Kämpfer getötet.

Überfüllte Spitäler
Die Verletzten werden meist in halsbrecherischen Fahrten mit privaten Pkws zum völlig überforderten Shifa-Krankenhaus gebracht. Eine ausländische Ärztin, die dort freiwillig Dienst leistet, spricht von einem Alptraum für die Patienten. Viele seien schwer verletzt und entstellt von Granatsplittern. Die Gänge in dem Hospital sind rot von Blut gefärbt. Das Krankenhaus ist vollkommen überfüllt.

Krieg wird nicht schnell vorüber sein
Die israelische Militäroperation wird laut Verteidigungsminister Ehud Barak nicht schnell vorüber sein. Der Einsatz "wird nicht leicht, und er wird nicht kurz sein. Wir wollen keinen Krieg, aber werden unsere Bürger nicht den anhaltenden Raketenangriffen der Hamas ausliefern."

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Präsident Peres gegen Waffenstillstand
Auch Israels Präsident Shimon schließt einen Waffenstillstand mit der Hamas aus: Es sei inakzeptabel, dass die Hamas ihren Raketenbeschuss fortsetze und Israel eine Feuerpause verkünde, sagte Peres am Sonntag. Dies ergebe keinen Sinn.

"Die Hamas braucht eine echte und ernsthafte Lektion und die bekommt sie jetzt", sagte Peres. Eine erneute Besetzung der Küstenregion schloss er aber aus. "Wir beabsichtigen nicht, den Gazastreifen einzunehmen oder die Hamas zu vernichten; wir wollen lediglich den Terror vernichten."

Hamas drohte mit Entführungen
Der bewaffnete Hamas-Arm, die Ezzedin-al-Kassam-Brigaden, erklärte, Israel werde für seine Offensive "einen hohen Preis" bezahlen. Die Hamas hatte für den Fall einer Bodenoffensive mit der Entführung israelischer Soldaten gedroht. Im Gaza-Streifen leben etwa 1,5 Millionen Palästinenser. Israel will mit der seit einer Woche andauernden Militäraktion den Raketenbeschuss seines Territoriums durch palästinensische Extremisten stoppen.

"Terrorinfrastruktur der Hamas zerstören"
Die israelische Armee werde im Gaza-Streifen einige Gebiete einnehmen, aus denen Raketen auf Israel abgefeuert worden sein, sagte Militärsprecherin Avital Leibovitch. "Wir wollen die Terrorinfrastruktur der Hamas in dem Gebiet zerstören", sagte sie.

520 Tote: blutigster Militärangriff bislang
Der israelische Militäreinsatz im Gazastreifen ist der bisher blutigste in der Geschichte der autonomen Palästinensergebiete überhaupt. Seit dem 27. Dezember seien mindestens 520 Menschen getötet worden, sagte ein Sprecher der Gesundheitsbehörde in Gaza. Weitere 2500 hätten Verletzungen erlitten.

USA fordern Waffenstillstand
Die USA sprachen sich in einer ersten Reaktion für einen beiderseitigen Waffenstillstand aus. Washington arbeite auf eine Feuerpause hin, die "keine Rückkehr zum status quo ante" erlaube, sagte US-Außenamtssprecher Sean McCormack. "Es ist offenkundig, dass dieser Waffenstillstand so schnell wie möglich geschlossen werden muss, aber wir brauchen eine Waffenpause, die dauerhaft und von Bestand ist", ergänzte er. Gleichzeitig äußerten sich die USA besorgt über die humanitäre Lage im Gaza-Streifen. Washington forderte die israelische Regierung auf, die möglichen Konsequenzen der Militäraktion für die Zivilisten zu bedenken.

Internationale Kritik
"Beunruhigt und bestürzt" über die Militäroperation zeigte sich Großbritannien. "Die laufenden Ereignisse zeigen die dringende Notwendigkeit einer Waffenruhe", sagte Außenminister David Miliband. Er verwies zugleich auf die Bemühungen der Europäischen Union um eine dauerhafte Waffenruhe in Nahost und die in den kommenden Tagen bevorstehenden Besuche der EU-Troika und des französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy in der Region.

Auch Frankreich - bis vor wenigen Tagen EU-Ratsvorsitzender - verurteilte die Situation. In einem von der französischen UN-Botschaft in New York verbreiteten Statement des Außenministeriums hieß es, die Regierung in Paris verurteile gleichermaßen die fortgesetzten Raketenangriffe der radikal-islamischen Hamas auf Ziele in Süd-Israel.

Foto: (c) APA

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