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Neue Einsparungen und Kurzarbeit bei Infineon

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Der Umsatz von Infineon ist besonders bei Chips für die Autoindustrie eingeknickt. Das Unternehmen vermeldete 404 Mio. Euro Verlust.

Der Halbleiter-Konzern Infineon hat die weltweite Wirtschaftskrise im ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahres mit voller Wucht zu spüren bekommen. Zwischen Oktober und Ende Dezember knickte der Umsatz im Vergleich zum Vorquartal vor allem wegen des Absatzeinbruchs in der Autoindustrie um 28 Prozent auf 830 Mio. Euro ein. Unterm Strich fiel ein Verlust von 404 Mio. Euro an. Infineon plant nun zusätzliche Einsparungen und schließt auch den Abbau weiterer Stellen nicht aus. Bei Infineon Österreich werde derzeit Kurzarbeit vorbereitet, genaue Zahlen dazu gebe es noch nicht, hieß es vom Sitz der österreichischen Infineon-Tochter in Villach.

300 Jobs gestrichen
Der bereits berichtete Jobabbau in Österreich sei im wesentlichen abgeschlossen, bis Ende des laufenden Geschäftsjahres 2009 (per Ende September) werden rund 300 Personen aus dem Stammpersonal sowie Leiharbeiter abgebaut. Infineon Austria mit Sitz in Villach ist in Österreich auch mit mehreren Forschungs- und Entwicklungsstandorten (Klagenfurt, Graz u.a.) vertreten. Für ein dickes Minus sorgte auch wieder die insolvente Speicherchiptochter Qimonda. An der Börse wurden vor allem die Sparpläne gut aufgenommen. Die Aktie stand zeitweise fast zehn Prozent im Plus bei 80 Cent.

In Struktur gesund
Konzern-Chef Peter Bauer verwahrte sich am Freitag bei einer Telefonkonferenz entschieden gegen Befürchtungen, der Konzern könnte in ernsthafte Finanzierungsschwierigkeiten geraten. "Ob der Konzern überlebt, ist kein Drahtseilakt. Infineon ist in der Struktur gesund", sagte er. Das Problem sei, dass die Nachfrage eingebrochen sei, sich die Kosten aber nicht ohne weiteres senken ließen. Mit einer Besserung der Geschäftslage rechnet Infineon auch im laufenden Quartal nicht. Die genaue Entwicklung für das Gesamtjahr abzuschätzen, sei derzeit schlicht nicht möglich, sagte Bauer. "Wir sehen uns außerstande, eine exakte Prognose abzugeben." Ein Sprecher ergänzte auf Anfrage, dass die ursprüngliche Aussage stehe, wonach mit einem Erlösrückgang von mindestens 15 Prozent sowie roten Zahlen zu rechnen ist.

Kosten um 600 Mio. senken
Um die Kosten zu senken, will Infineon nun weiter sparen. Neben dem bereits angekündigten Abbau von rund 3.000 Arbeitsplätzen, Kurzarbeit in den Werken Regensburg und Dresden sowie dem Ausstieg aus dem Arbeitgeberverband will Infineon auch das Bonussystems umstellen sowie bei den Reisekosten sparen. Ziel sind jährliche Einsparungen von insgesamt 600 Mio. Euro. Bisher war nur die Marke von 250 Mio. Euro angepeilt gewesen. Bauer schloss weitere Stellenstreichungen nicht aus. "Wir versuchen definitiv, das zu vermeiden. Aber derzeit ist es halt sehr schwierig."

Autochips-Markt eingebrochen
Im ersten Quartal machte sich der Wirtschaftsabschwung in allen fünf Sparten des Konzerns bemerkbar, das Geschäft mit Chips für die Autoindustrie sei wegen der Absatzeinbrüche und Produktionskürzungen bei den Autoherstellern aber besonders hart getroffen worden, hieß es. Nach einem kleinen Gewinn von 59 Mio. Euro im Vorquartal rutschte der Konzern im Kerngeschäft daher wieder in die roten Zahlen und fuhr einen Verlust von 102 Mio. Euro ein.

Weiter für Probleme sorgte die insolvente Speicherchiptochter Qimonda, an der Infineon nach wie vor 77,5 Prozent hält. Die Beteiligung ist in der Bilanz bereits auf Null abgeschrieben. Nach der Pleite von Qimonda drohen Infineon die Rückzahlung öffentlicher Fördermittel, Forderungen von Mitarbeitern und Kartellverfahren. Für diese Fälle legte der Konzern im ersten Quartal nochmals 195 Mio. Euro zur Seite. Bauer zeigte sich enttäuscht über die Pleite. "Wir bedauern das Ganze sehr - nicht zuletzt wegen der unsicheren Zukunft für die Mitarbeiter." Ob das Thema Qimonda für Infineon rechnerisch damit erledigt ist, bleibt indes fraglich. "Es gibt keine Sicherheit, dass diese Summe ausreicht, um allen Verpflichtungen nachzukommen, die in diesem Zusammenhang entstehen könnten", hieß es von Seiten des Konzerns.

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