Zehntausende

Menschenkette im Gaza-Streifen gebildet

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Am Montag protestieren Palästinenser mit einer Menschenkette gegen die Blockade des Gaza-Streifens. Israel befürchtet Unruhen.

Zahlreiche Palästinenser haben am Montag im Gaza-Streifen mit einer Menschenkette gegen die monatelange Blockade durch Israel protestiert. Die in dem Küstengebiet herrschende Hamas-Bewegung, die den Massenprotest organisiert hatte, sprach von 50.000 Teilnehmern. Israelische Medien berichteten, es hätten erheblich weniger Menschen als erwartet teilgenommen. Ein von den israelischen Behörden zunächst befürchteter Sturm palästinensischer Zivilisten auf die Grenze blieb bis zum frühen Nachmittag aus. Israel versetzte seine Truppen entlang der Grenze in Alarmbereitschaft. Bei zwei israelischen Luftangriffen auf Ziele im Gaza-Streifen wurden am Montagmorgen drei Hamas-Mitglieder getötet. Ein Sprecher des Krankenhauses in Gaza teilte mit, zwei weitere Menschen seien verletzt worden.

Kein Grenz-Sturm geplant
Der stellvertretende Verteidigungsminister Matan Vilnai sagte im israelischen Rundfunk: "Wir haben nicht vor, in dieser Hinsicht mit uns spaßen zu lassen". Auf die Frage, ob die israelischen Truppen notfalls auch scharf schießen würden, fügte er hinzu: "Alles, was unternommen werden muss, wird unternommen werden." Die palästinensischen "Volkskomitees gegen die Belagerung" teilten mit, die Demonstrationsteilnehmer seien angewiesen, sich von der Grenze fernzuhalten. Im Jänner hatten Hunderttausende von Palästinensern die Grenze zu Ägypten gestürmt. Hamas-Kämpfer hatten zuvor Breschen in die Grenzabsperrung gesprengt.

Nach dem Abzug der israelischen Armee und der israelischen Siedler aus dem Gaza-Streifen 2005 ist das Küstenterritorium nicht zur Ruhe gekommen. Im Juni 2007 übernahm die radikale islamische Hamas nach blutigen Gefechten mit der Fatah von Präsident Mahmoud Abbas die alleinige Kontrolle, damit kam es zu einer faktischen Trennung vom Westjordanland. Militante Palästinenser stellten ihren Beschuss israelische Ortschaften mit Kleinraketen nicht ein. Die Folge der israelischen Blockademaßnahmen war eine dramatische Zuspitzung der Versorgungslage in dem 45 Kilometer langen und zehn Kilometer breiten Gaza-Streifen, dessen Gesamtfläche mit 360 qkm kleiner ist als jene des Bundeslandes Wien. Der Gaza-Streifen ist eines der am dichtesten besiedelten Gebiete, wo die Geburtenrate eine der weltweit höchsten ist. Derzeit leben dort rund 1,5 Millionen Palästinenser. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung ist unter 15 Jahre alt. Ein Großteil lebt in völliger Armut in Flüchtlingslagern. Weit mehr als die Hälfte der erwerbsfähigen Bevölkerung ist arbeitslos.

Radikale fordern gezielte Tötungen
In Israel fordern rechtsgerichtete Parteien weitere "gezielte Tötungen" von Anführern der Hamas. Seit 2004 waren der Hamas-Gründer Scheich Ahmed Yassin und dessen Nachfolger an der Spitze der Organisation, Abdelaziz Rantisi, sowie weitere Funktionäre solchen "gezielten Tötungen" durch die israelische Armee zum Opfer gefallen. Diese Praxis war von den Vereinten Nationen und der EU verurteilt worden.

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