UN-Tribunal

Chefanklägerin Carla del Ponte tritt zurück

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Del Ponte spricht über die Höhen und Tiefen ihrer Amtszeit und von ihrer Enttäuschung, dass Mladic und Karadzic weiter flüchtig sind.

Die scheidende Anklägerin des UNO-Tribunals für Kriegsverbrechen im ehemaligen Jugoslawien, Carla del Ponte, betrachtet die Festnahme des einstigen jugoslawischen Präsidenten Slobodan Milosevic und seine Überstellung an das Haager Gericht im Juni 2001 als ihren größten Erfolg. Sein Tod im März 2006 nur zwei Monate vor dem Abschluss des Prozesses sei gleichzeitig ihre große Enttäuschung gewesen, sagte Del Ponte der serbischen Presseagentur Beta.

Del Ponte enttäuscht: Mladic und Karadzic flüchtig
Sie sei über die Tatsache, dass der ehemalige Militärchef der bosnischen Serben, Ratko Mladic, und der frühere Präsident der Republika Srpska, Radovan Karadzic, die "nach Milosevic für die Kriegsverbrechen und den Völkermord in Bosnien-Herzegowina am verantwortlichsten waren, weiterhin flüchtig sind, äußerst enttäuscht". "Meine Enttäuschung ist eine objektive, da ich mir nicht vorwerfen kann, Fehler begangen zu haben. Ich habe alles, was ich konnte, getan", stellte die Chefanklägerin fest.

92 Angeklagte und 63 Verurteilungen
Prinzipiell könne sie die Ergebnisse ihrer Amtszeit aber positiv bewerten. An das UNO-Tribunal wurden während ihrer achtjährigen Amtszeit 92 Angeklagte überstellt, 63 Angeklagte wurden verurteilt. Das Tribunal hat das von bosnisch-serbischen Truppen angerichtete Massaker in Srebrenica als Völkermord definiert, Vergewaltigungen wurden zum ersten Mal als Verbrechen gegen die Menschlichkeit eingestuft.

Daumenschrauben für Serbien: Mladic muss ausgeliefert werden
Zum Ende ihres Mandats hin hat Del Ponte den Belgrader Behörden bei ihrem Besuch zu Wochenbeginn noch einmal die Daumenschrauben angelegt. "Am 10. Dezember muss Mladic in Den Haag sein, oder der Bericht (an den Weltsicherheitsrat) wird wegen der ausgebliebenen vollen Zusammenarbeit negativ sein", so ihr Ultimatum. Sie widersetze sich einer Unterzeichnung des Stabilisierungs- und Assoziierungsabkommens (SAA) mit Serbien, solange Mladic nicht festgenommen sei. Das SAA ist die Voraussetzung für einen EU-Beitritt des Landes.

Weitere Karriere als Schweizer Botschafterin
Das Mandat von Del Ponte läuft am Jahresende ab. Sie wird daraufhin als Schweizer Botschafterin nach Argentinien gehen. Zu ihrem Nachfolger im Amt des UN-Chefanklägers ist der belgische Staatsanwalt Serge Brammertz bestellt worden.

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