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Kaum Hoffnung auf mehr Öl von OPEC

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Nach dem starkem Anstieg der Ölpreise treffen am Dienstag in Wien die OPEC-Minister zusammen, um über eine Erhöhung ihrer Ölförderung zu beraten.

Vor dem Treffen hat sich die Mehrzahl der Länder - unter anderem der Iran, Libyen, Qatar und Kuwait - gegen eine Anhebung ausgesprochen. Sie sind der Ansicht, dass es keinen Engpass in der Ölversorgung gibt, und verweisen darauf, dass nach den jüngsten Börsenturbulenzen sich das Wirtschaftswachstum verlangsamen und damit der Ölbedarf sinken könnte. Beobachter rechnen dennoch mit einer "aufregenden Sitzung".

Saudi-Arabien für Förderungserhöhung?
Mit Spannung erwartet wird vor allem noch, ob und wie sich Saudi-Arabien vor dem Treffen äußern wird. Der saudische Ölminister Ali al-Naimi hat bei seiner Ankunft in Wien vorerst jede Stellungnahme verweigert. Hinter den Kulissen sollen die Saudis doch noch auf eine Erhöhung der Förderung drängen, weil der Bedarf in den nächsten Wochen steigen dürfte. Von elf Analysten glaubt allerdings nur noch einer, dass sich Saudi-Arabien mit dieser Position durchsetzen wird. Johannes Benigni, Chef des internationalen Ölbrokers PVM in Wien, sagte in einem Fernsehinterview mit "Bloomberg", die Chancen, dass die OPEC doch noch den Förderhahn um eine halbe bis eine Million Fass (zu je 159 Liter) pro Tag aufdrehen könnte, lägen bei 30 bis 35 Prozent.

"Genug Öl am Markt"
Der amtierende OPEC-Präsident Mohamed al Hamli von den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) hatte sich vor seiner Abreise nach Wien noch für eine Anhebung der Ölförderung ausgesprochen. In Wien angekommen wollte er sich nicht mehr festlegen. Klarer dagegen äußerte sich Irans Öminister Gholam Hossein Nozari: "Es gibt derzeit genug Öl am Markt", bekräftigte er bei seiner Ankunft im Gleichklang mit dem Chef der staatlichen libyischen Ölförderung, Shokri Ghanem. "Ich denke nicht, dass es eine Erhöhung der Ölpreise geben sollte. Der Markt braucht das derzeit nicht", betonte Ghanem.

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Für eine Anhebung der Ölpreise spricht laut Benigni, dass Öl zur sofortigen Auslieferung (am sogenannten Spot-Markt) derzeit deutlich teurer gehandelt wird als Öl zur Lieferung in den kommenden Monaten. Vielen Raffinerien würden sich deshalb jetzt zurückhalten und demnächst mit Rohöl eindecken. Während die Raffinerie-Lager relativ leer und die Rohöllager derzeit noch gut gefüllt sind, müsse man damit rechnen, dass die Rohöllagerbestände schon in den nächsten Wochen stark zurückgehen würden.

Kein Schaden für US-Wirtschaft
Die Internationale Energie Agentur (IEA) hatte der OPEC unlängst vorgeworfen, die Preise hochhalten zu wollen und erklärt, dass der weltweite Ölbedarf deutlich höher sei als die derzeitige OPEC-Förderung, die derzeit bei rund 30 Mio. Fass liegt. Sollten die OPEC-Staaten jetzt offiziell ihre Ölförderungen beibehalten, würden im Ernstfall jedoch sicher einige Länder dennoch mehr produzieren, glaubt Benigni. Die OPEC werde nichts unternehmen, was die US-Wirtschaft beeinträchtigen könnte. Eine offizielle Entscheidung wäre nach Schätzung von PVM dann beim nächsten Treffen am 5. Dezember in Abu Dhabi zu erwarten.

Ölpreis um ein Viertel gestiegen
Der Ölpreis ist heuer um gut ein Viertel gestiegen und hatte Anfang August einen neuen historischen Höchststand von knapp 79 Dollar erreicht. Zwischenzeitlich hat sich der Ölmarkt leicht entspannt, um in den vergangenen zwei Wochen aber wieder um rund 10 Prozent auf 75 Dollar je Fass anzusteigen. Unmittelbar vor dem OPEC-Treffen haben Spekulanten die Unsicherheit am Markt offenbar für Gewinnmitnahmen genützt. Der Preis für die Ölsorte Brent sank in London (zur Lieferung im Oktober) um 68 Cent auf 74,39 Dollar. In New York fiel US-Leichtöl um einen halben Dollar auf 76,21 Dollar zurück. OPEC-Öl hat sich zuletzt am Freitag um neun Cent auf 72,01 Dollar vergünstigt.

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