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Ruth Elsner sagt aus: "Schreckliches passiert"

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Ruth Elsner hat beim Bawag-Prozess ausgesagt: "Mein Mann war vollkommen fertig". Nach dem ersten Verlust habe sie gewusst, dass etwas Schrecklich passiert sei.

Am Montag hat Elsner-Gattin Ruth beim Bawag-Prozess ausgesagt. Dabei spricht sie von Vorahnungen, die Reaktionen auf die ersten Verlust und wie die Bawag-Verluste ihr den Abend verdarben.

Der Anrufbeantworter informiert
Von den ersten großen Verlusten bei den Karibik-Geschäften im Oktober 1998 habe sie erfahren, als sie einmal ihren Anrufbeantworter abgehört habe, sagte Ruth Elsner (50), Gattin des Ex-BAWAG-Generaldirektors und jetzigen Angeklagten Helmut Elsner, bei ihrer Zeugenbefragung am Montag, dem 46. Verhandlungstag im BAWAG-Prozess, aus. Sie habe dabei die Stimme von Wolfgang Flöttl vernehmen können. Dabei habe sie das Gefühl gehabt, dass etwas nicht stimmen konnte.

"Vollkommen fertig!"
Sinngemäß habe Flöttl gesagt: "Helmut, ruf mich in New York an." Das habe sie auch ihrem Mann gesagt. Beim darauffolgenden Gespräch sei sie nicht dabei gewesen, erst danach habe sie ihn gefragt, was los sei. "Du kannst es dir nicht vorstellen, das ganze Geld ist weg", habe ihr Mann gesagt. "Mein Mann war vollkommen fertig", so Ruth Elsner. Sie habe aus der "Blässe" und Körpersprache gewusst, dass etwas ganz Schreckliches passiert ist. Er habe versucht, andere Vorstandskollegen zu erreichen und sei so rasch als möglich nach New York geflogen.

Burianek: "Garantieerklärung Weningers war gültig"
Mittlerweile hat auch der ehemalige Chefbuchhalter des ÖGB Josef Burianek ausgesagt, die Garantieerklärung im Jahr 2001 sei gültig gewesen. Weningers Allein-Unterschrift für die unter Milliarden-Verlusten leidende BAWAG sei rechtlich ausreichend gewesen. Er selbst habe von den Verlusten und Haftungserklärung des ÖGB erst 2006 erfahren.

Beruf: Hausfrau
Elsners jetzige Gattin gab bei ihrer Zeugenbefragung als Beruf "Hausfrau" an. Sie habe von 1975 bis 1985 zehn Jahre lang im Kassensaal der BAWAG gearbeitet, seit 1988 sei sie mit Elsner verheiratet. Den Investmentbanker Wolfgang Flöttl habe sie persönlich erst 1994 oder 1995 kennengelernt. Von den Karibik-1-Geschäften habe sie in erster Linie aus den Medien gewusst. Prinzipiell habe sie mit ihrem Mann nie über Geschäfte gesprochen, sagte Ruth Elsner. "Mein Mann war immer angestrengt", so die Elsner-Gattin. Als Generaldirektor eines großen Wirtschaftsunternehmens sei man in erster Linie Stratege - von 8 bis 16 Uhr. Es habe danach sicher ein bis zwei Stunden gedauert, bis er abschalten konnte, oft sei dies gar nicht gelungen.

Öffentlich verteidigt
Schon im Vorfeld hatte Ruth Elsner ihren 72-jährigen Ehemann Helmut in der Bawag-Causa öffentlich verteidigt: "Alles wird in ein schlechtes Licht gerückt. Und somit ist seine ganze Laufbahn, die er gehabt hat, irgendwie zerstört", betonte sie im September.

Die Ex-Bawag-Angestellte selbst hatte versucht die Angriffe von ihrem Mann fernzuhalten, etwa, dass sich Elsner ein Wasserbett quer durch Österreich in ein Hotel habe nachtransportieren lassen oder seine Krawatten mit dem Halsband seines Hundes abstimme. Das sei "absurd", so Ruth Elsner.

Penthouse-Besitzerin
Fakt ist: Ruth Elsner wohnt weiterhin in dem Penthouse im ersten Wiener Bezirk, das sie im August 2005 um 474.000 Euro plus Umsatzsteuer gekauft hatte. Laut Gutachten soll die Luxus-Wohnung in Wahrheit 2,8 Millionen Euro und damit ein Vielfaches des bezahlten Kaufpreises wert sein.

Nowotny tritt vorzeitig zurück
Knapp acht Monate hat Ewald Nowotny von seinem mit Cerberus unterschriebenen neuen Fünf-Jahresvertrag erfüllt, wenn der BAWAG-Chef zum Jahresultimo nun vorzeitig sein Amt an der Vorstandsspitze niederlegt. Beim kommenden Aufsichtsrat Dienstagmittag wird Nowotny seinen Rücktritt per 31. Dezember 2007 erklären.

Brite soll nachfolgen
Am Dienstagnachmittag soll der Öffentlichkeit das neue "Personalpaket" vorgestellt werden. Als neuer Chef soll der Brite David Roberts designiert werden.

Nationalbank
Hauptgrund für die Top-Personalie in der fünftgrößten Bank des Landes: Nowotny soll im Herbst 2008 an die Spitze der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB) rücken. Dem Vernehmen sollen für den scheidenden Bankchef allerdings auch einige Entscheidungen der vergangenen Wochen ausschlaggebend gewesen sein, schon ein paar Monate früher den "Exit" zu wählen, also seinen Vertrag aufzulösen. Seit Mai ist die BAWAG Teil des Cerberus-Imperiums.

Zwei Jahre lang hat der vor zwei Jahren als Sanierer nach dem Spekulationsskandal ins Haus geholte Nowotny die BAWAG PSK durch die größte Bankenkrise in der österreichischen Nachkriegsgeschichte gesteuert und den Verkauf an den US-Fonds Cerberus im heurigen Mai begleitet. Ab Jänner 2008 führt der von Cerberus nach Wien geschickte derzeitige "Spezialberater" Roberts als neuer Vorstandschef (CEO) dann offiziell die Bank.

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Ruth Elsner sagte über den Dezember 2000 aus: In der Zwischenzeit ist auch der Versuch der BAWAG, gemeinsam mit dem Investmentbanker Wolfgang Flöttl die Verluste von 1998 mit neuen Spekulationsgeschäften auszugleichen gescheitert - sei sie mit ihrem Mann nach London mitgeflogen, sagte Elsners Gattin Ruth Elsner weiter aus. Er habe etwas geschäftliches zu tun, habe ihr Mann zu ihr gesagt. Es seien Theater- und Opernkarten bestellt worden und Weihnachtseinkäufe geplant gewesen.

"Schon so auf die Oper gefreut"
Vor dem Opernbesuch machte sich die Elsner-Gattin fertig. Lange Zeit hieß es aber, sie solle ihn nicht stören. Als er endlich zu ihr kam war er Kreidebleich und sagte: "Du kannst es dir nicht vorstellen, das ganze Geld ist weg." Ruth Elsner weiter: "So habe ich ihn noch nie gesehen, dabei hab ich mich schon so auf die Oper gefreut"

Flöttl dachte an Selbstmord
Ruth Elsner erzählte, dass Flöttl die Absicht gehabt habe, in einem Hotelzimmer Selbstmord zu begehen. Flöttl streute der Zeugin Rosen: "Sie war immer furchtbar nett, seit ich in Amerika war hat niemand mehr für mich gekocht, das war immer furchtbar nett".

Bei einem Weihnachtsabendessen am 20. Dezember 2000 habe sie die Ehepaare Verzetnitsch, Tumpel und Weninger eingeladen, schilderte Ruth Elsner. Dabei sei aber nichts Geschäftliches und nichts über eine Notenbank-Prüfung der BAWAG mit der Ehefrau von Herbert Tumpel, der damaligen Notenbank-Vizegouverneurin Gertrude Tumpel-Gugerell gesprochen worden. Das meiste Wissen über die BAWAG habe sie sowieso von den Wirtschaftsseiten der Zeitungen erfahren.

Supergau
"Wenn ich gewusst hätte, dass sieben Jahre später der Supergau stattfindet, hätte ich vieles anders gemacht", meinte Ruth Elsner am Montag bei ihrer Zeugenaussage im BAWAG-Prozess. So hätte sie ihrem Mann vor allem geraten, nicht BAWAG-Generaldirektor zu werden. Die Höhe des Verlusts für die Bank durch Wolfgang Flöttl sei ihr nicht bekannt gewesen, aber da sie wusste, dass Flöttl nicht der einzige Kunde der Bank war und die Bank die P.S.K. gekauft hatte, sei sie davon ausgegangen, dass die Bank "gut dotiert" gewesen sei.

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Elsners Krankheit in Frankreich
Vor einer Einvernahme in Wien sei sein Fuß angeschwollen, ein noch in Frankreich konsultierter Arzt habe aber bei einem Röntgen nichts gefunden, darauf hätte sie einen Bienenstich vermutet. Sehr spät sei ihr Mann dann mit dem Flugzeug von der Einvernahme in Wien zurückgekommen, übers Wochenende habe er sehr zurückgezogen gewirkt. Montag früh sei er dann im Badezimmer zusammengebrochen, der Notarzt habe erklärt, "das schaut aus wie ein Herzinfarkt". Drei Tage habe Elsner auf der Intensivstation im Krankenhaus verbracht, ein Arzt wollte ihm eigentlich einen Herzkatheder legen. Dann habe ihn ein vom Spital empfohlener Kardiologe weiter betreut. "Warum ist er nicht in Wien geblieben, wenn es ihm so schlecht gegangen ist?", fragte die Richterin nach. "Wir dachten ja nicht ans Herz", entgegnete Ruth Elsner.

Besuche von Josef Taus
Staatsanwalt Georg Krakow interessierte sich für einen in den Medien oft beschriebenen Besuch des früheren ÖVP-Chefs und Unternehmers Josef Taus beim Ehepaar Elsner in Südfrankreich im Herbst 2006, kurz vor Elsners erster Verhaftung. Sie kenne Taus, der zwei oder drei Mal als Gast bei den Salzburger Festspielen dabei gewesen sei, "und ich schätze ihn sehr", meinte Ruth Elsner. "Was war im Kuvert, das Taus übergeben hat?", wollte der Staatsanwalt wissen. Sie habe sich mit Taus und seinem Freund, einem österreichischen Diplomaten, bei einem Treffpunkt verabredet, um Taus zu ihrem Haus zu leiten, schilderte Ruth Elsner. In der Mappe von Taus seien lediglich eine Landkarte und seine Flugtickets gewesen. Ihr Mann habe sich über den Besuch von Taus "wahnsinnig gefreut", nach etwa 20, 30 Minuten habe sie Taus dann wieder zum Flughafen gebracht.

Gemeinsamer Urlaub in der Karibik
Besonderes Interesse galt dem Flug der Elsner-Familie in die Karibik zu einem gemeinsamen Urlaub mit Flöttl. Diese Einladung für August 2000 wurde von insgesamt sieben Elsner-Familienmitgliedern angenommen. Über die 279.000 Dollar Kosten sei sie nicht informiert gewesen.

Keine Freundschaft zu Verzetnitsch und Tumpel
Von der Richterin wurde Ruth Elsner noch zum Verhältnis zu den Ehepaaren Tumpel und Verzetnitsch befragt. Ob es eine dicke Freundschaft gewesen sei, könne sie nicht sagen. Bei Ehepaar Verzetnitsch zögerte Ruth Elsner etwas und meinte, "das Wort Freundschaft wird sehr oft strapaziert". Mit der Familie Schlaff sei sie jedenfalls seit rund 20 Jahren in Freundschaft verbunden.

"Freischein für meinen Mann"
Zum Abschluss der Zeugeneinvernahme bat Ruth Elsner die Richterin um Freilassung ihres Mannes: "Vielleicht haben Sie einen Freischein für meinen Mann, dass er nach Hause kommen kann". Elsner sitzt seit seiner Auslieferung von Frankreich nach Österreich im Februar 2007 in Untersuchungshaft.

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Eine Frau, die zu ihrem Mann steht.

Ihr Mann sei "blass wie die Wand" gewesen, als er ihr von den Verlusten erzählte.

Sie wohnt nach wie vor im umstrittenen Penthouse.

Die Bawag-Verluste verdarben den Elsners einen für den Abend geplanten Opern-Besuch.