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AUA soll bald wieder Gewinne einfliegen

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Wolfgang Mayrhuber, als Lufthansa-Chef neuer Ober-Boss der AUA, will die Airline nicht schrumpfen. Sie soll aber bald wieder Gewinne einfliegen.

Der Verkauf der AUA an die Lufthansa ist unter Dach und Fach. Freitagnachmittag unterzeichneten Lufthansa-Chef Wolfgang Mayrhuber und Peter Michaelis, Boss der Staatsholding ÖIAG, in Wien den Übernahmevertrag.

Symbolischer Preis
Die Deutschen bezahlen für den Staatsanteil (42 %) an der angeschlagenen AUA nur symbolische 366.000 Euro (1 Cent je Aktie). Bei guter wirtschaftlicher Entwicklung der Airline hat die ÖIAG über einen Besserungsschein später noch Aussicht auf bis zu 162 Mio. Euro. Die Lufthansa will die AUA komplett übernehmen, den Kleinaktionären bietet sie 4,44 Euro/Aktie.

Damit der Deal rechtskräftig wird, muss die EU noch den staatlichen Schuldennachlass von 500 Mio. Euro für die AUA genehmigen.

Neustart für die AUA
Die Marke Austrian, die Zentrale in Österreich und der Flughafen Wien als Drehkreuz Richtung Osteuropa bleiben auch unter der Lufthansa erhalten. Mayrhuber versichert, dass zunächst kein Jobabbau geplant sei. Auch beim Streckennetz wird es keine großen Kürzungen geben. Klar macht Mayrhuber (er ist gebürtiger Österreicher) aber, dass die AUA rasch wieder in die Gewinnzone fliegen muss (siehe Interview).

Frage: Warum übernimmt die Lufthansa in derart schwierigen wirtschaftlichen Zeiten die AUA?
Wolfgang Mayrhuber: Wir investieren ja nicht nur für ein Jahr, sondern wollen eine langfristige Partnerschaft eingehen. Der österreichische Markt ist für uns wichtig, genauso der Markt im Osten. Und: Nicht nur die Luftfahrt, sondern die ganze Wirtschaft ist im Moment in einer Schieflage. Aber deswegen kann man nicht aufhören, an die Zukunft zu denken.
Frage: Kritiker sind skeptischer und die Zeitung Financial Times Deutschland meint, die Lufthansa kaufe „Ramsch“ und die „AUA sei im Kern faul“.
Mayrhuber: Sie können davon ausgehen, dass der Vorstandsvorsitzende der Lufthansa und seine Mannschaft etwas mehr von Luftfahrt verstehen als dieser Redakteur. Wir wissen, dass das kein Heimspiel wird, aber wir wissen auch, dass wir dafür entlohnt werden können.
Frage: Die AUA hat rund 8.000 Arbeitsplätze. Wie viele davon wird es denn in drei Jahren noch geben?
Mayrhuber: Hoffentlich mehr.
Frage: Sie wollen nichts abbauen? Als Sie die Swiss übernommen haben, hatte sie 10.000 Arbeitsplätze, jetzt sind es unter 6.000.
Mayrhuber: Sie unterliegen da einer Fehleinschätzung. Es ist ja nur eine Frage, wann man aufsetzt. Die Swiss musste abbauen, bevor wir sie übernommen haben. Als wir reingekommen sind, war man also schon in der Abbau-Phase und seither haben wir aufgebaut – im letzten Jahr 600 Arbeitsplätze.
Frage: Bei der Swiss haben Sie die Gehälter neu verhandelt und durchaus runtergefahren – bei den Piloten fast um 30 %. Haben Sie das bei der AUA auch vor?
Mayrhuber: Natürlich ist es so, dass wir bei allen Kostenstellen dafür sorgen müssen, dass wir wettbewerbsfähig sind. Wir können nicht Tarifverträge zahlen, die nicht wettbewerbsfähig sind, aber wir können uns auch nicht leisten, dass wir den Einklang zwischen Produktivität und Kosten auch auf der Personalseite schief haben. Wir haben nicht vor, jetzt in Tarifverhandlungen reinzugehen.
Frage: Sie haben gesagt, die wichtigen Langstrecken bleiben erhalten. Welche sind den das? Oder anders: Welche sind denn unwichtig?
Mayrhuber: Die AUA hat selbst entschieden, Bombay aufzugeben. Und der Rest bleibt.
Frage: Sie zahlen den Privataktionären 4,44 Euro pro Aktie, da sind jetzt viele recht unzufrieden. Ist da noch irgend eine Nachbesserung möglich?
Mayrhuber: Nein, da ist keine Nachbesserung möglich. Es ist auch nicht so, dass die un­zufrieden sein können. Kann sein, dass der eine oder andere mehr sehen möchte, das würde ich verstehen. Aber wenn sie einen fairen Maßstab anlegen, dann werden sie feststellen, dass die AUA-Aktie deutlich überbewertet ist. Die AUA-Aktionäre kriegen eine Prämie und ich gehe davon aus, dass sie das honorieren werden.
Frage: Jetzt brauchen Sie noch die Zustimmung der EU. Wenn’s da aus Brüssel einen Einspruch gibt, scheitert da der gesamte Deal?
Mayrhuber: Nein, das glaube ich nicht, weil der Einspruch wird keine Chance haben. Aus unsere Sich ist völlig klar, dass das Verfahren A.) sauber war, und B.) ist völlig klar, dass dieser Überbrückungskredit bzw. der einmalige Zuschuss genau in der Brüsseler Agenda steht: „one time, last time“, heißt es da zu schön. Dass die Air France nicht mit dabei ist: Sie hätte ja mit anbieten können.
Frage: Wie lange wird denn Herr Ötsch noch AUA-Chef bleiben?
Mayrhuber: Es ist für Medien immer interessant, Personalspekulationen zu betreiben, ich halte es aber für unfair, das zu tun. Ich werde mich auch nie daran beteiligen.
Frage: Sie sind Österreicher. Sie haben sich zu Beginn ihrer Karriere als Pilot bei der AUA beworben. Hat dieses Geschäft neben der rationalen auch eine emotionelle Komponente?
Mayrhuber: Einen Vorstandsvorsitzenden ohne Emotion, den gibt’s nicht, des wär’ a Computer. Und wann Sie mich schon darauf ansprechen, ich hab mich nicht nur bei der AUA beworben, sondern a bei der Swiss Air damals und bei der Lufthansa auch. Die Swiss Air durfte keine Ex-Ausländer einstellen. Und die AUA hat g’sagt, wir würden Sie gern trainieren, aber des kost’ 245.000 Schilling. Aber i hab nur sechs Dollar g’habt. Des hat net g’reicht. Die Lufthansa hat Ingenieure gebraucht und deswegen bin i halt da hingegangen. G’schadt hat’s ja nix, wie man sieht.
Frage: Jetzt sind sie von allen dreien der Chef.
Mayrhuber: Ja, da hab i a nix dagegen, oder?

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