09. Mai 2008 18:24
Das Unternehmen habe das EU-Gericht Erster Instanz angerufen und Berufung
eingelegt, sagte ein Konzernsprecher am Freitag in Brüssel. Ziel sei es, das
Bußgeld aufzuheben. "Microsoft hat heute beim EU-Gericht Erster Instanz
einen Antrag auf Annullierung des Beschlusses der Europäischen Kommission
vom 27. Februar gestellt", teilte der weltgrößte Softwarehersteller am
Freitag mit.
Die EU-Kommission hatte Microsoft am 27. Februar wegen jahrelang zu hoher
Lizenzgebühren für technische Informationen belangt. Es war das höchste
EU-Bußgeld aller Zeiten gegen ein einzelnes Unternehmen. Die verlangten
Strafzahlungen an die EU summieren sich für den US-Giganten aus Redmond seit
2004 auf nun 1,677 Mrd. Euro. Microsoft will nach eigenen Angaben mit dem
Schritt nun Klarheit vom Gericht erhalten. Die Europäische Kommission
bezeichnete das Zwangsgeld als rechtmäßig.
Zahlreiche Vorwürfe von Wettbewerbshütern gegen Microsoft
Die
EU-Wettbewerbshüter hatten entschieden, der Windows-Hersteller habe gegen
alte EU-Sanktionen verstoßen. Brüssel hatte Microsoft 2004 wegen Missbrauchs
einer marktbeherrschenden Stellung schwer bestraft und ein erstes Bußgeld
von fast 500 Mio. Euro verhängt. Microsoft soll der Brüsseler Behörde
zufolge die von den Wettbewerbshütern im März 2004 festgelegten Auflagen bis
Oktober 2007 nicht erfüllt haben. Microsoft soll unangemessen hohe Preise
für Schnittstelleninformationen verlangt haben, die andere Hersteller zur
Vernetzung ihrer Produkte mit Microsoft-Programmen brauchten. Bisher hat die
Kommission Microsoft mit Geldbußen von 1,68 Mrd. Euro belegt.
Nach Einschätzung von Microsoft betrifft das Bußgeld einen abgeschlossenen
Vorgang, der durch die Einigung zwischen dem Konzern und Brüssel vom Oktober
2007 erledigt sei. Es laufen jedoch bereits neue Verfahren, bei denen es
unter anderem um die Verbindung zwischen dem Web-Browser Internet Explorer
mit Windows geht. Auch in diesen Verfahren drohen hohe Strafgelder.