Libanon

Vier Tote nach Protesten in Beirut

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Zwei Tage nach dem Generalstreik hat es erneut Unruhen in Libanons Hauptstadt Beirut gegeben. Mindestens vier Menschen starben.

Bei Protesten gegen die anti-syrische libanesische Rumpfregierung sind am Donnerstag in Beirut Sicherheitskreisen zufolge vier Menschen getötet und rund 100 verletzt worden. Die Armee verhängte nach den Vorgängen eine nächtliche Ausgangssperre über die Hauptstadt. Die Anordnung gelte bis Freitagfrüh, teilte ein Militärsprecher am Donnerstagabend mit. Der Chef der pro-syrischen Schiiten-Organisation Hisbollah, Hassan Nasrallah, ordnete in einem religiösen Edikt an, dass alle Anhänger die Straße zu verlassen hätten. Sein pro-westlicher Gegenspieler, Ministerpräsident Fouad Siniora, ein Sunnit, rief unterdessen von Paris aus zur Ruhe auf.

Lage beruhigt sich nach Politiker-Appellen
Scheich Nasrallah forderte seine Anhänger im Fernsehen auf, in die Wohnungen zurückzukehren und die Anweisungen der Armee zu befolgen. Nach den Appellen der beiden Politiker beruhigte sich die Lage zwar, doch in einigen Vierteln der Hauptstadt blieb die Lage auch nach Einbruch der Dunkelheit gespannt.

Anhänger der Regierung steckten in einem Sunnitenviertel ein Gebäude in Brand, in dem sich das Büro einer pro-syrischen Partei befindet, wie Augenzeugen berichteten. Es seien Brandsätze gegen das Haus geschleudert worden, hieß es. Erst am Dienstag waren drei Menschen am Rande eines Generalstreiks getötet worden, mit dem die von der radikal-islamischen Hisbollah angeführte Opposition ihren Machtkampf mit der pro-westlichen Regierung verschärft hatte.

Ausschreitungen in Beirut
Den Sicherheitskreisen zufolge wurden bei den Protesten am Donnerstag zwei Studenten sowie zwei weitere Menschen getötet. Zu den Ausschreitungen zwischen Regierungsanhängern und -gegnern kam es an der Arabischen Universität, die in einem mehrheitlich sunnitischen Viertel von Beirut liegt. Studenten gingen auf einander los, bewarfen sich mit Steinen und Stöcken und jagten einander durch die Straßen. Andere setzten Autos und Reifen in der näheren Umgebung in Brand.

Soldaten versuchten Augenzeugen zufolge vergeblich, die Gruppen mit Warnschüssen auseinander zu treiben. Sie setzen auch Tränengas ein. Die Armee brachte zudem einige Studenten in Militärlastwagen weg. Augenzeugen zufolge wurde auch von den Dächern umliegender Häuser auf die Studenten geschossen. Zudem soll es in einem weiteren Viertel der Hauptstadt zu Gewalt gekommen sein: Schiiten hätten eine sunnitische Schule angegriffen, sagten Augenzeugen.

Massenproteste im Libanon
Die pro-syrischen Schiiten-Bewegungen Hisbollah und Amal sowie ein christlicher Minister sind aus Sinioras vom Westen unterstützter Regierung ausgezogen. Seither kam es wiederholt zu Massenprotesten im Libanon. Die Opposition wirft der Regierung Korruption vor und behauptet, sie folge dem Diktat Washingtons. Sie fordert ein Veto-Recht für die pro-syrischen Kräfte im Kabinett. Die Regierung erklärt ihrerseits, der Opposition gehe es vor allem darum, die Aufklärung des Mordes am früheren Ministerpräsidenten Rafik Hariri zu verhindern, bei der syrische Funktionäre im Visier der Ermittler stehen. Das Tribunal soll außerdem weitere politische Morde an anti-syrischen Politikern und Journalisten der vergangenen eineinhalb Jahre aufklären.

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