18. Dezember 2007 14:02
© REUTERS/Herbert Neubauer
Gegen den Tiroler, der derzeit nach eigenen Angaben "ohne Beschäftigung"
ist, war im Zusammenhang mit der Pleite des Wertpapierdienstleisters eine
Voruntersuchung eingeleitet worden, die im April 2007 eingestellt wurde.
Glatz erklärte sich nach Belehrung durch Richterin Daniela
Setz-Hummelausdrücklich bereit, sein Recht auf Entschlagung von der Aussage
nicht wahrzunehmen und sagte als Zeuge aus.
"Feigenblatt für den Vorstand"
Glatz hatte in der
AMIS auch Organfunktionen inne: In der AMIS Asset Management Investment
Services AG war er von März 1999 bis August 2000 Vorstand. Seine
Vorstandsfunktion bei der AMIS Asset Management habe er deswegen übernommen,
weil die Bundeswertpapieraufsicht (BWA) damals offenbar Probleme bereitet
habe, da Dietmar Böhmer, nunmehr einer der Angeklagten im Prozess, zu wenig
Berufserfahrung besitze und zu jung sei. Auch als Vorstand der in Wien
ansässigen AMIS hatte er sich aber in Tirol aufgehalten und war nur einmal
im Monat nach Wien gekommen. "Hatten Sie damals den Eindruck, dass Sie
ein Feigenblatt für den Vorstand sind", fragte Staatsanwalt Georg
Krakow nach. "Damals nicht, heute schon", antwortete Glatz. In den
Aufsichtsrat sei er als Vertreter der fünf AMIS-Franchisenehmer eingezogen.
Als Franchisepartner gut mitverdient
Er selber habe auch in
AMIS-Produkte investiert, schilderte Glatz. Seine Verträge habe er nicht
aufgekündigt und auch keine vollen Auszahlungen erhalten. Der frühere
Franchisepartner der AMIS für Tirol, Vorarlberg und später auch Salzburg
schilderte das Provisionssystem: Bei einem Vertrag verdiente er bei
Einmalanlagen 7 Prozent, bei Sparverträgen im ersten Jahr 36 Prozent, und
dann - abhängig von der Laufzeit - bis zum vierten Jahr noch jährlich 30
Prozent. Als Franchisepartner habe er - je nach Produkt - zwischen 0,5 und 2
Prozent mitverdient, wenn seine Vertragspartner Verträge abgeschlossen
haben.
Vorwürfe gegen FMA
Gerhard Glatz hat außerdem schwere
Vorwürfe gegen die Finanzmarktaufsicht (FMA) erhoben. Von der Suspendierung
der beiden AMIS-SICAV-Fonds in Luxemburg, AMIS Fund und Top Ten Multifonds
im März 2004 habe er monatelang nichts erfahren. Die damalige Meldung im
Amtsblatt der "Wiener Zeitung" zur Suspendierung sei ihm
entgangen, "weil ich nicht täglich in der Wiener Zeitung nachsehe".
Als er im Spätherbst 2004 von der Suspendierung erfahren habe, habe er auf
der Homepage der Finanzmarktaufsicht nachgesehen, "da war nichts",
sagte Glatz.
Unklarheiten traten dann bei einem weiteren Vorwurf von Glatz gegen die FMA
auf: Der Zeuge sagte aus, laut einem ihm vorliegenden Schriftverkehr habe
ein Mitarbeiter der FMA die AMIS aufgefordert, "lästige Kunden"
auszuzahlen, obwohl er um die Lücke gewusst habe. "Wo ist der
Schriftverkehr?" hakte Richterin Daniela Setz-Hummel nach. Nach einer
Pause erklärte die Richterin, laut Glatz sei dies in der
Sachverhaltsdarstellung zur Anzeige gegen den - inzwischen abberufenen -
Gutachter Gottwald Kranebitter enthalten.