Anders als die Dänen

Schweden setzt auf Dialog im Karikaturenstreit

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Die Mohammed-Karikaturen haben in der islamischen Welt für Empörung gesorgt. Schwedens Premier Reinfeldt schlichtet nun im Streit.

Anderthalb Jahre nach der islamischen Protestwelle gegen Mohammed-Karikaturen aus Dänemark kann Schwedens Ministerpräsident Fredrik Reinfeldt erste Erfolge bei seinem Kampf gegen eine Neuauflage der Auseinandersetzungen verbuchen. Von sich aus lud der konservative Regierungschef am Freitag Botschafter aus mehr als 20 islamischen Ländern zum Dialog über die neue schwedische Zeichnung mit Mohammed als Hund in seine Kanzlei - und wurde eine Stunde später mit geradezu verblüffender Freundlichkeit von den diplomatischen Vertreter aus Ländern wie dem Iran, Syrien und Ägypten belohnt.

Teheran lobt Stockholm
"Dialog ist der einzige Weg", sagte Teherans Vertreter Hassan Ghashgavi und lobte ausdrücklich das Vorgehen der Stockholmer Regierung. Wie anders hatte das alles Ende 2006 und Anfang 2007 im benachbarten Kopenhagen geklungen, nachdem "Jyllands-Posten" zwölf Karikaturen mit dem islamischen Propheten veröffentlicht hatte.

Damals verweigerte Dänemarks Ministerpräsident Anders Fogh Rasmussen ein von Botschaftern islamischer Länder erbetenes Treffen. Es gebe nichts zu besprechen, beschied der Regierungschef die Diplomaten knapp und verwies auf die Unantastbarkeit der Meinungsfreiheit. Einige Wochen später stand die dänische Botschaft in Damaskus in Flammen, mehr als hundert Menschen starben bei gewalttätigen Demonstrationen zwischen Indonesien und dem Sudan.

Andere Strategie
Reinfeldt bezog sich auch am Freitag deutlich auf diesen Hintergrund, als er seine völlig andere Strategie zu den beginnenden Protesten gegen die Hundezeichnung begründete: "Wir haben ja Erfahrungen von früher, und da will ich vorbeugend alles nur Erdenkliche tun, damit sich die Sache nicht unglücklich entwickelt." Aus diesem Grund hatte er ebenfalls von sich aus Mitte der Woche Vertreter der knapp 400.000 in Schweden lebenden Muslime in der Stockholmer Moschee aufgesucht und auch mit diesen Einigkeit darüber herstellen können: Eine Eskalation des Konfliktes nutze niemandem.

Ganz anders als in Dänemark reagierten auch die schwedischen Medien auf die erste, noch friedliche Protestwelle gegen die Mohammed-Zeichnung. In Kopenhagen hatten höchst dubiose Imame aus islamischen Winz-Gemeinden mit forschen bis aberwitzigen Protestaufrufen fast nach Belieben Schlagzeilen gemacht und anschließend in Nahost weitergetrommelt. Die folgende Eskalation war dann für manche Beobachter auch eine Quittung für die mitunter atemberaubend rauhe Tonart dänischer Politiker und Leitmedien gegenüber Zuwanderern generell.

So etwas wolle man in Schweden ganz bestimmt nicht, hatte Reinfeldt schon vor seinem Amtsantritt im letzten Oktober gesagt und die traditionell recht liberale Ausländerpolitik seines Landes weitergeführt. So ist Schweden das europäische Land, das mit Abstand die meisten irakischen Flüchtlinge aufnimmt. "Klug gemacht, Reinfeldt" meinte die Zeitung "Expressen" zur Einladung des Regierungschefs an die islamischen Botschafter.

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