Die Wolfsburger Autohersteller wollen eine Dreier-Allianz von VW, Scania und MAN. Letztere bereiten aber schon ein weiteres Übernahmeangebot für Scania vor.
Volkswagen hat sich überraschen mit gut 15 Prozent an dem Nutzfahrzeugbauer MAN beteiligt. Damit untermauert das Unternehmen sein Interesse an einer Dreier-Allianz aus MAN, Scania und dem eigenen Geschäft mit schweren Lastwagen in Brasilien.
MAN plant nächstes Angebot an Scania
Der Münchner MAN-Konzern wird einem Pressebericht zufolge seine Übernahmeofferte für den schwedischen Lkw-Bauer Scania in Kürze anheben. "Es ist nur eine Frage der Zeit, dass MAN das Angebot für Scania erhöht", zitierte eine schwedische Wirtschaftszeitung nicht näher bezeichnete Kreise. Scania-Chef Leif Östling habe bei geheimen Treffen mit Investoren gesagt, dass er als Scania-Aktionär eine Offerte etwas über 500 Schwedischen Kronen je Aktie akzeptieren würde. Ein Sprecher von MAN wollte dies nicht kommentieren.
Strategisches Interesse
Die Beteiligung von 15,06 Prozent an MAN solle das strategische Interesse von Volkswagen im Nutzfahrzeuggeschäft sichern, teilte Volkswagen Mittwoch in Wolfsburg mit. Eine vollständige Übernahme des Münchener Lkw-Bauers sei nicht geplant. Bei einem Kurs von 70 Euro ist der von VW erworbene Anteil nach Reuters-Berechnungen rund 1,55 Mrd. Euro wert. Volkswagen-Chef Bernd Pischetsrieder betonte, der Schritt sei nicht feindlich. Angesichts von Hinweisen im Markt auf einen unfreundlichen Übernahmeversuch durch Dritte sei die Beteiligung an MAN zur Sicherung der Interessen von Volkswagen aber erforderlich gewesen. MAN begrüßte Volkswagen als Großaktionär. Der Münchener Lkw-Bauer sieht sich auf gutem Weg zur geplanten Übernahme von Scania.
Starke Dreier-Allianz
Die Wolfsburger sind größter Scania-Aktionär und hatten unlängst zusammen mit dem zweitgrößten Anteilseigner Investor ein Übernahmeangebot von MAN für den schwedischen Lkw-Bauer zurückgewiesen. Pischetsrieder hatte MAN wiederholt zur Rücknahme seines Übernahmeangebots aufgefordert. Auf dem Pariser Autosalon bezeichnete er eine Dreier-Allianz als wünschenswerte Alternative. Mit der nun eingegangenen Beteiligung erhöhen die Wolfsburger nach Einschätzung von Branchenkreisen den Druck auf MAN, einer Kooperation zuzustimmen und auf eine feindliche Übernahme von Scania zu verzichten.
Die Rolle von VW hatte Pischetsrieder unlängst als die eines " Hochzeits-Laders" für MAN und Scania beschrieben. Wenn sich die beiden Unternehmen auf eine Kooperation einigten, wäre Volkswagen bereit, sein Geschäft mit schweren Lastwagen in Brasilien einzubringen. Ein Gegenoffert von VW für MAN hatte Pischetsrieder ausgeschlossen.
Durch ein Zusammengehen von MAN, Scania und Volkswagen entstünde in Europa ein neuer Marktführer im Lkw-Bau.
Die VW-Aktie legte am Nachmittag über ein Prozent auf 68,85 Euro zu, während MAN-Titel über sieben Prozent auf 68,70 Euro fielen.
