Verkehr & Mobilität

Mit Zug, Bus und Fahrrad durchs Land

06.11.2025

Die unterschiedlichen Mobilitätsbedürfnisse in den Regionen Niederösterreichs verlangen ein flexibles Konzept und viel Offenheit für Neues. Und immer öfter kommt man auch am Land öffentlich gut voran. 

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Wieviele Menschen nützen die unterschiedlichen Verkehrsmittel? – Ungefähr alle fünf Jahre findet in Niederösterreich eine Mobilitätserhebung statt, in der genau diese Frage beantwortet wird. Die Ergebnisse bilden eine wesentliche Grundlage für das Landesmobilitätskonzept, in dem Strategien entwickelt werden, wie die Mobilität von Personen und Gütern gestaltet werden kann.

Die Ergebnisse der Erhebung zeigen seit 2003 ein relativ konstantes Bild. Auch im Jahr 2018 wurden rund 64 Prozent der Wege an Werktagen mit dem PKW zurückgelegt. Nur 12 Prozent davon als Mitfahrer, der Großteil fährt selbst. Die öffentlichen Verkehrsmittel lagen im selben Jahr bei 14 Prozent. Nur 7 Prozent der Wege werden mit dem Fahrrad bestritten. Eine deutliche Veränderung zeigt sich nur bei den Fußwegen: Im Jahr 2018 gingen die Menschen deutlich weniger zu Fuß als noch 2003, wobei Frauen wesentlich öfter per Fuß unterwegs sind als Männer.

Große Unterschiede zwischen Stadt und Land

Ein so großes und vielfältiges Bundesland gut für die verschiedenen Mobilitätsformen zu erschließen, ist keine einfach Aufgabe. Im Osten Niederösterreichs führen alle Wege zuerst einmal nach Wien, egal ob auf Straße oder Schiene. Je weiter es ins Wald- oder Mostviertel hinaufgeht, desto mehr Zeit – und manchmal auch Nerven – braucht es, um längere Strecken zurückzulegen. Von Mistelbach nach Zwettl muss man mit öffentlichen Verkehrsmitteln beinahe vier Stunden einplanen. Mit dem Auto sind es nicht einmal zwei. Und die fünfzehn Kilometer von Kleinzwettl nach Vitis legt man mit dem Bus in eineinhalb Stunden zurück – mit Umweg über Waidhofen nämlich. Die direkte Autofahrt dauert nur 16 Minuten. Die ähnlich lange Strecke von Klosterneuburg zum Wiener Karlsplatz ist hingegen mit den Öffis in nur 25 Minuten zu erreichen. Mit dem Auto ist man aber mindestens zehn Minuten länger unterwegs, vor allem, wenn man die Parkplatzsuche mit einrechnet.

Diese Unterschiede lassen sich nicht vollständig ausgleichen. Daher geht es im Landesmobilitätskonzept Niederösterreich auch darum, die Infrastruktur für alle Teilnehmer leistungsfähig zu gestalten. Für den öffentlichen Verkehr genauso wie für Fußgänger, Radfahrer und Autofahrer. Es soll attraktive Angebote geben, die den Wechsel zwischen den Verkehrsmitteln je nach Situation erleichtern. Dazu braucht es effiziente Schnittstellen und die Förderung von neuen Formen der Mobilität, wie zum Beispiel Sharing-Systeme. Und immer wieder soll Platz für innovative Impulse sein, die zu einer intelligenten, nachhaltigen Mobilität beitragen.

Trotz der Bemühungen, den öffentlichen Verkehr attraktiver zu gestalten, wird der Individualverkehr wesentlicher Bestandteil der Mobilität in Niederösterreich bleiben. Die Infrastruktur muss daher den Bedürfnissen angepasst werden. So wurden in den letzten Jahren mehrere Bundessstraßenprojekte fertiggestellt, darunter die A5 Weinviertel Autobahn und die Weinviertler Schnellstraße zwischen Hollabrunn und Guntersdorf. Mit der geplanten S8 soll die Region Marchfeld erschlossen werden und der für die A1 geplante neue Knoten St. Pölten/West soll in Zukunft die Mariazeller Straße entlasten. Daneben werden laufend Umfahrungen und Unterführungen verwirklicht, die den Verkehrsfluss fördern und die Wohnbevölkerung vor Lärm und Durchzugsverkehr bewahren.

Zugverbindungen werden besser: auch die Regionalbahnen

Zu den vorrangigen Projekten im Rahmen des Mobilitätskonzepts Niederösterreich gehört schon seit Jahren der Ausbau von Schienenprojekten, zum Beispiel des Marchegger Astes, der Pottendorfer Linie und der Inneren Westbahn. Moderne Bahnhöfe, kürzere Fahrzeiten, und häufigere Verbindungen sind das Ergebnis. Für Pendlerinnen und Pendler sind diese Verbesserungen ein wesentlicher Anreiz, um vom Auto auf die Schiene umzusteigen. Aber auch der Autoverkehr profitiert von zahlreichen neuen Unter- und Überführungen, die den langen Wartezeiten am geschlossenen Schranken ein Ende bereiten.

Die Regionalbahnen ins Kamp-, Traisen- und Erlauftal sowie die Puchbergerbahn sind nicht nur einen attraktiven Sonntagsausflug wert. Sie können auch den Menschen vor Ort als wichtiges Transportmittel im Nahverkehr dienen. Dazu müssen sie aber zuverlässig und oft genug fahren. Bis zum Jahr 2027 werden daher auf diesen vier Strecken Gleise und Sicherungstechnik erneuert, Geschwindigkeiten angehoben, Verkehrsstationen barrierefrei ausgebaut und Kreuzungsstationen angepasst. Im Anschluss werden die Züge hier im 30-Minuten-Takt verkehren und zur attraktiven Alternative zum Auto werden.

Wo keine Züge fahren, müssen Busse die öffentliche Verbindung einzelner Orte herstellen. Oft mehr schlecht als recht. Daher wird Niederösterreichs Regionalbusverkehr schon seit 2009 neu geordnet und erweitert. Umstiegsverbindungen wurden verbessert und moderne Fahrzeuge angeschafft. So konnten im Sommer 2022 im Südlichen Weinviertel die ersten elf Elektrobus-Linien Niederösterreichs in Betrieb gehen.
Wo weder Zug noch Bus verkehren, sollen zum Beispiel Anrufsammeltaxis und Rufbusse die Lücken schließen. Sie werden vom Land finanziert und können in einigen Regionen bereits ohne Aufpreis mit den Verbund-Fahrkarten genützt werden.

Aktive Mobilität: Motivation für Radfahrer und Fußgänger

Gesund und umweltfreundlich unterwegs sein, das soll in Zukunft für immer mehr Menschen eine attraktive Alternative werden. Möglich ist das vor allem innerhalb von Städten und Gemeinden. Zusätzlich hat sich das Land Niederösterreich zum Ziel gesetzt, bis 2030 rund 200 Kilometer Radschnellwege zu schaffen. Zwischen Gmünd und Schrems, von Waidhofen/Ybbs bis Amstetten und von Stockerau oder Gänserndorf bis nach Wien zum Beispiel. Insgesamt soll ein möglichst unterbrechungsfreies, durchgängiges Netz für den Radverkehr entstehen, um möglichst viele Menschen dazu zu bewegen, das Fahrrad zu nutzen.

Wie sehr diese Maßnahmen bereits die Gewohnheiten der Niederösterreicherinnen und Niederösterreicher verändert haben, wird die aktuell laufende Mobilitätserhebung zeigen. Ihre Ergebnisse werden Mitte 2026 veröffentlicht.
  

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