Spanischer Oppositions-Chef

Wurde Politiker der Master "geschenkt"?

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Oberstes Gericht prüft Vorwürfe gegen Chef der spanischen Volkspartei.

Der neue Chef der oppositionellen spanischen Volkspartei (PP), Pablo Casado, soll sich seinen Master erschlichen haben. Das oberste Gericht prüft seit Montag, nur 17 Tage nach seiner Wahl zum neuen Parteichef, Vorwürfe, wonach sich Casado seinen Abschluss an der König-Juan-Carlos-Universität in Madrid "schenken" habe lassen, wie Ermittlungsrichterin Carmen Rodriguez-Medel laut Medienberichten bekanntgab.
 
Casado, Jahrgang 1981, soll den Studiengang im Fach Jus 2008 mit Auszeichnung abgeschlossen haben, obwohl er - nach eigenen Angaben - keinen der Kurse besuchte. Der Abschluss könnte ein "akademisches Geschenk" gewesen sein wegen der "politischen und institutionellen Relevanz" des damaligen Abgeordneten des Madrider Stadtparlaments, lautet der Vorwurf der Ermittlungsrichterin.
 
Casado wies am Montag in einer eilig anberaumten Pressekonferenz alle Vorwürfe zurück und bezeichnete sich als "Opfer einer politischen Verfolgung". Im April war bereits eine andere Spitzenpolitikerin über eine ganz ähnliche Affäre gestolpert. Die Madrider Regionalpräsidentin Cristina Cifuentes von der PP musste zurücktreten, nachdem ihr Betrug vorgeworfen war. Sie soll sich ebenfalls ihren Master in Jus an der König-Juan-Carlos-Universität erschlichen haben.
 
Die Vorwürfe treffen die konservative spanische Volkspartei zu einem besonders heiklen Zeitpunkt. Casados Aufgabe sollte es eigentlich sein, die Partei neu aufzustellen und ihr nach den zahlreichen Korruptionsaffären zu einem neuen, saubereren Image zu verhelfen. Der PP setzt die Konkurrenz der liberalen Ciudadanos (Bürger) zu. Gleichzeitig ziehen die seit kurzer Zeit regierenden Sozialisten (PSOE) unter Pedro Sanchez in Umfragen an der PP vorbei. Casado positionierte sich in seinen ersten zwei Wochen als Parteichef deutlich rechts von seinem nach Korruptionsvorwürfen zurückgetretenen Vorgänger Mariano Rajoy. Unter anderem schoss er sich auf Flüchtlinge ein, ein bisher neues Phänomen bei den spanischen Konservativen.
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