21. Jänner 2009 15:39
Die Ursache für den zunehmenden Pfusch ist die Finanz- und Wirtschaftskrise.
Die Menschen würden versuchen, Einkommenseinbußen durch Pfusch
auszugleichen. Das berichtete der "Schwarzarbeitsexperte"
Universitätsprofessor Friedrich Schneider vom Institut für
Volkswirtschaftslehre der Johannes Kepler Universität Linz.
Umfrage veröffentlicht
Schneider hat in einer Studie die
Aussichten für Schwarzarbeit für heuer berechnet und dabei auch
Umfrageergebnisse des Linzer Meinungsforschungsinstitutes "market"
einbezogen. Dazu wurden zuletzt im vergangenen Dezember über 1.000
repräsentativ für die Gesamtbevölkerung ausgewählte Personen befragt. Damals
waren die realwirtschaftlichen Konsequenzen der Finanzkrise erst in Ansätzen
wirksam, gibt er zu bedenken. Vermutlich würden die Ergebnisse bei einer
Umfrage etwa im kommenden Mai noch deutlicher ausfallen. Außerdem habe er
für seine Berechnungen "konservativ" einen Rückgang des offiziellen BIP um
nur 1 Prozent angenommen.
Schwarzarbeit boomt bei Hausbau und Kosmetik
Der Vergleich mit
Werten aus früheren Jahren zeigt, dass das Volumen der Schattenwirtschaft
seit 2005 jeweils um bis zu 4,35 Prozent rückläufig war. Schneider
argumentiert, es habe zuletzt "fette Jahre" mit schönen Einkommen - etwa
durch zusätzliche Überstunden - gegeben. Somit hätten sich die Menschen auch
so größere Ausgaben leisten können. Am meisten verbreitet ist die
Schwarzarbeit im Bereich Renovieren einer Wohnung und eines Hauses sowie
Hausbau, bei Instandsetzungen im (Elektro-)Gerätebereich, bei
Autoreparaturen, Kosmetik- und Friseurdienstleistungen sowie bei der
Inanspruchnahme von Hilfe im Haushalt.
10 Prozent wollen mehr pfuschen
Bei der market-Umfrage erwarteten
56 Prozent der Befragten, wegen der Finanzkrise weniger Geld ausgeben zu
können. 14 Prozent gaben an, wegen der Krise werde im Haushalt mehr durch
Pfuscher erledigt, um so Kosten zu sparen. 10 Prozent wollen mehr pfuschen,
um die Haushaltskasse aufzubessern. Jeweils 54 Prozent stimmten den Aussagen
"Ohne Pfuscher kann man sich heute vieles nicht leisten" und "Der Staat ist
eigentlich selbst schuld, dass es so viele Pfuscher gibt, die Steuern sind
einfach zu hoch" zu.
6 Milliarden Euro Pfusch alleine in Wien
Für heuer erwartet
Schneider deshalb eine Zunahme der Schattenwirtschaft um rund 5 Prozent oder
600 Mio. Euro auf rund 20,5 Mrd. Euro. Den größten Umfang dürfte der Pfusch
in Wien mit 5,65 Mrd. Euro haben, gefolgt von Oberösterreich mit 3,42 Mrd.
Euro und Niederösterreich mit 3,32 Mrd. Euro.
"Wir tun´s, aber reden nicht darüber"
Dem
Anstieg bei Pfusch steht das Umfrageergebnis gegenüber, dass immer weniger
Österreicher die Schwarzarbeit als "Kavaliersdelikt" entschuldigen. Denn ihr
Anteil ist seit einer ähnlichen Befragung im September 2006 um 22
Prozentpunkte auf 41 Prozent gesunken. market-Chef Werner Beutelmeyer
beschreibt den Widerspruch zwischen den Aussagen und dem Verhalten der
Menschen mit: "Wir tun's, aber reden wir nicht darüber."