30. Jänner 2007 20:40
Der massive Stromausfall vor drei Monaten ist nach einem
EU-Untersuchungsbericht auf schwere Versäumnisse des deutschen E.ON-Konzerns
zurückzuführen. Der Übertragungsnetzbetreiber E.ON Netz habe nicht einmal
über die nötigen technischen Sicherheitsvorkehrungen für eine solche Panne
verfügt, heißt es in dem am Dienstag von der EU-Kommission veröffentlichten
Bericht der Union für die Koordinierung des Transports elektrischer Energie
(UCTE). Zudem habe E.ON nicht ausreichend in sein Stromnetz investiert.
Streit um Kontrolle über Stromnetze
EU-Energiekommissar
Andris Piebalgs wertete das Untersuchungsergebnis als Argument für den
Vorschlag der Brüsseler Behörde, den Energieversorgern die Kontrolle über
ihre Netze zu nehmen. "Indirekt spricht dies für die Entflechtung" von
Stromversorgung und Netzbetrieb, sagte Piebalgs am Dienstag. Die
EU-Kommission hatte dies bereits in einer am 10. Jänner vorgelegten
Energiestrategie gefordert mit der Begründung, die großen Stromversorger
sähen teilweise von notwendigen Investitionen in die Netze ab, wenn von der
erweiterten Kapazität Konkurrenten profitieren könnten.
Piebalgs sprach sich zudem für europaweit einheitliche "Regeln für die
Sicherheit und Zuverlässigkeit" von Stromnetzen aus. In dem UCTE-Bericht
hieß es E.ON Netz habe "keine Sicherheitsverfahren" für eine Panne wie die
am 4. November 2006 vorgesehen. Das Unternehmen "verfügte nicht einmal über
alle technischen Instrumente, um überprüfen zu können, ob das Netz innerhalb
der Sicherheitsgrenzen betrieben wurde", teilte die Kommission mit. Zudem
habe das Unternehmen es versäumt, andere europäische
Übertragungsnetzbetreiber über die vorübergehende Abschaltung einer
Hochspannungsleitung zu informieren.
Stromausfall in ganz Europa
Der Stromausfall, der neben
Deutschland auch Teile Frankreichs, Belgien, der Niederlande, Italiens und
Spaniens erfasste, hatte seinen Ursprung in Norddeutschland im Regelgebiet
von E.ON Netz. Eine Hochspannungsleitung musste abgeschaltet werden, um ein
Schiff unter ihr passieren zu lassen.
Dies führte laut dem UCTE-Bericht zu einer Leitungsüberlastung und
schließlich dazu, dass das Netz der UCTE in drei Zonen geteilt wurde: West,
Ost und Südost. In der westlichen Zone habe es danach nicht genug Strom
gegeben, in der östlichen hingegen zu viel. Um dem Strommangel in der
westlichen Zone zu begegnen, mussten Kunden in den betroffenen Ländern vom
Netz genommen worden.
Allein in Frankreich wurde während des etwa halbstündigen Blackouts etwa
fünf Millionen Kunden der Strom abgeschaltet. In Deutschland waren ebenfalls
Millionen Menschen betroffen, in Belgien, den Niederlanden, Italien und
Spanien waren einige Hunderttausend Kunden ohne Strom. In Österreich waren
einige zehntausend steirische Haushalte betroffen.