Untersuchungen angekündigt

Wut in den USA: Polizei tötet erneut schwarze Bürgerin

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Weißer Polizist des Mordes beschuldigt - Behörden wollen Vorfall untersuchen.

Fort Worth (Texas)/Washington. Ein erneuter tödlicher Polizeischuss auf eine Schwarze hat in den USA Trauer und Wut ausgelöst. Ein weißer Polizist wurde in der texanischen Stadt Fort Worth festgenommen, nachdem er bei einem Einsatz die am Fenster ihres Hauses stehende 28-jährige Atatiana Jefferson erschossen hatte. Die Familie der Toten forderte eine umgehende Reaktion der Behörden.
 
Polizei und Stadtverwaltung sicherten eine Aufklärung des Vorfalls zu. Der weiße Polizist Aaron Dean, der den Schuss abgegeben hatte, wurde am Montag des Mordes beschuldigt, wie die Behörden mitteilten. Er befinde sich in Haft. Wie der örtliche Polizeichef Ed Kraus sagte, erklärte Dean bereits seinen Rückzug aus dem Polizeidienst.
 

Polizei eröffnete das Feuer

 
Der dramatische Vorfall hatte sich am vergangenen Freitagabend ereignet. Ein Nachbar rief die Polizei, weil die Tür zu Jeffersons Haus offen stand. Zwei eintreffende Polizisten gingen mit Taschenlampen um das Haus, wie veröffentlichte Körperkamera-Aufnahmen zeigen. Als am Fenster im Inneren des Hauses eine Silhouette erscheint, eröffnet Dean das Feuer und trifft Jefferson tödlich. Auf den Aufnahmen ist zu hören, wie der Polizist ruft "Hände hoch, zeig mir deine Hände" und dann sofort schießt.
 
Jefferson hatte nach Angaben des Anwalts ihrer Familie mit ihrem achtjährigen Neffen ein Videospiel gespielt und war ans Fenster gegangen, als sie Geräusche gehört hatte. Sie starb vor den Augen ihres Neffen. Die Haustür hatte sie geöffnet, um frische Luft ins Haus zu lassen.
 
Die Polizei erklärte, der Beamte habe eine "Gefahr" wahrgenommen. Die Behörden räumten aber ein, dass Dean sich nicht als Polizist ausgewiesen hatte. Polizeichef Kraus machte Deans Namen öffentlich und stellte eine "gründliche und transparente und schnelle Untersuchung" des Vorfalls zu.
 
Der Anwalt der Familie verurteilte eine "brutale" Polizeikultur in der nahe Dallas gelegenen Stadt. Jeffersons Bruder Darius Carr forderte umgehende Schritte der Behörden. "Dieser Mann hat jemanden ermordet", sagte er zu Journalisten.
 

Bürgermeister zutiefst bestürzt

 
Die Bürgermeisterin von Fort Worth, Betsy Price, zeigte sich bestürzt über den tödlichen Schuss. "Unsere Herzen sind heute gebrochen", sagte sie auf einer Pressekonferenz. Die 28-Jährige sei "ungerechterweise von ihrer Familie genommen" worden. Price kündigte an, ein unabhängiges Expertengremium werde den Vorfall überprüfen.
 
Bereits am Sonntag hatten Hunderte Trauernde an einer Mahnwache für die Erschossene teilgenommen, wie örtliche Medien berichteten. Manche Teilnehmer weinten, andere schrien vor Wut. Der Pastor von Fort Worth, Michael Bell, forderte die Trauernden demnach auf, ihre Wut auf die Straße zu tragen. Nach Angaben der Lokalzeitung "Star-Telegram" erschossen Polizisten in Fort Worth allein seit Anfang Juni sechs Menschen.
 
In den vergangenen Jahren haben Fälle von tödlicher Polizeigewalt gegen Schwarze immer wieder wütende und teilweise gewalttätige Proteste in den USA ausgelöst. Anfang Oktober war eine weiße US-Polizistin, die einen unbewaffneten Schwarzen in seiner Wohnung erschossen hatte, zu zehn Jahren Haft verurteilt worden.
 
Die Polizistin Amber Guyger hatte sich im September 2018 nach eigenen Angaben bei der Heimkehr von der Arbeit in der Tür geirrt und die einen Stock höher gelegene Wohnung des Mannes mit ihrer eigenen verwechselt. Den im Halbdunkel auf dem Sofa sitzenden Bewohner habe sie versehentlich für einen Eindringling gehalten und auf ihn geschossen.
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