Holocaust-Eklat

Weiterer Priester leugnet Shoah

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Die jüdische Gemeinde ist über die Worte von Benedikt XVI. erfreut. Ein anderer Priester goss aber neues Öl ins Feuer.

Weiterhin erheblich belastet sind die Beziehungen zwischen der katholischen Kirche und der jüdischen Welt nach der Aufhebung der Exkommunikation des traditionalistischen Bischofs und Holocaust-Leugners Richard Williamson. Nachdem das israelische Großrabbinat die Verurteilung jeglicher Shoa-Leugnung durch Papst Benedikt XVI. am Mittwoch als "großen Schritt nach vorne" bezeichnet hatte, zeigte sich Rabbiner David Rosen am Donnerstag hingegen weiterhin unzufrieden.

Öl in Feuer goss schließlich Pater Floriano Abrahamowicz von der traditionalistischen Priesterbruderschaft St. Pius X. in Italien, der meinte, die KZ-Gaskammern hätten zur "Desinfizierung" gedient.

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Floriano Abrahamowicz, Foto: (c) APA

Rosen erfreut
Rabbiner Rosen, der maßgeblich am interreligiösen Dialog zwischen Katholiken und Juden beteiligt ist, ist erfreut über die Solidarität des Papstes mit den Juden. Von Pater Abrahamowicz forderte er allerdings eine Entschuldigung. Trotz des Eklats sieht Rosen aber keine neue Eiszeit im Verhältnis zwischen Juden und dem Vatikan.

Der Papst hatte am Mittwoch die Leugnung des Holocaust verurteilt und daran erinnert, dass er mehrfach in das Vernichtungslager Auschwitz gereist sei - "eines der Lager, wo das abscheuliche Massaker an Millionen Juden verübt wurde".

Israels Großrabbinat hatte die Worte des Papstes noch am gleichen Tag als "großen Schritt nach vorne" bezeichnet. "Es handelt sich um eine sehr wichtige Aussage für uns und für die ganze Welt", hatte der Generaldirektor des Großrabbinats, Oded Wiener (rpt. Wiener), gesagt. Das israelische Großrabbinat hatte aus Protest gegen die Aufhebung der Exkommunikation von Williamson durch den Papst die offiziellen Beziehungen zum Vatikan abgebrochen.

Nur zur Desinfizierung
Nach solchen ersten Anzeichen der Wieder-Annäherung hat am Donnerstag allerdings ein weiterer Fall von Holocaust-Leugnung durch einen Lefebvre-Priester Schlagzeilen gemacht: "Ich weiß, dass es die Gaskammern gegeben hat, zumindest zur Desinfizierung. Ich kann aber nicht sagen, ob darin Menschen getötet wurden oder nicht, weil ich die Angelegenheit nicht vertieft habe", sagte Pater Floriano Abrahamowicz, Chef der Lefebvre-Gemeinschaft in den nordöstlichen Regionen Italiens im Interview mit der regionalen Tageszeitung "La Tribuna di Treviso". Die Aussagen wurden binnen kürzester Zeit von allen großen Medien Italiens zitiert.

"Unvorsichtigkeit"
Der Priester meinte, dass die Leugnung der Shoah durch Williamson eine "Unvorsichtigkeit" gewesen sei. Er betonte, dass es Widersprüche im Zusammenhang mit den Opfern des Holocausts gebe. Die Opferzahl sei unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg den amerikanischen und britischen Kräften "auf der Welle der Emotionen" mitgeteilt worden.

Im "Eifer" habe das Oberhaupt der deutschen jüdischen Gemeinschaft den Amerikanern einfach eine Zahl genannt." Wie konnte er aber diese (Zahl) genau wissen? Für ihn war das Wichtige, dass diese Opfer aus religiösen Gründen ungerecht getötet wurden. Die Kritik, die man wegen der Art der Behandlung des Holocausts anbringen kann, ist, dass man ihm gegenüber anderen Völkermorden Priorität einräumt", so der Priester, der die Messe auf traditionalistische, vor-konziliäre Weise auf Latein zelebriert, u.a. hatte er das 2007 für den Chef der rechten Lega Nord, Umberto Bossi, getan.

Keine Antisemit
Abrahamowicz versicherte allerdings, dass er keineswegs antisemitisch sei. Kein Katholik könne antisemitisch sein. Er selber habe von väterlicher Seite jüdische Wurzeln. Er hoffe, dass die Juden bald "unseren Herren Jesus Christus umarmen werden".

Foto (c) AP

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