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Conti wehrt sich mit Gutachten gegen Übernahme

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Die Schaeffler-Gruppe hat den Conti-Aktionären offiziell ein Übernahmeangebot gemacht. Coni schlägt zurück mit einem Gutachten.

Im Übernahmekampf um Continental will der Autozulieferer mit allen Mitteln gegen umstrittene Finanzgeschäfte der Schaeffler-Gruppe vorgehen. Vor allem will der Autozulieferer Continental weiter auf ein Verbot durch die Finanzaufsicht setzen und hat dabei ein Rechtsgutachten präsentiert, in dem Schaefflers umstrittene Derivate-Geschäfte als rechtswidrig bezeichnet werden. Mit Hilfe dieser mit mehreren Banken abgeschlossenen Geschäfte könnte der Familienkonzern einschließlich der bereits gehaltenen Aktien bis zu 36 Prozent an Conti erwerben. Schaeffler weist die Vorwürfe Contis zurück.

Verstoss gegen Meldepflichten
In dem am Mittwoch vorgestellten Gutachten kommt der Tübinger Rechtsprofessor Mathias Habersack zu dem Schluss, dass Schaeffler mit den Derivaten gegen Meldepflichten für Beteiligungen verstoßen habe. "Die Banken haben sich mit diesen Swaps zum verlängerten Arm von Schaeffler gemacht", betonte Habersack und bestätigte damit Contis Argumentation. Dem Familienunternehmen seien damit die Conti-Aktien heute faktisch zuzurechnen. Daher sei Schaeffler bereits bei Abschluss der Geschäfte im Frühjahr zu einem Übernahmeangebot zu damals höheren Kursen verpflichtet gewesen.

Die Finanzaufsicht BaFin müsse daher das nun vorliegende Angebot untersagen und auch die Übertragung von Aktien als Folge der Swap-Geschäfte verbieten. Habersack wies allerdings darauf hin, dass im Falle einer Genehmigung nach gängiger Rechtsauffassung keine Klagemöglichkeit gegen diese BaFin-Entscheidung bestehe.

BaFin: Grundsätzlich Genehmigung
Die BaFin hat das Übernahmeangebot im Wert von gut elf Mrd. Euro bereits grundsätzlich genehmigt, nimmt die Derivate-Geschäfte aber noch unter die Lupe. Bisher handelte es sich nach Worten des Conti-Anwalts Christoph Seibt nur um eine rein formale Prüfung der Bedingungen, die keinen Einfluss auf die Entscheidung im Swap-Fall hat. Die Behörde könne das Angebot auch nachträglich noch untersagen.

Schaeffler weist die Vorwürfe Contis entschieden zurück und sieht sich durch die Genehmigung des Angebots bestätigt. Die Firma sei sehr erstaunt, wie sich Juristen über die Rechtmäßigkeit von Verträgen äußern könnten, deren Inhalt und Ausgestaltung ihnen nicht bekannt seien, sagte ein Sprecher. "Wir halten das für unseriös." Zudem kämen zahlreiche andere Experten zu einer gegenteiligen Auffassung.

Gebot: 70,12 Euro pro Aktie
Der Hausjurist der Deutschen Bank, die Conti als Investmentbank im Abwehrkampf berät, ließ offen, ob er der Argumentation Habersacks folgt. Ihm seien die Details der Verträge nicht bekannt, sagte Reinhard Marsch-Barner. Es gebe nur Indizien, aber keine Sicherheit. Er wolle das Vorgehen daher nicht kommentieren. "Wir brauchen in Deutschland aber eine grundsätzliche Klärung dieses Falls", betonte er lediglich.

Schaeffler hatte am Mittwoch den Conti-Aktionären offiziell ein Übernahmeangebot über 70,12 Euro pro Aktie unterbreitet. Dies ist aus Sicht von Conti deutlich zu niedrig. Conti wirft Schaeffler vor, sich mit rechtswidrigen Mitteln an den DAX-Konzern herangeschlichen und dabei Melde- und Mitteilungspflichten umgangen zu haben. Schaeffler hat über die Swap-Geschäfte Zugriff auf rund 36 Prozent der Conti-Aktien, falls die beteiligten Banken bis zum Ende mitspielen.

"Bieten fairen Preis - Aktionäre sollen entscheiden"
Der Preis basiere auf dem durchschnittlichen Kurs der Continental-Aktie der vergangenen drei Monate vor der Ankündigung des Übernahmeangebotes am 15. Juli, teilte die Schaeffler-Gruppe in Herzogenaurach mit. Darin sei ein Aufschlag von 16,16 Euro beziehungsweise 29,95 Prozent auf den Xetra-Börsenschlusskurs vom 11. Juli 2008 enthalten, dem letzten Tag vor den ersten Berichten über die Schaeffler-Pläne.

"Wir bieten einen fairen Preis, der für die Aktionäre der Continental AG interessant ist. Jetzt sollten wir es den Aktionären überlassen, unser Angebot zu bewerten und ihre Entscheidung zu treffen", sagte Schaeffler-Chef Jürgen Geißinger. Ziel sei nach wie vor, ein strategischer Großaktionär bei Continental zu werden. Eine reine Finanzinvestition entspreche nicht den Zielen der Schaeffler-Gruppe. "Wer in der weltweiten Automobilzuliefererindustrie als Entwicklungspartner innovative Gesamtlösungen aus einer Hand anbieten will, verbessert seine Zukunftschancen deutlich, wenn er seine mechanische, mechatronische, Elektronik- und Software-Kompetenz integriert", erklärte Geißinger.

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