Geld

ORF-Werbeeinnahmen stürzen um 18 % ab

Teilen

Der ORF verliert im ersten Quartal 16 Millionen Euro an Werbeeinnahmen. Noch dramatischer: Prozentuell ist das beinahe ein Fünftel.

Der eisige Wind der Konjunktur pfeift am Wiener Küniglberg immer heftiger. Die Werbeeinnahmen des ORF sinken in den Keller. In den ersten drei Monaten des laufenden Jahres verzeichnete der ORF im Fernseh-Sektor ein Minus der Brutto-Werbeeinnahmen von 18 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres. Das Finanzloch des Senders wird dadurch immer größer. Zum Vergleich: Die Privat-TV-Sender machten 12 Prozent plus.

16 Millionen minus
Schon für die ersten drei Monate des Jahres errechneten die Marktbeobachter von Focus Media einen Rückgang der Einnahmen des ORF aus Fernsehwerbung um knapp 13 Millionen Euro gegenüber dem ersten Quartal 2008. Im Radio-Sektor kommen noch einmal 3,2 Millionen Euro (minus 10,7 Prozent) hinzu. Macht in Summe mehr als 16 Millionen Euro, um welche die ORF-Werbeeinnahmen unter jenen des ersten Quartals 2008 liegen.

Dabei berechnen die Focus-Experten nur den Rückgang der Brutto-Umsätze. Aufgrund von Rabatten oder anderen Preisnachlässen dürfte das Minus noch deutlicher ausfallen.

Kleineres Kuchenstück
Dazu kommt, dass der Anteil des ORF vom gesamten Werbekuchen immer kleiner wird. Denn während der ORF in den ersten drei Monaten massiv Umsatz einbüßte, verzeichneten Privatsender wie ATV, RTL und Pro Sieben parallel dazu ein Ansteigen ihrer Werbeumsätze in Österreich von zwölf Prozent. Für den ORF kommt das Minus beim Werbegeld nicht überraschend. Allerdings haben die Verantwortlichen auf dem Küniglberg nicht mit einem derart drastischen Einbruch gerechnet.

Schlimmer als erwartet
ORF-Boss Alexander Wrabetz hat in seinem Budgetplan für 2009, den er im November des vergangenen Jahres dem Stiftungsrat präsentierte, die Werbeeinnahmen mit 253,4 Millionen Euro angesetzt. Schon das hätte gegenüber 2008 einen Rückgang von 5,8 Prozent beziehungsweise 15,6 Millionen Euro bedeutet. Also mehr als Wrabetz für das ganze Jahr im Finanzplan prognostiziert hatte.

Die aktuell vorliegenden Zahlen sprechen eine ganz andere Sprache. Und Branchen-Experten gehen in ihren Prognosen davon aus, dass sich die Situation auf dem Werbemarkt auch in den nächsten beiden Quartalen nicht entspannen wird. „Der Optimismus in der österreichischen Werbewirtschaft nimmt weiter ab. Mehr als 43 Prozent gehen von einer Abnahme der Werbeaktivitäten in den nächsten zwölf Monaten aus“, fasste Peter Drössler, Fachobmann der Sparte Werbung in der Wirtschaftskammer Österreich, Anfang April eine Umfrage zusammen.

Düstere Prognose
Der Absturz bei den Werbeeinnahmen könnte sich übers Jahr gerechnet auf 60 oder mehr Millionen Euro summieren. Für den ORF wird es umso schwieriger, das vom Stiftungsrat für 2010 geforderte ausgeglichene Geschäftsergebnis zu erreichen.

„Man kann nicht mehr warten, gewisse Sparmaßnahmen sind jetzt einfach zu treffen“, forderte daher Karl Krammer, Sprecher des sogenannten SP-Freundeskreises im ORF-Stiftungsrat, bei der gestrigen Sitzung des Finanzausschusses.

Dem ORF laufen auch Seher weg
Nur 609.000 Zuschauer bei Dancing Stars am vergangenen Freitag. Tiefstwert. Der Quotenabsturz beim einstigen Publikumshit – bei den vergangenen vier Staffeln wurde die Millionengrenze nie unterschritten – steht symp­tomatisch für die Marktanteilsentwicklung der ORF-Fernsehprogramme und vieler Formate.

Ob Wetten, dass..? oder Musikantenstadl, ob Hit-Serien wie CSI oder Nachrichten-Sendungen: Die Zuschauer zappen entweder zu anderen Sendern oder bleiben dem Bildschirm völlig fern. Konsequenz für den ORF: Der Marktanteil seiner Fernsehprogramme sinkt derzeit wieder. Nach ÖSTERREICH vorliegenden Zahlen geht der ORF-Gesamtmarktanteil im April 2009 auf 36,1 Prozent zurück. Im April 2008 waren es noch 37,5 Prozent. Besonders dramatisch: Im Gegensatz zu bisherigen Rückgängen verliert im April ORF 2 massiv (-1,3 Prozentpunkte auf 22,5 %), während ORF 1 stabil bleibt.

Fehler im Artikel gefunden? Jetzt melden.