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Überstunden-Abbau soll Jobs schaffen

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Durch eine Verringerung der Arbeitszeit könnten 84.000 neue Arbeitsplätze entstehen.

Sozialminister Rudolf Hundstorfer (S) möchte mit dem Abbau von Überstunden Jobs schaffen und die Arbeitslosigkeit verringern. Die Österreicher arbeiten im EU-Vergleich mit 42,9 Wochenstunden am längsten. Könnte man die durchschnittliche Arbeitszeit auf die in Dänemark üblichen 39,1 Stunden verringern, würden 84.000 neue Jobs entstehen, rechnete der Minister am Donnerstag vor.

Überstunden machen krank
Unabhängig von den Überlegungen zum Arbeitsmarkt machen Überstunden krank, warnte IFES-Experte Georg Michenthaler unter Berufung auf einen erstmals veröffentlichten, im Auftrag der oberösterreichischen Arbeiterkammer erstellten Arbeitsgesundheitsmonitor. Drei Viertel aller Berufstätigen mit Überstunden würden gerne weniger lange arbeiten. Abgefragte Beschwerden kommen bei Menschen mit Überstunden häufiger vor.

"Kein Plädoyer für 35-Stunden-Woche"
Hundstorfer könnte sich eine zehnprozentige Verringerung der Arbeitslosigkeit oder die Reduktion auf 600.000 Menschen mit Überstunden vorstellen. Selbstverständlich müsse man in diesem Zusammenhang die steuerliche Besserstellung von Überstunden hinterfragen. Gesetzlich will er "die Grenzen für zulässige Überstunden neu gestalten" und Ausnahmen zur Höchstarbeitszeit von 48 Stunden überdenken, freie Dienstnehmer in das Arbeitszeitgesetz einbeziehen und die Strafen bei der Manipulation von Zeiterfassungssystemen verdoppeln. Ausdrücklich ist seine Initiative "kein Plädoyer für eine 35-Stunden-Woche".

8,5 Stunden pro Woche
Ein Viertel der unselbstständig Beschäftigten, 730.000 Menschen, leisteten im ersten Quartal 2009 Überstunden, und zwar im Schnitt je 8,5 Stunden pro Woche. Würde man alle geleisteten Überstunden (307 Mio. Stunden für das ganze Jahr) in Vollzeitbeschäftigungen (180.000) umrechnen, gäbe es in Österreich keine Arbeitslosigkeit mehr, so Hundstorfer, der gleichzeitig darauf hinwies, dass dies nur rechnerische Größen seien.

Überstunden oft unbezahlt
Realistisch werde es immer Überstunden geben, und beim Abbau derselben sei mit einem Produktionsgewinn zu rechnen, sodass nur ein Drittel der verringerten Überstunden wieder beschäftigungswirksam werden. Ein großes Problem sei aber, dass ein Viertel der Überstunden nicht bezahlt wird - ein Problem, dem nicht mit Gesetzen beizukommen sei.

WKÖ dagegen
Der Vorschlag des Sozialministers stößt bei Gewerkschaften, Arbeiterkammer, Grünen und SPÖ auf große Zustimmung. Die Wirtschaftskammer (WKÖ) weist ihn hingegen als "kontraproduktiv" zurück. Ohne die Chance auf Überstunden wäre die Flexibilität und Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe eingeengt. Die Schaffung von 80.000 Arbeitsplätzen durch die Reduzierung der Arbeitszeit auf das dänische Niveau sei eine "Milchmädchenrechnung", meint Martin Gleitsmann, Leiter der Sozialpolitischen Abteilung der WKÖ.

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