Ex-BAWAG-Chef Helmut Elsner hat am Dienstag im BAWAG-Prozess wieder einmal Ewald Nowotny attackiert.
Anschließend hat er sich selber wieder als Opfer der Politik dargestellt. Nowotny hatte die Bank in der Krise um das Bekanntwerden der hohen Flöttl-Verluste von Anfang 2006 bis Ende 2007 geführt. "Ich habe den starken Verdacht, dass in der Ära Nowotny Unterlagen, Urkunden in Verlust geraten sind", sagte Elsner.
Unterlagen "verloren"
Dabei meine er "verloren
unter Anführungszeichen". Fehlende Unterlagen zu Konten bezüglich
des Casino Jericho und Unterlagen zu mittelfristigen Unternehmensplanungen,
die der Sachverständige Thomas Keppert vermisst, müsse es alle in der Bank
geben. "Ich habe den Verdacht, dass gewisse Unterlagen zur Entlastung
nicht auftauchen".
"Gusenbauer führt die Bank"
Nowotny habe am
Anfang gesagt, er wünsche, dass alle herauskommen. "Er hat sich
vom einen auf den anderen Tag gedreht", sagte Elsner. "Das ist
eine politische Geschichte", meinte der Angeklagte. Professor
Brandstetter habe ihn damals in seiner Wohnung besucht und gesagt, in der
Bank gehe es drunter und drüber, es herrsche Chaos. Brandstetter habe auch
gesagt, er habe aus der Bank gehört, "Gusenbauer führt die Bank,
das Interesse ist, dass Gusenbauer die Wahl gewinnt", sagte Elsner
heute in Bezug auf den SPÖ-Parteichef und nunmehrigen Bundeskanzler Alfred
Gusenbauer.
Brandstetter nicht anwesend
Brandstetter habe die Verteidiger "für
alle" ausgesucht, behauptete Elsner - während andere Verteidiger bei
dieser Aussage heftig den Kopf schüttelten. Ihm, Elsner, habe Brandstetter
Dr. Schubert genannt. "Ein guter Rat", freute sich der Angeklagte
über seinen Anwalt Wolfgang Schubert. Der Strafrechts-Universitätsprofessor
Wolfgang Brandstetter ist im Prozess Privatbeteiligtenvertreter der BAWAG,
er war während Elsners empörtem Ausbruch heute nicht anwesend.
Richterin rügte Elsner: "Versuchen Sie sich zu mäßigen"
Wieder
einmal hat Richterin Claudia Bandion-Ortner einen Appell für besseres
Benehmen an Ex-BAWAG-Chef Helmut Elsner gerichtet. "Versuchen Sie sich zu
mäßigen", meinte die Senatsvorsitzende. Er richte immer wieder spitze
Bemerkungen an den Staatsanwalt, kritisierte die Richterin den Angeklagten:
"Sie sind in einer Verhandlung und haben sich dementsprechend zu benehmen."
Elsner zum Staatsanwalt: "Das ist Blödsinn"
Als
Elsner wiederholt erklärte, während seiner Führung seien nie Unterlagen aus
der Bank verschwunden, schaltete sich Staatsanwalt Georg Krakow ein und
fragte Elsner nach den "Sondervorstandsprotokollen", die Elsner
bei einem Anwalt aufbewahren ließ. "Wer hat diese Unterlagen zum
Dr. Neubauer gegeben?" wollte Krakow wissen. "Irgendein Bote",
antwortete Elsner. "Und der hat das alleine aus dem Tresor genommen?"
fragte Krakow nach. "Das ist ein Blödsinn, die Frage",
reagierte Elsner schroff. Elsner habe also veranlasst, dass wichtige
Bankunterlagen aus der Bank geschafft werden sollten, so Krakow. "Alle
haben gewusst, wo sich das befindet", rechtfertigte sich Elsner, dass
er die Unterlagen zu den "Sondervorständen" über die Verluste
Flöttls in seinem Tresor und dann bei einem Anwalt aufbewahrte.