21. April 2008 13:44
Die Schweizer Großbank UBS hat zwei Tage vor der Aktionärsversammlung eine
ganze Serie von Fehlern im Geschäft mit US-Hypothekenverbriefungen
aufgelistet, die das Geldhaus zum ersten Mal in seiner Geschichte in die
Verlustzone gebracht und im letzten Jahr Konzernchef Peter Wuffli und mit
Verzögerung auch den UBS-Präsidenten Marcel Ospel ihre Ämter gekostet haben.
Kontrolle wurde vernachlässigt
Der Bericht, der für die
Schweizer Bankenaufsicht EBK erstellt und am Montag von der Bank
veröffentlicht wurde, belegt, was immer schon angenommen wurde. Im Drang
nach immer mehr Wachstum und steigenden Erträge in der Investmentbank wurde
die Risikokontrolle vernachlässigt und es fehlte teilweise auch die
Kompetenz dafür. Auch als die ersten Anzeichen einer Krise sichtbar wurden,
reagierte die Bank wohl auch wegen nicht eindeutiger Managementstrukturen
nicht angemessen. Die von der Aussicht auf Bonuszahlungen getriebenen
risikobereiten Investmentbanker wurden zu lange bankintern mit günstigem
Kapital versorgt.
Das Ergebnis ist bekannt. Der größte Vermögensverwalter der Welt hat bisher
rund 37 Mrd. Dollar (23,4 Mrd. Euro) abschreiben müssen und schloss das Jahr
2007 mit einem Verlust von rund 4,4 Mrd. Franken (2,73 Mrd. Euro) ab. Für
das erste Quartal 2008 dürfte der Verlust bei rund zwölf Mrd. Franken
liegen. Um das ertragsstarke Vermögensverwaltungsgeschäft zu schützen, hat
sich die Bank bereits neues Eigenkapital beschafft und am Mittwoch sind die
Aktionäre aufgerufen, einer weiteren Erhöhung um 15 Mrd. Franken und dem
Verzicht auf eine Bardividende zuzustimmen. Das alles bringt der Bank, wenn
auch der zweite Teil der Kapitalerhöhung glatt über die Bühne geht,
insgesamt 34 Mrd. Franken neue Eigenmittel.
Stürmische Zeiten für scheidenden Chef
Der Bericht wird
die Situation für den scheidenden UBS-Präsidenten nicht gemütlicher machen,
wenn er am Mittwoch ein letztes Mal vor die Aktionäre treten wird, die mehr
als eine Halbierung des UBS-Aktienkurses in weniger als einem Jahr hinnehmen
mussten. Und sein designierter Nachfolger Peter Kurer wird den Aktionären
erklären müssen, welche Lehren die Bank aus all dem gezogen hat.
Kurer steht unter Beschuss des aktivistischen Aktionärs Olivant. Der Fonds
wird von dem früheren UBS-Konzernchef Luqman Arnold geleitet, der einen von
außen kommenden Präsidenten fordert und den Juristen Kurer nicht für den
geeigneten Mann hält, auch weil dieser in die Fehler der Vergangenheit
verstrickt sei. Eine direkte Konfrontation zwischen der UBS-Spitze und dem
oppositionellen Aktionär wird es aber wohl nicht geben. Arnold sagte der
"NZZ am Sonntag" er werde auf der Generalversammlung in Basel nicht
auftreten.
Für den Aktienkurs der UBS hatte der Bericht am Montag keine unmittelbaren
Folgen. An einer leicht festeren Börse legte die Aktie bis gegen Mittag um
mehr als ein Prozent auf 36,50 sFr zu.