27. November 2007 16:31
Erst vor wenigen Tagen hat der Telekomregulator Telekom-Control-Kommission
(TKK) entschieden: Die Tarifstruktur für das Kombipaket der Telekom Austria
für Festnetz, Mobilfunk und Internet (19,90 Euro/Monat) ist nicht
wettbewerbskonform. Bestandskunden, die zu dem Tarif wechseln wollen, müssen
jetzt statt den von der Telekom Austria vorgesehenen 19,90 nun mehr, also
25,90 Euro zahlen.
Jetzt hat sich beim neuen Paket-Angebot auch die Bundeswettbewerbsbehörde
(BWB) eingeschalten und eine kartellrechtliche Prüfung eingeleitet. Die BWB
reagiert damit auf eine Beschwerde "in Richtung Missbrauch einer
marktbeherrschenden Stellung", heißt es auf der Webseite der Behörde.
Mitbewerber verlieren Kunden
Der Interessenvereinigung der
heimischen Internetprovider ISPA geht das noch immer nicht weit genug. "Das
reicht bei weitem nicht. Die alternativen Anbieter haben bereits 6.000 bis
7.000 Anschlüsse verloren und eine Abschwächung ist nicht bemerkbar. Jeden
Tag wandern Kunden ab, weil die Telekom ihre Marktmacht ausnützt und unter
den Selbstkosten anbietet", warnt ISPA-Präsident Roland Türke. Neue
Angebote der Internetprovider würden nun zu spät kommen, weil das
Weihnachtsgeschäft praktisch gelaufen sei.
Info-Pflicht eingehalten
Die Telekom Austria wies die Vorwürfe
neuerlich zurück. "Wir haben die Mitbewerber einen Monat vor dem
Start über unser Angebot informiert, die Alternativen sind im
Aktionszeitraum nicht schlechter gestellt und die Marge ist gleich hoch wie
vorher", so Telekom-Sprecher Martin Bredl. Durch die Auflage, den
Endkundenpreis für Bestandskunden zu erhöhen, habe man sogar Nachteile im
Wettbewerb. "Die Beschwerden sind einfach nicht gerechtfertigt",
so Bredl.
"Die Situation für die Telekom Austria ist sehr, sehr kritisch",
meinte Josef Moser, Geschäftsführer der Bundessparte Information und
Consulting der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ). "Die
Anbieter hauen sich die Preise um die Ohren und die Telekom hat im
Personalbereich einen Riesenrucksack zu tragen. Entweder sie tritt die
Flucht nach vorne an oder wir können zuschauen, wie das Unternehmen den Bach
runter geht", so Moser. Der Druck auf die Telekom würde mittelfristig
auch die Versorgungssicherheit - vor allem im Glasfaserbereich - gefährden,
da die Investitionen heruntergefahren werden könnten.