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Bei der Voest drohen weitere Kündigungen

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Der börsenotierte Stahlkonzern hat seinen Nettogewinn reduziert - Die wirtschaftliche Lage verschärft sich weiter.

Der börsenotierte Stahlkonzern voestalpine hat in den vergangenen Monaten den Gegenwind durch die international abgekühlte Konjunktur bereits deutlich zu spüren bekommen, aber immer noch sehr gute Neunmonatsergebnisse erwirtschaftet. Der Nettogewinn (vor Minderheitsanteilen und Hybridkapitalzinsen) verringerte sich in den ersten drei Quartalen des Geschäftsjahres 2008/09 leicht um 0,9 Prozent auf 606,1 Mio. Euro.

Immer noch kräftig, aber deutlich gebremst zugelegt hat das operative Ergebnis (EBIT) mit einem Plus von 12,3 Prozent auf 981,8 Mio. Euro - zum Halbjahr hatte der Zuwachs noch 27 Prozent betragen. Der Umsatz sei im Neunmonatszeitraum um 24,6 Prozent auf 9,3 Mrd. Euro gestiegen, teilte die voestalpine am Mittwoch ad hoc mit.

Rückläufiges Betriebsergebnis
Für das Gesamtjahr 2008/09 (per Ende März) rechnet der Stahlkonzern erstmals seit vielen Jahren mit einem rückläufigen Betriebsergebnis um gut 10 Prozent auf "etwa 1 Mrd. Euro" (2007/08: 1,15 Mrd. Euro) und einem EBITDA von 1,7 Mrd. Euro (1,84 Mrd. Euro). Seit Herbst 2008 habe sich die Abwärtstendenz der globalen Konjunktur "kontinuierlich verschärft", die Nachfrage sei in praktisch allen Bereichen - mit Ausnahme der Sektoren Eisenbahn-Infrastruktur und Energie - massiv eingebrochen.

Damit verbunden gewesen sei ein "deutlich gesunkenes Preisniveau" in fast allen Produktgruppen. Ergebnisbelastend wirkten sich bei der voestalpine vor allem die (noch) unveränderten Rohstoffkosten aus. Der "Abwertungsbedarf infolge des globalen Preisverfalls bei Vormaterialen und Legierungen" drückte mit 110 Mio. Euro auf die Quartalsergebnisse. Mit seinen Rohstoffen versorgt sich der Konzern auf Basis langfristiger Verträge, die erst neu ausverhandelt werden.

Massiver Einbruch
Im dritten Quartal brachen Umsatz und Ertrag im Vergleich zum zweiten Quartal massiv ein. Während sich die Verkaufserlöse um vergleichsweise moderate 13,5 Prozent auf 2,8 Mrd. Euro verringerten, verschlechterte sich das operative Ergebnis gegenüber dem Vorquartal um 54,1 Prozent auf 196,2 Mio. Euro drastisch. Das EBITDA sank um 39 Prozent auf 366,7 Mio. Euro. Die EBITDA-Marge lag bei 13,1 Prozent.

Kündigungen drohen
Trotz Kurzarbeit drohen nun weitere Kündigungen. "Aufgrund der sich kontinuierlich verschärfenden gesamtwirtschaftlichen Situation muss in den nächsten Monaten mit weiteren Personalmaßnahmen gerechnet werden", hieß es in einer Mitteilung. Es sei festzuhalten, dass die im dritten Quartal gesetzten Maßnahmen "nicht ausreichen werden, um den massiven Konjunktureinbruch abzufangen".

Kurzarbeit
Im laufenden (vierten) Quartal 2008/09 habe die Stammbelegschaft trotz eines weiteren Abbaus von Leasingarbeitern und eines breiten Einsatzes der Kurzarbeit (zu der gegenwärtig konzernweit rund 7.600 Mitarbeiter angemeldet sind) bereits um etwa 300 weitere Mitarbeiter reduziert werden müssen.

Derzeit laufen den Angaben von heute, Mittwoch, zufolge "umfangreiche Bemühungen an allen von der Krise betroffenen Standorten", um die Kapazitäten und damit auch den Belegschaftsstand "der veränderten Auftragslage anzupassen".

Im dritten Quartal hat die voestalpine den Angaben zufolge konzernweit 1.412 Leasingmitarbeiter abgebaut und 263 feste Stellen gestrichen. Per Ende Dezember beschäftigte der Stahlkonzern 42.062 Arbeitnehmer (ohne Lehrlinge und Leasing-Mitarbeiter).

Obwohl auf die Absatzeinbrüche auch im Personalbereich mit forcierten Einsparungsmaßnahmen wie einem Abbau unverbrauchter Urlaubstage oder der Nutzung flexibler Zeitkontenmodelle reagiert worden sei, seien in einzelnen Konzerngesellschaften auch Einschnitte im Bereich der Stammbelegschaft unvermeidlich gewesen.

Weniger Investitionen
Parallel zu den Stellenstreichungen drosselte die voestalpine ihre Investitionen. Diese waren den Unternehmensangaben zufolge in den ersten drei Quartalen in allen fünf Divisionen rückläufig. Das Volumen erreichte 750,6 Mio. Euro. Einen Vergleich mit dem Vorjahreswert von 3,6 Mrd. Euro stuft das Unternehmen als wenig aussagekräftig ein, da er über 90 Prozent des Aufwandes für die Akquisition des Edelstahlherstellers Böhler-Uddeholm AG enthalte.

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