09. Dezember 2007 15:25
© APA-FOTO: ROLAND SCHLAGER
Mit 16.700 Opfern zählt der Amis-Prozess zu den größten Wirtschaftskrimis
Österreichs. Mehr als 500 Opfer haben sich im Vorfeld angekündigt, daher hat
das Gericht einen Saal außerhalb des Landesgerichts teuer anmieten müssen.
Am Wochenende haben Richter und Staatsanwälte im Saal des Austria Center
Vienna noch Dutzende Zettel mit der Aufschrift: "Privatbeteiligtenvertreter"
verteilt. Doch von den 80 angekündigten Opfer-Anwälten sind nur 20
erschienen.
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Schadensersatz
Grund des Fernbleibens dürfte das Urteil in erster
Instanz sein, dass die Republik Österreich zu Schadensersatz verdonnert hat
- der Staat hat seine Kontrollfunktion nicht wahrgenommen und soll nun 66
Mio. Euro an die Opfer zahlen (nicht rechtskräftig).
Angeklagter fehlte
Nicht nur die Anwälte schwänzten: Auch ein
Angeklagter, Wolfgang Gänsdorfer, ließ sich wegen hohen Fiebers
entschuldigen. Ihn erwartet nun ein separater Prozess.
Die Hauptangeklagten Dietmar Böhmer (36) und Harald Loidl (47) gelten als
Köpfe des Amis-Systems. Sie und die Mitangeklagten Thomas Mitter und Alban
Kuen sollen 50 Prozent der einbezahlten Gelder verwendet haben, um ihre
überzogenen Gehälter und Mitarbeiterprovisionen zu bezahlen. Während sich
drei Angeklagte schuldig bekennen, bestreitet Kuen, betrügerisch gehandelt
zu haben.
Bereichert
Böhmer und Loidl haben sich - so die Anklage - darüber
hinaus noch rund 9,2 Mio. Euro gegönnt. "Mit dem System Amis habe ich sogar
meinen Vater, meine Mutter und meinen Halbbruder ins Unglück gestürzt",
bereut Böhmer rückblickend.