22. Mai 2008 14:02
An der New Yorker Rohstoffbörse kostete US-Leichtöl bis zu 135,04 Dollar
(85,72 Euro) pro Barrel (159 Liter) - was einem Anstieg von über sechs
Dollar an einem einzigen Tag entspricht. Nur wenige Stunden zuvor hatte der
Ölpreis erstmals die psychologisch wichtige Schwelle von 130 Dollar
überschritten.
Auch im asiatischen Handel übersprang der Ölpreis erstmals die
135-Dollar-Marke. Nach enttäuschenden Daten zu den Ölreserven in den USA
kostete ein Barrel der Sorte West Texas Intermediate (WTI) mit Auslieferung
im Juli im asiatischen Handel in der Spitze 135,04 Dollar und damit so viel
wie noch nie. Im weiteren Handelsverlauf rutschte der Preis wieder auf
134,67 Dollar. Damit kostete US-Öl aber immer noch 1,50 Dollar mehr als im
späten Mittwochhandel.
Rekordjagd an den Ölmärkte
Der überraschende Rückgang
der Lagerbestände an Rohöl in den USA habe die Rekordjagd an den Ölmärkten
noch einmal beschleunigt, hieß es von Händlern. In der größten
Volkswirtschaft der Welt sind die Vorräte an Rohöl nach Angaben des
US-Energieministeriums um 5,4 Mio. Barrel auf 320,4 Mio. Barrel gesunken.
Auch wenn die Weltwirtschaft nach wie vor gut mit Rohöl versorgt werde, habe
sich die Sorge vor künftigen Versorgungsengpässen an den Ölmärkten
verstärkt, sagte der Rohstoffexperte Victor Shum vom Beratungshaus Purvin
und Gertz in Singapur.
Einige Analysten sehen allerdings technische Signale im Handel mit künftigen
Öllieferungen (Futures) - besonders eine große Differenz zwischen kurz- und
längerfristigen Verträgen -, die nach ihrer Einschätzung für eine baldige
Abkühlung der heiß gelaufenen Preise sprechen. Andere wiederum verweisen
darauf, dass ein Ende der steigenden Nachfrage nicht in Sicht ist - ebenso
wenig wie die Beseitigung von Produktionsproblemen in wichtigen
Förderländern wie Nigeria.
Öl als Anlageform
Hinzu kommt, dass immer mehr Investoren Öl
als Anlageform sehen, mit der sie sich gegen den fallenden Dollarkurs
absichern. In der Eurozone führt der schwache Dollar dazu, dass die volle
Wucht des Ölpreisanstieg etwas abgemildert wird, da das "Schwarze Gold"
zumeist in der US-Währung gehandelt wird. So sehen denn auch viele
Marktbeobachter den Niedergang des Dollars als den Hauptfaktor für die
Preisrallye am Ölmarkt.
Die deutschen Grünen fordern unterdessen einen Krisengipfel der
internationalen Gemeinschaft. Angesichts immer neuer Rekordpreise für Rohöl
und Kraftstoff fordert die Bundestagsfraktion der Grünen einen Krisengipfel
der internationalen Gemeinschaft. Durch die drohenden Versorgungsengpässe
sei dringender Handlungsbedarf gegeben, sagte die stellvertretende
Fraktionsvorsitzende Bärbel Höhn der "Bild"-Zeitung.
"Das Problem lässt sich nur international lösen", sagte sie. "Wir brauchen
einen Gipfel, um gemeinsam die Nachfrage zu senken und die Spekulation in
den Griff zu bekommen." Rund ein Drittel des Ölpreises gehe auf Spekulanten
zurück, die die Nachfrage künstlich nach oben trieben, meinte Höhn. Weiteres
Ziel einer konzertierten Aktion müsse es sein, unabhängiger von fossilen
Rohstoffen zu werden.