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Yahoo droht nun Börsendebakel

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Nach der gescheiterten Übernahmen durch Microsoft sank die Yahoo!-Aktie ab. Dafür ist eine langfristige Kooperation mit Google möglich.

Nach der gescheiterten Milliardenübernahme durch Microsoft drohen dem Internet-Konzern Yahoo! ein Börsendebakel und massiver Streit mit Aktionären. Unter Hochdruck sucht Yahoo!-Chef Jerry Yang für weiteres Wachstum nach Bündnispartnern wie dem Suchmaschinen-Riesen Google. Microsoft könnte unterdessen Experten zufolge statt Yahoo! kleinere Web-Unternehmen für Zukäufe ins Visier nehmen. Konzernchef Steve Ballmer will Microsoft auch im Internet zur Nummer eins machen und braucht dafür nach seinem Scheitern bei Yahoo! rasch vorzeigbare Erfolge.

Aktie eingebrochen
Die Yahoo!-Aktie brach am Montag an den deutschen Börsen um rund 20 Prozent ein. Im vorbörslichen Handel in den USA stürzte der Kurs sogar um fast 22 Prozent auf knapp über 22 Dollar (14,2 Euro) ab. Mehrere Banken senkten bereits ihre Einstufungen des Yahoo!-Papiers. Die Microsoft-Aktie profitierte dagegen kräftig von der Absage des Geschäfts, das die bei weitem teuerste Übernahme der Konzerngeschichte gewesen wäre. Der Titel gewann vorbörslich mehr als 5 Prozent auf 30,70 Dollar.

Der Softwareriese Microsoft hatte am Wochenende zuletzt 33 Dollar je Yahoo!-Aktie geboten. Die Yahoo!-Spitze verlangte aber Microsoft zufolge mindestens 37 Dollar oder insgesamt weit über 50 Mrd. Dollar (32,3 Mrd. Euro). Daraufhin zog der Windows-Konzern sein Angebot offiziell zurück. Mit dem Kauf wollte Microsoft die Dominanz des Rivalen Google bei Online-Suche und Internet-Werbung brechen.

Großinvestoren verärgert
Das Angebot hätte für Yahoo!-Aktionäre einen Gewinn von mehr als 70 Prozent gegenüber dem Kurs vor dem Offert Ende Jänner bedeutet. Großinvestoren äußerten bereits massive Verärgerung über die Yahoo!-Führung. Eine Zustimmung wichtiger Anteilseigner zu einem Kaufpreis von etwa 35 Dollar wäre gut möglich gewesen, deutete der zweitgrößte Yahoo!-Anteilseigner, der Vermögensverwalter Legg Mason, in einem Interview der "New York Times" an. Sollten die Proteste bis zur in den nächsten Monaten anstehenden Hauptversammlung vehement zunehmen, könnte Yahoo! am Ende laut Analysten doch noch zu einem Geschäft mit Microsoft gezwungen werden.

Bereits vor dem Platzen der Übernahme hatten Aktionäre gegen die Yahoo!-Führung wegen ihres Widerstands gegen den Kauf geklagt. Der im vergangenen Sommer in den Chefsessel zurückgekehrte Firmengründer Yang steht zudem wegen die Börse enttäuschender Gewinne unter Druck. Analysten halten auch die zuletzt versprochenen Ergebnisse in den nächsten Jahren für unrealistisch. Yahoo! strich zuletzt Stellen. Vor der Microsoft-Offerte war der Yahoo!-Kurs binnen eines Jahres bereits um Drittel gefallen.

Langfristige Kooperation mit Google möglich
Seit gut zwei Wochen testet Yahoo! eine Kooperation mit Google bei Suchanzeigen. Eine dauerhafte Vereinbarung könnte noch diese Woche unterschriftsreif sein und Yahoo! zusätzliche Einnahmen von rund einer Milliarde US-Dollar bringen, hieß es in US-Medien. Allerdings könnten Wettbewerbshüter Bedenken anmelden, da die beiden Unternehmen allein in den USA gemeinsam über 80 Prozent des Online-Werbemarktes beherrschen. Yahoo! spricht nach den Berichten zudem noch immer mit dem angeschlagenen Internet-Portal AOL aus dem Time-Warner-Konzern über eine Allianz.

Auch Microsoft könnte sich laut Gerüchten für AOL interessieren. Der Konzern ist auf der Suche nach neuen Wachstumsfeldern ebenfalls in Bedrängnis. In einem Interview hatte Ballmer kürzlich eingeräumt, dass nur wenige Internet-Firmen die nötige Größe hätten, um Microsofts Online-Geschäft mit einem Schlag den angestrebten großen Schub zu geben. Als mögliche kleinere Übernahmekandidaten gelten aber auch relativ junge und daher günstige Web-Unternehmen. Microsoft läuft im Internet Yahoo! und Google weit hinterher. Wachstumschancen liegen weit mehr im Web als im bisherigen Microsoft-Kerngeschäft rund um den PC.

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