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Porsche greift nach der alleinigen Macht bei VW

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Porsche will seine Beteiligung auf 75 Prozent anheben, der VW-Betriebsrat übt scharfe Kritik.

Porsche greift nach der alleinigen Macht bei Volkswagen. Der Sportwagenbauer wolle seinen Anteil an VW im Jahr 2009 auf 75 Prozent aufstocken und damit den Weg für einen Beherrschungsvertrag freimachen, teilte der Sportwagenhersteller am Sonntag in Stuttgart mit. Voraussetzung sei, dass die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen stimmten. Bis zum Ende der vergangenen Woche habe man den eigenen Anteil an Volkswagen bereits auf 42,6 Prozent erhöht. Zusätzlich verfüge man über 31,5 Prozent sogenannte "cash gesettelte Optionen" auf VW-Stammaktien.

Zusammengenommen käme Porsche damit auf 74,1 Prozent an Volkswagen. Das Land Niedersachsen besitzt etwa 20 Prozent, damit wären nur noch rund acht Prozent der VW-Stammaktien frei handelbar. Die Mitteilung erfolgte nur zwei Tage, nachdem sich die als zerstritten beschriebenen Porsche-Eigentümerfamilien Porsche und Piëch auf ein gemeinsames Vorgehen verständigt hatten.

Dramatische Kursschwankungen als Grund
Zu der Offenlegung seiner Aktienpositionen im Zusammenhang mit der VW-Übernahme habe sich Porsche aufgrund der "dramatischen Verwerfungen auf den Finanzmärkten" entschlossen, teilte Porsche mit. An dem Fahrplan, noch im November/Dezember 2008 die 50-Prozent-Hürde bei VW zu nehmen, werde unverändert festgehalten. Einem Beherrschungsvertrag zwischen Porsche und Volkswagen, gegen den sich der VW-Betriebsrat vehement stemmt, müsste die VW-Hauptversammlung zustimmen. Ein VW-Sprecher erklärte auf Anfrage, der Konzern sei von der aktuellen Entwicklung nicht überrascht. Hintergrund der Bekanntgabe sind offenbar die extremen Kursschwankungen der VW-Aktie in den vergangenen Wochen. Die Ursache dieser Schwankungen waren für Marktteilnehmer unerklärlich und erschienen durch den realen Wert des Unternehmens nicht gedeckt. Zunächst war der Kurs auf rund 400 Euro in die Höhe geschnellt, am Freitag war das Papier dann nur noch 218 Euro wert.

Porsche habe sich zur Bekanntgabe seiner VW-Beteiligungen entschlossen, nachdem offenkundig geworden sei, dass deutlich mehr Shortpositionen im Markt seien als erwartet. Die Offenlegung solle nun den Leerverkäufern - also Investoren, die auf einen fallenden VW-Kurs gewettet haben oder noch wetten - Gelegenheit geben, "ihre Positionen in Ruhe und ohne größeres Risiko aufzulösen", teilte Porsche mit.

Scharfe Kritik des VW-Betriebsrats
VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh kritisierte die Bekanntgabe scharf. Den von Porsche angepeilten "Gewinnabführungs- und Beherrschungsvertrag" werde es nicht geben: "Bei Volkswagen braucht man 80 Prozent, um einen solchen Vertrag abzuschließen." Dies stehe im VW-Gesetz und in der Satzung. "Deshalb müssen einige Herren aufpassen, dass ihr Traum nicht zum Albtraum wird."

Der Volkswagen-Betriebsrat lehne es strikt ab, dass Porsche einen Gewinnabführungs- und Beherrschungsvertrag mit VW schließe. "Für die mehr als 360.000 Beschäftigten von Volkswagen wäre es eine Katastrophe, wenn Manager, die Arbeitnehmerrechte mit Füßen treten in diesem Unternehmen das Sagen bekämen." Der VW-Betriebsrat sehe nicht, dass Porsche bereit sei, sich seiner sozialen Verantwortung für die VW-Beschäftigten zu stellen. In diesem Punkt gebe es bisher weder konkrete Zusagen noch Angebote.

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