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Conti-Aufsichtsrat lehnt Schaeffler-Angebot ab

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Der Conti-Aufsichtsrat und Vorstand wiesen das Übernahme-Angebot zurück. Eine Einigung mit Schaeffler wäre aber trotzdem erstrebenswert.

Der Aufsichtsrat von Continental hat sich in der Übernahmeschlacht mit der Schaeffler-Gruppe hinter Unternehmenschef Manfred Wennemer gestellt. Nach mehrstündigen Beratungen des Kontrollgremiums wiesen Aufsichtsrat und Vorstand am Mittwoch in einer gemeinsamen Erklärung das Übernahme-Angebot von Schaeffler zurück. Wennemer erhielt zugleich den Auftrag, Verhandlungen mit dem deutschen Familienunternehmen aufzunehmen.

Angebot nicht angemessen
Aufsichtsrat und Vorstand der Continental AG seien nach intensiven Beratungen zu der festen Überzeugung gelangt, "dass das angekündigte Übernahmeangebot der Schaeffler Gruppe das Unternehmen nicht angemessen bewertet und den Unternehmensinteressen nicht gerecht wird", sagte Wennemer nach der Sitzung. Alle Mitglieder beider Gremien lehnten die Offerte in der vorliegenden Form ab. Sie befürworteten die weitere juristische Prüfung der Annäherung der Schaeffler-Gruppe an Continental durch die Aufsichtsbehörden.

Der Aufsichtsrat unterstützte zudem ausdrücklich die Vorgehensweise des Vorstands und stimmte den vom Vorstand für die Übernahmeschlacht erarbeiteten Handlungsoptionen zu. Beide Gremien bezeichneten aber auch eine Einigung mit der Schaeffler-Gruppe als erstrebenswert. Falls Schaeffler bereit sei, "über eine angemessene Prämie für Continental-Aktionäre oder über die Begrenzung auf eine akzeptable Beteiligungsquote zu verhandeln", habe der Vorstand die Unterstützung des Aufsichtsrats für Verhandlungen.

Abwehrplan
In der Aufsichtsratssitzung stellte Wennemer einen Abwehrplan gegen die Übernahme vor und erläuterte die Optionen. Schaeffler will für jede Conti-Aktie 70,12 Euro oder für das Unternehmen insgesamt 11,39 Milliarden Euro zahlen. Dieses Angebot hatte Vorstandschef Wennemer vergangene Woche brüsk zurückgewiesen. Aufsichtsratschef Hubertus von Grünberg warnte allerdings vor "einem Kampf um jeden Preis" mit Schaeffler.

Schaeffler hat sich nach eigenen Angaben über Banken bereits den Zugriff auf 36 Prozent der Aktien gesichert. Wennemer sieht die Transaktionen der Gruppe mit den Banken als rechtswidrig und hat die Finanzaufsicht eingeschaltet.

Gewerkschaft: Standorte sichern
Die Gewerkschaft IG BCE will sich in den Verhandlungen dafür einsetzen, dass Standorte und Beschäftigung gesichert und Tarifverträge eingehalten werden. Auch dürften Continental-Unternehmensteile nicht verkauft oder verlagert werden, forderte Aufsichtsratsmitglied Werner Bischoff.

Neben einer zunehmenden Zahl von Vertretern aus der Autoindustrie beurteilte auch der deutsche Wirtschaftsminister Michael Glos (CSU) die Übernahmepläne des fränkischen Unternehmens positiv. "Die bisherigen Erfahrungen mit der Familie Schaeffler zeigen, dass es sich um sehr seriöse, zuverlässige Investoren handelt", sagte er dem "Handelsblatt". Ihm als Wirtschaftsminister komme in dem Geschäft aber keine Rolle zu, betonte Glos. "Es handelt sich um eine rein unternehmerische Entscheidung derjenigen, die kaufen, und derjenigen, die verkaufen wollen."

Deutsches Unternehmen bevorzugt
In Regierungskreisen in Berlin heißt es dem Bericht zufolge aber, es sei besser, dass "ein deutsches Familienunternehmen bei einem für die deutsche Automobilindustrie strategisch wichtigen Unternehmen wie Conti einsteigt als ein ausländischer Investor oder ein Staatsfonds". In der Vergangenheit hätten sich die Investitionen von Familienunternehmen zudem als langfristiger erwiesen.

36 Prozent der Aktien
Schaeffler hat sich nach eigenen Angaben über Banken bereits den Zugriff auf 36 Prozent der Conti-Aktien gesichert. Wennemer hatte die Transaktionen der Gruppe mit den Banken als rechtswidrig bezeichnet und die Finanzaufsicht eingeschaltet.

Conti-Aufsichtsratschef von Grünberg hatte in einem Interview angekündigt, er wolle sich nicht mit aller Macht gegen das Übernahmeoffert stellen. "Vernunft ist angesagt, nicht Kampf um jeden Preis", sagte er dem "Manager-Magazin". "Wenn die Übernahme wahrscheinlich ist, dann bevorzuge ich, dass wir keine verbrannte Erde hinterlassen", sagte er.

Wahl-Tirolerin
Sollte der Deal noch über die Bühne gehen, wäre es einer der größten Firmenkäufe des Jahres in Europa. Maria-Elisabeth Schaeffler selbst i Wahl-Tirolerin. Sie verbringt regelmäßig ihre Wochenende in ihrem Haus in Kitzbühl. Gemeinsam mit ihrem Sohn gehört ihr das 66.000-Mitarbeiter-Unternehmen.

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