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Verhärtete Fronten bei Schlacht um Conti-Übernahme

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Weiter zeichnet sich keine Einigung zwischen Schaeffler und Continental ab. Conti-Chef Wennemer wies zudem die Rücktrittsgerüchte zurück.

Die Fronten im Übernahmestreit zwischen den beiden Autozulieferern Schaeffler und Continental bleiben weiter verhärtet. Der fränkische Familienkonzern beharrte am Montag weiter auf einer Übernahme von 30 Prozent der Conti-Anteile. Die Führung des niedersächsischen Konzerns ist aber nur zu einer Beteiligung von 20 Prozent bereit, was wiederum Schaeffler ablehnt. Es gehe Schaeffler um eine strategische Beteiligung an Conti, nicht aber um eine Finanzinvestition.

Kein Zeitplan für Übernahmeangebot
Einen konkreten Zeitplan für die Vorlage eines offiziellen Übernahmeangebots gibt es nach Angaben eines Schaefflers-Sprechers derzeit nicht. Das Angebot werde der deutschen Finanzaufsicht BaFin vielmehr kurzfristig vorgelegt, sagte der Sprecher in Herzogenaurach.

"Rechtswidriges Anschleichen"
Der fränkische Familienkonzern hatte sich bereits über Aktien, Optionen und Swap-Geschäfte den Zugriff auf rund 36 Prozent an Conti gesichert. Conti-Chef Manfred Wennemer hatte dieses Vorgehen als rechtswidriges "Anschleichen" von Schaeffler kritisiert, das mit seinem Verständnis von Fairplay nicht vereinbar sei, da dadurch Meldepflichten umgangen würden. Wennemer lehnt das Übernahmeangebot von Schaeffler strikt ab.

Der Schaeffler-Sprecher sagte, bisher sei ihm kein Zeitpunkt für neue Gespräche zwischen der Schaeffler- und der Conti-Führung bekannt. Schaeffler sei zu Gesprächen bereit, allerdings nur auf der Grundlage des eigenen 30-Prozent-Angebots.

Conti-Sitzung am Mittwoch
Unterdessen richtet sich das Interesse auf die für diesen Mittwoch (23. Juli) anberaumte Sitzung des Conti-Aufsichtsrats in Hannover. Conti-Chef Wennemer will sich dort um Rückendeckung für seine Haltung in dem Übernahmestreit bemühen. Er gehe fest davon aus, dass der Vorstand vom Aufsichtsrat eine klare Stellungnahme erhalte, hatte er am Wochenende der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" gesagt. Der einflussreiche Conti-Aufsichtsratschef Hubertus von Grünberg ist Wennemer bisher zumindest öffentlich nicht hilfreich zur Seite gesprungen. Grünberg ließ nach dem Übernahmeangebot lediglich verlauten, der Aufsichtsrat habe das Offert "zur Kenntnis genommen". Bereits am Dienstag tritt der Conti-Gesamtbetriebsrat zusammen, um die Lage zu beraten.

Kein Rücktritt
Unterdessen wies Continental Spekulationen um Rücktrittsabsichten von Wennemer scharf zurück. Ein Conti-Sprecher sagte zu einem Bericht der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (FAZ/Montag-Ausgabe): "Es handelt sich um haltlose Spekulationen, die offensichtlich das Ziel haben, Verunsicherung hervorzurufen und Zwietracht zu sähen." Die "FAZ" hatte berichtet, Wennemer wolle seinen Posten zur Verfügung stellen, sollte es im Conti-Aufsichtsrat zum Eklat kommen. Als Nachfolger sei dann Vorstandsmitglied Karl-Thomas Neumann vorgesehen.

Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) kam einem Zeitungsbericht zufolge mit der Führung der Schaeffler-Gruppe zusammen. Wulff habe mit der Schaeffler-Eigentümerin Maria-Elisabeth Schaeffler und Geschäftsführer Jürgen Geißinger ein zweistündiges Gespräch in der Staatskanzlei in Hannover geführt, berichtete die "Bild"-Zeitung, ohne dafür Quellen zu nennen. Die Unternehmer hätten zugesichert, dass Conti im Fall einer Übernahme keine Zerschlagung drohe. Hannover solle Stammsitz bleiben. Schaeffler habe eine Garantie für alle Sparten und Arbeitsplätze abgegeben. Finanzinvestition lehne das Unternehmen ab.

Kein Rücktritt
Continental hat unterdessen Berichte über Rücktrittsdrohungen von Vorstandschef Manfred Wennemer im Zusammenhang mit der Übernahmeschlacht um den DAX-Konzern zurückgewiesen. Es handle sich "um absolut haltlose Spekulationen", sagte ein Unternehmenssprecher. Die Rücktrittsgerüchte hätten "nur das Ziel, Verunsicherung hervorzurufen und Zwietracht zu säen".

Beratung über Schaeffler-Angebot
Der Aufsichtsrat von Continental will am Mittwoch ab 13.00 Uhr über das Übernahmeangebot der Schaeffler-Gruppe von rund 11 Mrd. Euro beraten. Wennemer hatte das Angebot als "egoistisch, selbstherrlich und verantwortungslos" zurückgewiesen. Conti-Aufsichtsratschef Hubertus von Grünberg soll dem Angebot nicht völlig ablehnend gegenüber stehen. Er kündigte an, erst nach Abschluss des Meinungsbildungsprozess der Aufsichträte zu der Offerte Stellung zu nehmen.

Nach einem Bericht der FAZ will Wennemer seinen Posten als Conti-Chef zur Verfügung stellen, wenn es auf der außerordentlichen Aufsichtsratssitzung zu keiner Einigung kommt. Das will die Zeitung aus gut unterrichteten Kreisen erfahren haben.

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