16. April 2008 13:40
Der angeklagte Ex-BAWAG-Chef Helmut Elsner hat auch am Mittwoch mit seinem
Unmut nicht hinter dem Berg gehalten und Staatsanwalt Georg Krakow eine Rüge
verpasst.
"Blöde Frage"
Krakow hatte Elsner vorgehalten,
dass der Kredit der BAWAG an vier US-Firmen erst im Jänner 2001 erfolgt sei
und sich daher nicht auf die Bilanz für das Jahr 2000 - in dem die Bank hohe
Verluste durch Wolfgang Flöttls Spekulationen erlitt - auswirken könne.
"Die Bilanz wird ja erst im Jänner gemacht", meinte Elsner. "Wissen
Sie, dass der Bilanzstichtag der 31.12. war?" fragte Krakow. "Das
ist eine blöde Frage, die beantworte ich nicht", sagte der
Angeklagte.
Tagesthema Reise- und Telefonabrechnungen
Weiters drehte sich
der 92. Verhandlungstag um ergänzende Fragen an die Angeklagten zu ihren
Reise- und Telefonabrechnungen. Richterin Claudia Bandion-Ortner
konfrontierte die angeklagten Vorstände damit, dass im Dezember 2000 und
Jänner 2001, nach den letzten großen Verlusten durch Wolfgang Flöttls
Spekulationen, bereits Schritte zur Verschleierung der Verluste unternommen
wurden, bevor dafür ein Vorstandsbeschluss vorlag.
"Es gibt ja immer eine zeitliche Optimierung", kommentierte dies
der mitangeklagte frühere BAWAG-Vorstand Christian Büttner.
Einladung zu Salzburger Festspielen
Auch eine Einladung der
BAWAG an Ministerialrat Christian Heilingsetzer zu den Salzburger
Festspielen wurde von der Richterin thematisiert, da sie einen "engen
zeitlichen Zusammenhang" zum Nationalbank-Prüfbericht 2001 ortet, der
dann im Finanzministerium von Heilingsetzer abgelegt wurde.
"Ich kann mich erinnern, dass Flöttl den Bundeskanzler Vranitzky
eingeladen hat, der hat gesagt, er zahlt sich alles selber", sagte
Elsner, vielleicht habe sich ja auch Heilingsetzer alles selber finanziert.
Auch Philipp Bennett, früherer Chef des insolvent gewordenen US-Brokerhauses
Refco, der sich nun im Refco-Verfahren schuldig bekannte, war Gast der BAWAG
bei den Salzburger Festspielen.
Elsner-Anwalt hat noch über 100 Fragen vor
Die Verhandlung
wurde bereits am Vormittag beendet. Der Senat berät nun über rund 40
Beweisanträge, darunter Anträge auf Zeugenladungen und neue Beweismittel.
Nächste Woche am Dienstag geht der Prozess mit Ex-Vizekanzler Norbert Steger
im Zeugenstand und dem Sachverständigen Thomas Keppert weiter. Die
Verteidigung von Elsner will noch über hundert weitere Fragen an Gutachter
Fritz Kleiner stellen.