Echter Sport-Roadster

Der brandneue Jaguar F-Type im Test

22.04.2013

Nun sagen die Briten Porsche & Co. endgültig wieder den Kampf an.

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© Jaguar
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Mit dem brandneuen F-Type , der im September 2012 in Paris seine Weltpremiere feierte (wir berichteten), bringt Jaguar jetzt wieder einen waschechten Sportwagen auf die Straße, der gleichzeitig in die Fußstapfen des legendären E-Type steigt. Der zweisitzige Roadster sieht nicht nur hinreißend aus, sondern hat es auch faustdick unter der Haube. Schon das Einstiegsmodell leistet 340 PS (V6 mit Kompressor). In der Top-Version steckt gar ein 495 PS starkerKompressor-V8 unter der langen Haube. Alternativ gibt es noch einen 380 PS starken V6. Wir konnten den neuen Porsche-Jäger bereits fahren. 

Dank Keyless-System kann der Schlüssel in der Hose bleiben. Die versteckten Türgriffe fahren nach leichtem Druck automatisch aus ihrer Versenkung. Im zweigeteilten Cockpit werden die Passagiere von hervorragenden Sportsitzen in Empfang genommen. Ein Druck auf den Startknopf erweckt den Motor zum Leben. Die Kraft wird über eine 8-Gang-Automatik an die Hinterräder übertragen. Manuelle Gangwechsel sind mit den griffigen Schaltpaddels hinter dem Lenkrad eine wahre Freude. Die Schaltvorgänge erfolgen extrem schnell und sind selbst bei Vollgas möglich. Mit diesem Getriebe ist Jaguar ein echtes Meisterwerk gelungen. Ein weiteres Highlight ist der Sound. Kaum zu glauben, dass der F-Type eine Zulassung bekommen hat. Die beiden V6 Versionen kreischen wie Rennmotoren, der V8 ist etwas basslastiger, wird oben hinaus aber auch extrem laut und bissig. Bei der Version mit 340 PS kostet der Sportauspuff jedoch fast 2.000 Euro extra. Diese Investition ist aber echt empfehlenswert. 

Ausreichend Power
Einen Leistungsmangel gibt es in keiner Version. Kein Wunder, schließlich fehlen dem kleinsten F-Type lediglich 10 PS auf den 911 Carrera. Ambitionierte Fahrer sollten dennoch zum V6  S oder zum V8 greifen. Bei Ersterem ist nämlich ein Sperrdifferenzial mit an Bord. Dieses sorgt für bessere Traktion in engen Kurven und ist für das Einstiegsmodell leider nicht einmal gegen Aufpreis erhältlich. In der 495 PS Version sorgt sogar ein elektronisches Differential dafür, dass die Kraft stets perfekt auf die Straße kommt. Ein Druck aufs Gaspedal genügt und die Katze springt förmlich nach vorne. Die Stabilitätskontrolle sollten also besser nur Könner deaktivieren. Im Dynamikmodus lässt sie ohnehin leichte Drifts zu, bevor sie das Heck beherzt aber sicher einfängt. Beim Fahren fielen gleich zwei Sachen positiv auf. Zum einen die extrem steife Karosserie, die selbst bei geöffnetem Verdeck über jedem Zweifel erhaben ist. Zum anderen das gekonnt abgestimmte Fahrwerk. Dieses lässt kaum Seitenneigung zu, bietet aber trotzdem überraschend viel Restkomfort. Beim lässigen Cruisen federt der Roadster fast so ausgewogen wie eine Limousine. Die rückmeldefreundliche Lenkung und die bissigen und standfesten Bremsen runden das stimmige Gesamtbild ab. Auf Wunsch gibt es auch ein verstellbares Fahrwerk und ein individuelles Set-Up (beides Serie beim V8). Lediglich das relativ große Lenkrad will nicht so recht in einen waschechten Sportwagen passen. Und ein solcher ist der F-Type auf jeden Fall. Davon konnten wir uns bei mehreren Runden auf einer hochmodernen Rennstrecke in der Nähe von Pamplona selbst überzeugen.

Design
Optisch ist der F-Type die moderne Interpretation des legendären e-Type. Aggressiver Grill, lange Haube, dynamische Seitenlinie und das steil abfallende, kurze Heck sind die perfekten Raodster-Zutaten. Diese werden durch moderne Leuchten, markante Blechkanten und zahlreiche Lufteinlässe garniert. Selbst geschlossen macht der Zweisitzer eine gute Figur. Das Stoffverdeck öffnet und schließt in 12 Sekunden vollautomatisch - auch während der Fahrt (bis 50 km/h). Bei höherem Tempo sorgt der ausfahrbare Heckspoiler für mehr Anpressdruck an der Hinterachse.  Während die V6-Versionen auf einen zentralen Sportauspuff mit Doppelrohr setzen, kommen beim V8 zwei mal zwei außen angeordnete Endrohre zum Einsatz.

Innenraum
Ein echter Hingucker sind die, oben bereits erwähnten, voll versenkten Türgriffe. Sie fahren nach leichtem Druck aus ihrem Versteck hervor und geben so den Zugang zum übersichtlich und geschmackvoll ausstaffiertem Cockpit frei. Dieses ist auf den Fahrer zugeschnitten und bietet den zwei Passagieren wirklich viel Platz. Hinter dem Lenkrad blickt man auf zwei klassische Rundinstrumente und ein großes, farbiges Info-Display. Über der Mittelkonsole sitzt ein großer Touchscreen, der nicht immer ganz logisch zu bedienen ist. Die wichtigsten Funktionen findet man jedoch sofort. Die Ausstattung ist von Modell zu Modell verschieden, bietet aber auch im kleinen V6 schon viele Annehmlichkeiten. In der langen Extraliste gibt es fast nichts was es nicht gibt. Sogar ein elektrisch verstellbares Lenkrad, diverse moderne Assistenzsysteme und elektrisch einstellbare Sitzwangen sind zu haben. Das empfehlenswerte Navi mit dynamischer Routenführung schlägt mit mindestens 3.337 Euro zu Buche. Verarbeitung und Materialgüte werden dem hohen Anschaffungspreis absolut gerecht.

Kritik
Was gibt es zu kritisieren? Eigentlich nicht viel. Der Kofferraum fällt etwas klein aus, reicht aber für den Wochenend-Trip. Das Windschott ist fummelig zu installieren und hinterlässt nicht den stabilsten Eindruck. Weiters ist es nur schwer zu verstehen, dass man in der heutigen Zeit für Bluetooth selbst im V8 Aufpreis zahlen muss. Und dann wäre da noch der Verbrauch. Dank serienmäßigem Start-Stopp-System können sich die Normwerte zwar sehen lassen, wer den F-Type aber richtig fliegen lässt, kann selbst mit den V6-Modellen bis zu 20 Liter verbrauchen. Im Alltag wird man auch mit sanftem Gasfuß nicht unter 10 Liter kommen. Das ist für Sportwagen mit über 300 PS jedoch ganz normal. Von nichts kommt eben nichts.

Fazit
Jaguar ist mit dem neuen F-Type ein hervorragender Sportwagen gelungen, der noch dazu gut aussieht und viele Stärken aber nur wenige Schwächen bietet.  Mit ihm wird es den Briten sicherlich gelingen, das Markenimage noch weiter in Richtung Sportlichkeit zu lenken. Preislich ist das Einstiegsmodell exakt zwischen Porsche Boxster S und 911 Cabrio angesiedelt. Los geht es hierzulande ab 85.600 Euro. Für den  V6 S werden 98.900 Euro fällig. Und wer sich den V8 in die Garage stellen will, muss mindestens 124.000 Euro auf den Tisch legen. Als weitere Hauptkonkurrenten werden der Audi R8 und der Aston Martin Vantage genannt. Und der F-Type hat in jedem Fall das Zeug dazu, viele neue Sportwagenkunden, die Jaguar bisher nicht auf der Liste hatten, zu ködern bzw. zu gewinnen. Really great, Britain!

Noch mehr Infos über Jaguar finden Sie in unserem Marken-Channel.

Technische Daten
Abmessungen: 4.470 x 1.984 x 1.308 mm ( L x B x H)
Leergewicht: 1592 bzw. 1660 (V8) kg
Kofferraumvolumen: 196 bzw. 144 ( mit Reserverad) Liter

F-Type
3.0 Liter V6 mit 340 PS und 450 Nm
0-100 in 5,3 Sekunden; Spitze: 260 km/h
Normverbrauch: 9,0 l/100 km

F-Type S
3.0 Liter V6 mit 380 PS und 460 Nm
0-100 in 4,9 Sekunden; Spitze: 275 km/h
Normverbrauch: 9,1 l/100 km

F-Type V8 S
5.0 Liter V8 mit 495 PS und 625 Nm
0-100 in 4,3 Sekunden; Spitze: 300 km/h
Normverbrauch: 11,1 l/100 km


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