Finanzen & Vorsorge

Von Sparbuch, Versicherung und Investmentfonds

06.11.2025

Seit die wirtschaftliche Lage spürbar schlechter geworden ist, denken immer mehr Menschen an eine private Vorsorge. Vor allem die Pensionslücke bereitet Sorgen. Welche Vorsorge-Möglichkeiten es gibt und was dabei zu beachten ist.

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Es lebt sich gut in Niederösterreich. Zwischen modernem Stadtleben und ländlicher Zurückgezogenheit breiten sich ganz viel Lebensqualität und allgemeiner Wohlstand aus. Tatsächlich verzeichnen Niederösterreichs private Haushalte im Bundesländervergleich das höchste verfügbare Einkommen pro Einwohner. Dennoch sind Rezession und Teuerung der letzten Jahre auch hier deutlich spürbar, die Lebenshaltungskosten sind merkbar gestiegen. Und wenn die Zeiten unsicherer werden, wird die persönliche finanzielle Sicherheit immer mehr zum zentralen Thema.

Österreicher denken zunehmend an private Vorsorge

Laut der IMAS-Vorsorgestudie 2025 gehen 53 Prozent der Menschen in Niederösterreich von einer Verschlechterung der Wirtschaft aus. Ähnliche Zahlen gelten für das ganze Land: Immer mehr Österreicher legen Wert auf eine private Vorsorge. Durchschnittlich stecken sie 250 Euro pro Monat in die Alters- und Gesundheitsvorsorge. Das Sparbuch ist dabei immer noch die bevorzugte Vorsorgeform, gefolgt von Lebensversicherungen und Bausparverträge. Doch auch Fondssparpläne, Wertpapiere, Immobilien und Gold gewinnen an Bedeutung.

Dabei nennen 60 Prozent der Befragten, dass sie sich vor allem für unvorhergesehene Schicksalsschläge absichern möchten. 48 Prozent denken vorrangig an die Familie und 44 Prozent gaben an privat vorzusorgen, weil sie das Vertrauen in die staatlichen Systeme verloren haben. Beinahe sechs von zehn Menschen in Niederösterreich gehen davon aus, in der Pension weiterarbeiten zu müssen, um den gewohnten Lebensstandard aufrecht zu erhalten.

Realitätscheck: Überblick über die eigenen Finanzen

Egal ob es um Vermögensaufbau, Absicherung im Alter oder um Vorsorge für Notfälle geht: Nur wer die eigene finanzielle Lage kennt, kann überhaupt über eventuelle Vorsorge nachdenken. Das klingt logisch, ist aber nicht selbstverständlich. Ein erster Schritt ist also die Bestandsaufnahme. Wie hoch sind die monatlichen Einnahmen, welche fixen Ausgaben stehen ihnen gegenüber, wieviel Geld bleibt für den täglichen Bedarf? Und gibt es Ersparnisse, oder ist umgekehrt ein Kredit abzuzahlen?

Erst wenn die nackten Zahlen auf dem Tisch liegen, lässt sich beurteilen, ob es überhaupt möglich ist, regelmäßig einen Betrag auf die Seite zu legen – und auch wie hoch dieser Betrag sein könnte. Wenn das realistisch ist, kann man sich über die persönlichen finanziellen Ziele klar werden. Soll vorerst nur ein finanzielles Polster für Notfälle vorhanden sein, soll eine größere Summe klug angelegt werden, oder geht es vor allem darum, die spätere Pension privat aufzubessern?

Anlegen, veranlagen oder sparen?

Bausparen, Pensionsversicherung, Investmentfonds ... welche Vorsorge die richtige ist, lässt sich nicht allgemeingültig definieren. Und auch, wenn man nicht gleich Finanzexperte werde muss, zahlt es sich aus, sich zunächst über Vor- und Nachteile der verschiedenen Möglichkeiten zu informieren, bevor man professionelle Beratung in Anspruch nimmt. Arbeiterkammer, Konsumsentenschutz und Finanzberater sind gute Anlaufstellen.

Das einfache Sparkonto ohne Bindung gilt als die beste Lösung für den Notgroschen: Wenn das Auto repariert werden muss oder eine neue Waschmaschine gebraucht wird, kann man hier sofort auf das Geld zugreifen. Für die langfristige Vorsorge eignet sich zum Beispiel eine Lebensversicherung, vor allem, wenn man schon in jungen Jahren mit dem Einzahlen beginnt. Hier bleibt das angesparte Geld über Jahrzehnte gebunden, dafür wird es bei Ablauf der Versicherungszeit auch höher verzinst ausgezahlt. Und wer etwas Risiko in Kauf nehmen will, lässt sich zu Wertpapieren, Anleihen und Aktienfonds beraten.

Wer spekuliert, muss es sich allerdings leisten können und damit rechnen, eventuell sogar alles zu verlieren. Das gilt für Aktien und sonstige Anlagepapiere genauso wie für die immer populärer werdenden Kryptowährungen. Um hier eine Chance auf Gewinne zu haben, muss man sich wirklich gut auskennen und darf nicht auf unseriöse Anbieter hereinfallen. Auf Nummer Sicher geht übrigens, wer verschiedene Anlageformen mit unterschiedlichen Risikoklassen nützt.

Vorsorge staatlich verordnet

Ein Geldpolster, mit dem viele Menschen irgendwann rechnen können: Unter dem Titel „Abfertigung NEU“ zahlen Arbeitgeber seit 2003 für alle ihre Arbeitnehmer verpflichtend in eine der Vorsorgekassen ein. Seit 2008 gilt diese Regelung auch für Selbstständige. Die Vorsorgekassen veranlagen das ihnen anvertraute Geld auf den Kapitalmärkten, wobei sie in ihrer Anlagestrategie immer auf langfristige Stabilität statt Risiko achten. Mit Stand Ende 2024 verzeichnen die österreichischen Vorsorgekassen rund 3,92 Millionen Anspruchsberechtigte, für die sie ein Vermögen von 21,3 Milliarden Euro verwalten. Anspruchsberechtigte können über ihr Geld verfügen, wenn sie nach mindestens drei Einzahlungsjahren gekündigt werden, spätestens aber, wenn sie das Pensionsalter erreicht haben.

Wie groß wird die Pensionslücke sein?

Wer einmal sorgenfrei die Zeit in der Pension genießen will, sollte sich schon früh damit befassen. Wie hoch einmal die staatliche Pension sein wird, wenn alles nach Plan verläuft, lässt sich mit einem Blick auf das Pensionskonto leicht herausfinden. Um wieviel Prozent wird sie niedriger sein als das letzte aktive Gehalt? – Die Differenz zwischen Gehalt und Pension wird „Pensionslücke“ genannt. Diese kann sogar so groß sein, dass ab der Pensionierung nur noch halb soviel Geld auf dem Konto landet wie bisher. Das liegt daran, dass die staatliche Pension nicht vom letzten Einkommen abhängt, sondern aus der Summe aller Einkommen über das gesamte Arbeitsleben errechnet wird. Besonders Frauen sind oft von einer großen Pensionslücke betroffen, wenn sie im Laufe ihres Lebens mehrere Jahre ohne Einkommen oder nur mit Teilzeitarbeit verbringen – zum Beispiel weil sie für ihre Kinder sorgen oder Angehörige pflegen. Wenn die staatliche Pension allein nicht ausreicht, um den gewohnten Lebensstandard im Alter zu halten, können private Vorsorgemodelle die Lücke schließen. Insgesamt gilt: Je früher man mit der privaten Vorsorge beginnt, desto besser.

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