12. November 2007 17:05
Die Österreichische Post zieht Konsequenzen aus dem Absprung der großen
Versandhäuser Otto/Universal Versand und Quelle/Neckermann. Der Aufsichtsrat
hat am Montag Grünes Licht für einen 3-Punkte-Plan gegeben. Dazu gehört auch
der Abbau von Personal. Der Vorstand wurde nicht in Frage gestellt.
Jobverluste noch nicht beziffert
Ein Teil der derzeit 2.000
Mitarbeiter im Paket-Bereich soll abgebaut werden. Wie viele Jobs betroffen
sind, steht noch nicht fest. Gleichzeitig will die mittlerweile
börsenotierte Post Abend- und Wochenendzustellung bzw. mehrmalige
Zustellversuche "auf Durchführbarkeit prüfen".
Drittens steckt sich die Post neue ehrgeizigere Ziele im
Geschäftspaket-Segment, in das sie erst Mitte des Vorjahrs gestartet ist.
Statt 10 Prozent Marktanteil bis 2009 strebt die Post in der Paketzustellung
zwischen Unternehmen jetzt 20 Prozent Marktanteil bis 2010 an.
Letztentscheidung Mitte Dezember
Das Detailkonzept wird der
Vorstand erst bis Mitte Dezember dem Aufsichtsrat vorlegen. Die nächste
Sitzung ist für 12. Dezember angesetzt. Erst dann wird auch der endgültige
Beschluss im Kontrollgremium fallen. Davon wird auch abhängen, ob die Post
nun einen fünften Vorstand im Paket-Bereich erhalten wird.
Gewerkschaft wollte Köpferollen der Chefs
Die Gewerkschaft
fordert seit Tagen personelle Konsequenzen beim Management statt bei den
Mitarbeitern. Den Paketbereich hatte bis vor kurzem Logistikvorstand Walter
Hitziger verantwortet, nach einer Klausur im August hatte
Postgeneraldirektor Anton Wais den Bereich "interimistisch" an
sich gezogen.
Ohne Sozialplan keine Kündigung
Auch am Montag wetterte
Post-Gewerkschaftschef und Aufsichtsrat Gerhard Fritz, der Vorstand habe die
Situation im Versandhandel "völlig falsch eingeschätzt".
Dass durch den Wegfall von 15 Millionen Pakete auch Arbeitsplätze verloren
gehen, sei klar. Vertragsauflösungen kommen aber nur in Frage, wenn es einen
Sozialplan gibt und die Betroffenen die Konditionen freiwillig annehmen.
Wackelt Wais Sessel?
Post-Generaldirektor Anton Wais soll
unterdessen doch auch unter Druck geraten sein. Zumal er noch im September
einen Einstieg von Hermes in Österreich ausgeschlossen hat. Außerdem
soll die Post vor drei Jahren die Transportgebühren noch kräftig nach oben
geschnalzt haben. Erst daraufhin soll Otto ernsthaft überlegt haben, mit
Hermes nach Österreich zu kommen.
Bei der Staatsholding ÖIAG, mit 51 Prozent Hauptaktionärin der Post,
versicherte man, dass es beim Vorstand keine Änderungen bis auf die
angedachte Erweiterung geben werde.