Management-Fehler

UNICEF Deutschland verliert Spendensiegel

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"Das trifft uns hart": UNICEF reagiert schockiert auf die Aberkennung des Spendensiegels. Der dubiose Umgang mit Geldern führte dazu.

Das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI) entzieht der deutschen Sektion der UNO-Kinderhilfsorganisation UNICEF das Spendensiegel, wie das DZI am Mittwoch in Berlin nach wochenlanger Prüfung mitteilte. Zur Begründung erklärte das Institut, dass unter anderem Provisionen an Spendenwerber "trotz entsprechender Fragen im jährlichen Prüfverfahren" verschwiegen worden seien. Damit habe UNICEF Deutschland gegen die Standards des Siegels verstoßen. Es habe auch weitere Mängel im Auskunftsverfahren gegeben. Das Spendensiegel des DZI gilt als Garant für die Seriosität einer Hilfsorganisation.

Rücktritte
Der deutschen Sektion des UNO-Hilfswerks in Köln wird vorgeworfen, in der Vergangenheit mit Spendengeldern nicht ordnungsgemäß umgegangen zu sein. Nach wochenlanger heftiger Kritik waren die Vorsitzende Heide Simonis und der Geschäftsführer Dietrich Garlichs zurückgetreten.

UNICEF habe von 2004 bis 2007 drei professionelle Spendenwerber erfolgsabhängig bezahlt, Nachfragen aber stets verneint, so das DZI in seiner Mitteilung. Die Management-, Leitungs-, und Aufsichtsstrukturen von UNICEF müssten durchgreifend verbessert werden, damit sich derartige Fehler nicht wiederholten.

Das Siegel soll den Spendern bei ihrer Entscheidung Ratgeber sein, wem sie spenden wollen. Voraussetzung für die Zuerkennung eines Spendensiegels des DZI ist unter anderem die nachprüfbare und sparsame Verwendung der Mittel sowie eine nachvollziehbare Rechnungslegung. Auch dürfen grundsätzlich keine Prämien, Provisionen oder Erfolgsbeteiligungen für die Vermittlung von Spenden vergeben werden.

Derzeit tragen nach Angaben des Zentralinstituts rund 230 gemeinnützige Organisationen in Deutschland das Siegel. UNICEF hatte das Siegel ununterbrochen seit 1995.

"Das trifft uns hart"
UNICEF reagierte schockiert auf die Aberkennung des Spendensiegels. "Dieses Urteil trifft uns hart. Damit hatten wir nicht gerechnet", sagte der interimistische Vorsitzende der Deutschland-Sektion, Reinhard Schlagintweit, am Mittwoch in Köln. Die Entscheidung solle nun Anlass sein, "mit allen Kräften an die Reform unserer Arbeit und unserer Strukturen zu gehen".

Schlagintweit räumte ein, dass in der Vergangenheit Fehler gemacht wurden. Bei den vom Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen (DZI) kritisierten Punkten habe es sich jedoch um Ausnahmefälle gehandelt. "UNICEF arbeitet insgesamt sorgfältig und verantwortungsvoll", erklärte er. Das Kinderhilfswerk wolle nun alles dafür tun, damit solche Fehler in Zukunft nicht mehr passierten. Die Arbeitsweisen würden bereits neu strukturiert.

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