Geld

Das kurze Abenteuer in Asien und Nahost

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Elf Projekte mit 5 Milliarden Euro Gesamtvolumen wurden gestoppt. Die Folgen sind noch unklar

Wäre es nach dem geschassten Infrastruktur-Vorstand Alfred Zimmermann gegangen, hätten die ÖBB in den nächsten Jahren in Asien und im Nahen Osten einen prominenten Namen erhalten sollen. Schon im November 2004, bei einer China-Reise von Verkehrsminister Hubert Gorbach (B), tauchten die ÖBB überraschend in Peking auf. Wie sich im Nachhinein herausstellte, wurde damals im Hintergrund der Grundstein für die gemeinsame Entwicklung eines Waggon-Röntgen-Scanners gelegt. Kostenpunkt für die ÖBB zunächst 3,5 Millionen Euro - der Einstieg in eine neue Welt.

Ein Monat später taucht die ÖBB Infrastruktur Betriebs AG samt Beratungstochter ARCC mit Chef Alexius Vogel in Sri Lanka auf. Nach der verheerenden Tsunami-Katastrophe helfen die ÖBB dort beim Wiederaufbau der Bahnstrecke Colombo-Matara - Kostenpunkt 25 Millionen Euro. 2005 zieht es die Bahnbauer dann in den Nahen Osten. Im Gespräch sind mehrere Projekte, von Beratungen wie etwa der Erstellung eines Generalverkehrsplans in Jordanien bis hin zur Übernahme der Generalunternehmerschaft und damit auch der Finanzierung millionenschwerer Bahnprojekte im Iran. Die klingenden Namen: Karaj 2 und Metro 7.

Als die ÖBB-Spitze im August erstmals in die ARCC-Bücher blickt, findet sie dort insgesamt elf Auslandsprojekte mit einem Gesamtvolumen von 5 Mrd. Euro aufgelistet - fünf davon im Iran. Der ARCC-Anteil wird mit 103 Mio. Euro angegeben. Das Risiko wird als "normal" eingestuft. Für die Iran-Projekte findet sich jedoch kein Finanzier. ARCC-Chef Vogel unterschreibt trotz fehlender Autorisierung trotzdem, das Risiko der ÖBB schießt auf 850 Mio. Dollar.

Noch im Oktober kommt die ÖBB-Spitze drauf und stoppt im November schließlich sämtliche Projekte. Die Diagnose von ÖBB-Holding-Vorstand Martin Huber: "Geschäfte im Ausland als Generalunternehmer sind absolut kein Kerngeschäft des ÖBB-Konzerns. Wir haben überhaupt keine Ressourcen dafür, das abzuwickeln. Wir kämpfen schon im Inland, dass wir für unsere Projekte genügen hoch qualifizierte Techniker finden."

Das Abenteuer ist vorläufig endgültig am Ende. Zimmermann ist seit Mittwoch gekündigt und wie Vogel vom Dienst suspendiert worden, die Disziplinarkommission prüft, ob es noch Ansprüche für die beiden Manager gibt. Ob die ÖBB auch für die gestoppten Projekte zur Kasse gebeten werden, ist noch unklar. Im Iran gilt das als unwahrscheinlich, in China ist die Lage unklar. Die Anwälte prüfen.

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