Die Leiche einer russischen Künstlerin und Kritikerin des scheidenenden Präsidenten Wladimir Putin ist in einer Schleuse in Berlin gefunden worden.
Sie war mit Gewichten beschwert. Es gebe aber nach wie vor keinen Hinweis auf ein "Fremdverschulden" in dem Fall, sagte der Sprecher der Berliner Staatsanwaltschaft, Michael Grunwald, am Wochenende. Anna Mikhalchuk, die seit Karfreitag vermisst war, könnte sich auch selbst mit den Gewichten beschwert haben.
Seit November in Berlin
Die deutschen Ermittler gehen bisher von
einem Selbstmord der Russin aus, die als depressiv galt und mit der
ermordeten russischen Journalistin Anna Politkowskaja bekannt war. Sie lebte
mit ihrem Mann seit dem vergangenem November in Berlin.
Kritik an Obduktion
Die Staatsanwaltschaft wies zugleich einen
Bericht des "Berliner Kurier" vom Samstag zurück, wonach die Obduktion der
Leiche zu spät vorgenommen worden sei, so dass Verletzungsspuren nicht mehr
eindeutig hätten zugeordnet werden können. Der Sprecher hob hervor, dass
Wasserleichen nach dem Auffinden sofort auf Eis gelegt werden und dadurch
kein "Beweismittelverlust" eintrete. Doch sei ein Verletzungsbild nach drei
Wochen im Wasser ohnehin nicht mehr klar nachvollziehbar.
Aufklärung gefordert
Die Berliner CDU übte Kritik an der
Staatsanwaltschaft. Der Vorsitzende des Innenausschusses im
Abgeordnetenhaus, Peter Trapp, sagte dem "Berliner Kurier am Sonntag": "Wenn
es wirklich keine Sofortobduktion gab, ist das ein Skandal." Wenn eine
bekannte russische Dissidentin in Berlin stirbt, sei Eile geboten. "Und wenn
sie dazu mit Steinen in den Jackentaschen in der Spree liegt, müssen alle
Alarmglocken klingeln", sagte er. Auch der justizpolitische Sprecher Sven
Rissmann forderte von Innensenator Ehrhart Körting (SPD) umgehende
Aufklärung.
Seit März vermisst
Die 52-jährige Künstlerin war von ihrem
Mann im März vermisst gemeldet und drei Wochen später von Schleusenwärtern
in einem Schleusenbecken unweit der Mühlendammbrücke im Berliner Stadtbezirk
Mitte entdeckt worden. Im Zusammenhang mit einer umstrittenen Ausstellung
stand sie 2005 in Russland vor Gericht, wurde aber freigesprochen.