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Russischer Magna-Partner ist GMs Problem

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Ressentiments aus dem Kalten Krieg dominieren in Detroit.

Hinter dem Zaudern von General Motors (GM) beim Verkauf von Opel steckt eine alte Angst aus dem Kalten Krieg: Amerikanische Technologie fällt in russische Hände. Das ist eine Sorge, die derzeit in der Konzernzentrale in Detroit immer wieder genannt wird. Das von der deutschen Regierung favorisierte Angebot des kanadisch-österreichischen Zulieferers Magna ist eng mit der russischen Sberbank verknüpft.

GM hatte dem Deal im Mai vorläufig zugestimmt, als der einst größte Autohersteller der Welt händeringend nach Wegen suchte, dem Bankrott zu entgehen. Doch nun, unter dem Schutz des Chapter 11 und von besseren Verkaufszahlen ermutigt, ist in Detroit der Opel-Verkauf wieder auf dem Prüfstand. Und da findet man es nun gar nicht mehr gut, dass die Verbindung mit Opel dem russischen Rivalen GAZ auf die Sprünge helfen könnte: GM's Chevrolet steht in Russland im Wettbewerb mit den derzeit altbackenen Wolga-Autos von GAZ. Chevrolet ist derzeit die Nummer zwei auf dem russischen Wachstumsmarkt.

Da finden GM-Kreise das Angebot des Finanzinvestors RHJ International attraktiver, auch wenn die deutsche Regierung das Magna-Angebot für den Erhalt der rund 25.000 Arbeitsplätze bei Opel für zukunftssicherer halten sollte.

Sberbank hat enge Bindungen zum russischen Staat
Sberbank und GAZ haben enge Bindungen zum russischen Staat und der russische Ministerpräsident Wladimir Putin hat wiederholt erklärt, er erhoffe sich von dem Opel-Deal einen Auftrieb für die russische Autoindustrie. "Es macht Sinn, das GM sich nach einer Alternative umschaut", sagt der Professor für internationalen Handel der Universität, Michigan, Jan Svejnar. "In Russland sind in diesen Tagen große Unternehmen mit einem beträchtlichen Staatsanteil offensichtlich miteinander verknüpft."

GM fürchtet Konkurrenz
GAZ ist produktionstechnisch Jahre hinter GM und anderen westlichen Autobauern zurück. GM befürchtet, dass GAZ mit für den Konzern dann kostenloser Opel-Technologie ihm auf seinem zweitwichtigsten europäischen Markt Konkurrenz macht. GM und Magna hätten zwar ein Abkommen zum Schutz der derzeitigen GM-Technologie ausgearbeitet, der GM-Vorstand befürchtet aber, dass davon nichts übrig bleibt, sollte Opel in einen Zahlungsverzug geraten. Die US-Regierung, der 60,8 Prozent von GM gehören, wollte sich nicht zu einem möglichen Technologietransfer nach Russland äußern.

Es gibt aber auch Analysten, die die russischen Ängste von GM für übertrieben halten. GAZ behaupte sich nur auf dem Markt, weil der Wolga dank Subventionen und Zöllen billiger als ausländische Autos sei, sagte Serguei Netessine von der Universität von Pennsylvania. Selbst wenn GAZ heute Opel-Technologie erhalte, werde es wegen der Ineffizienz in seinen Fabriken Jahre dauern, bis damit die ersten Autos gebaut werden könnten. GAZ, Sberbank und die russische Regierung hätten kein Kapital, um in den Bau neuer Fabriken zu bauen - und auch nicht den politischen Willen, Tausende von Arbeitsplätzen mit der Modernisierung der bisherigen 70er Jahre Technologie zu vernichten, sagt Netessine.

"Selbst wenn GM komplett die Forschung und Produktentwicklung einstellen würde, könnten sie (GAZ) vielleicht frühestens in fünf oder zehn Jahren aufschließen. Ich denke, diese Ängste von GM sind ein bisschen übertrieben", sagt Netessine.

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