24. April 2008 13:08
Nach den Diskussionen um die umstritten hohe Abfindung des ehemaligen
ÖBB-Chefs Huber soll dessen Nachfolger Klugar rund 20 Prozent weniger Gehalt
bekommen, wie sein Vorgänger, teilte Verkehrsminister Faymann mit.
Weist Veranwortung zurück
Faymann (S) weist zudem eine
Verantwortung für den kolportierten "Golden Handshake" von 820.000 Euro für
den scheidenden ÖBB-Chef Martin Huber zurück. Der oberste
Eigentümervertreter der Staatsbahn verwies heute im Gespräch mit dem
Ö1-Mittagsjournal auf ein vierköpfiges Gremium, dass den vorzeitigen Abgang
von Huber ausverhandelt habe. Dieses wiederum sei an den Vertrag gebunden
gewesen, der unter dem damaligen Verkehrsminister Hubert Gorbach (F) mit
Huber abgeschlossen wurde. Unter der ÖVP/FPÖ-Regierung wurde der deutsche
Rüdiger vorm Walde an die Bahnspitze gesetzt und dann von Huber, ebenfalls
unter Schwarz-Blau, abgelöst.
Die Höhe der Abfertigung und des Beratervertrages für Huber verteidigte
Faymann einmal mehr. Außerdem betonte Faymann, dass die Vorwürfe einer
künftigen Proporzbesetzung völlig ins Leere gehe, da der zweite Vorstand,
der neben den SPÖ-nahen Peter Klugar die Bahn leiten soll, noch gar nicht
ausgeschrieben ist. Die besten Chancen werden in den Medien dem ÖVP-nahen
derzeitigen ÖBB-Personenverkehrsvorstand Josef Halbmayr eingeräumt.
ÖVP vs. Haberzettel
Die ÖVP schoss sich heute wieder einmal
auf den obersten Bahngewerkschafter Wilhelm Haberzettl ein. "Haberzettl hat
durch sein parteipolitisches Agieren dazu beigetragen, dass Generaldirektor
Huber und Vorstandsdirektor Söllinger nicht unter diesen Rahmenbedingungen
weitermachen wollten und den Hut nehmen mussten. Dass der politische
Abschuss unliebsamer Manager Geld kostet, wurde von ihm früher vielfach
kritisiert, wenn es ins politische Konzept passt, wird das aber von ihm
selbst praktiziert", so Verkehrssprecher Helmut Kukacka.
Die Opposition hingegen will die Regierung nicht aus der Pflicht entlassen.
Grüne und FPÖ haben heute im Bundesrat eine Dringliche Anfrage an Faymann
gerichtet. FPÖ-Generalsekretär Herbert Kickl rief gar Bundespräsident Heinz
Fischer auf, einzugreifen. Auch wenn der Bundespräsident hier keine
rechtliche Handhabe besitze, so könne er doch moralischen Druck auf Faymann
ausüben, der in dieser Angelegenheit leider jegliches politisches Gewissen
vermissen lasse", meint Kickl.
"Völlig unzumutbar"
Von den Grünen hieß es: "Warum
müssen bei den gescheiterten obersten Spitzenmanagern die Verträge
eingehalten werden, aber bei den 45.000 ÖBB-Bediensteten, die alle einen
Vertrag mit der Republik haben, nicht. Laut dem Fraktionsvorsitzenden der
Grünen im Bundesrat, Stefan Schennach, ist es "völlig unzumutbar, dass der
zuständige Verkehrsminister Faymann tatenlos zusieht, wenn die Manager bei
den ÖBB wie bei einer Geisterbahn fuhrwerken".
Die Privatisierungspläne von Finanzminister Wilhelm Molterer (V) haben heute
auch die Sozialistische Jugend (SJ) auf den Plan gerufen. "Privatisierung
ist Enteignung", so das Credo. "Es muss endlich Schluss sein mit dem
Ausverkauf an öffentlichem Eigentum. Was Molterer hier vorschwebt ist nichts
anderes als die Enteignung der österreichischen Bevölkerung", hieß es in
einer Aussendung.