14. Juli 2009 19:29
Im Wiener Austria Center wurden gestern bei einer außerordentlichen
Hauptversammlung (HV) der AUA-Aktionäre die wichtigsten Beschlüsse für einen
Einstieg der Lufthansa gefasst – der allerdings immer unwahrscheinlicher
wird. Dementsprechend groß war der Ärger der anwesenden Anleger.
Aktionäre wütend über verpatzten Lufthansa-Deal
Investor
Rupert-Heinrich Staller sprach von einer „peinlichen
Hätti-wari-Versammlung“, Anlegerschützer Wilhelm Rasinger nannte die HV eine
„Phantomveranstaltung“.
„Dämlich“, „Frechheit der Sonderklasse“ und „kompletter Schmarrn“, waren
noch die freundlichsten Einwürfe, die sich das AUA-Vorstandsduo Peter
Malanik und Andreas Bierwirth sowie Peter Michaelis
(AUA-Aufsichtsratspräsident und ÖIAG-Chef) gefallen lassen mussten.
Kritisiert wurde vor allem, dass sich AUA und ÖIAG zu wenig mit den
möglichen Problemen mit der EU-Wettbewerbskommission auseinandergesetzt
hätten. Viele der bei der HV anwesenden Aktionäre sahen den Deal mit der
Lufthansa schon als gestorben an. Die AUA-Vorstände und Michaelis hoffen
weiter auf eine Einigung zwischen der EU und den Deutschen.
HV-Beschlüsse gelten nur, wenn Verkauf noch klappt
Der
Termin der HV war Mitte Juni festgesetzt worden – damals glaubte das
AUA-Management noch, dass in Brüssel alles glatt gehen würde. Man wollte
keine Zeit verlieren, die notwendigen Beschlüsse für den Lufthansa-Einstieg
zu fassen.
Angesichts der veränderten Situation brandmarkten viele der anwesenden
Anleger die HV gestern als reine Farce. Denn die Beschlüsse gelten nur, wenn
die Lufthansa kommt.
Investor Staller: „Scheich heißt heute Mayrhuber“
In
Anspielung auf den missglückten Einstieg des Investors Al Jaber sagte
Investor Staller: „Der Scheich heißt heute offenbar Mayrhuber.“ Dass der
Lufthansa-Chef dem Treffen fernblieb, erboste viele. Er habe offenbar „nicht
den Anstand“, sich den Anlegern zu stellen. Michaelis hatte die Vertreter
des Lufthansa-Konzerns zuvor entschuldigt.
Kapitalerhöhung und neue Aufsichtsräte beschlossen
„Auf
Vorrat“ beschlossen wurde von den AUA-Aktionären gestern eine kleine
Kapitalerhöhung über 132,2 Mio. Euro (die 500 Mio. staatliche Kapitalspritze
waren nicht Thema). Außerdem wurden Satzungsänderungen fixiert, die auch
unter dem Dach der Lufthansa den Erhalt der Marke Austrian und der
Firmenzentrale in Wien garantieren sollen. Und ein möglicher künftiger
Aufsichtsrat unter Vorsitz von Wolfgang Mayrhuber wurde bestellt.
AUA-Betriebsräte bekriegen sich Der Kampf um die AUA
schwappt nun auch auf die eigene Belegschaft über. Hinter den
Kulissen ist ein heftiger Streit zwischen Tyrolean- und
AUA-Betriebsrat ausgebrochen. Maria Gstaltmeyr,
Betriebsratsvorsitzende der Tyrolean, griff gestern den
AUA-Personalvertreter Alfred Junghans frontal an: „Aus Angst um
seine eigene Zukunft verhindert Junghans mit seinen
gebetsmühlenartig verbreiteten Unwahrheiten Entwicklung und Effizienz
im AUA-Konzern.“ Er habe jahrelang Missstände mitgetragen und
entscheidend beeinflusst.
Junghans hatte in einem TT-Interview die „unnötigen Doppelstrukturen“
der Tyrolean kritisiert. In Tirol sei eine „geschützte Werkstätte“
entstanden, so Junghans.
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