CrossBlue kommt

Großes VW-SUV startet früher

10.07.2014

Absatzprobleme in den USA beschleunigen Pläne für eine Realisierung.

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© Volkswagen
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VW -Chef Martin Winterkorn treibt angesichts der Absatzprobleme in den USA die Entscheidung für den neuen, relativ großen Geländewagen für den amerikanischen Markt voran. Der Beschluss zum Bau des neuen Modells werde schon bald getroffen, kündigte Winterkorn an. Einen Zeitpunkt nannte er nicht. Ende letzten Jahres hat es bereits geheißen, dass die Entscheidung die beiden Versionen des „CrossBlue“ (Name der Studie) zu bauen , bereits gefallen sei.

Immense Investition
Ein Konzerninsider fügte hinzu: "Das kann jetzt jeden Tag passieren." Das Management verhandelt intensiv mit den US-Behörden im Staat Tennessee über Subventionen. Im Gespräch sind Steuernachlässe, Zuschüsse für die Aus- und Weiterbildung von Mitarbeitern, kostenlose Grundstücke und Verbesserungen der Infrastruktur im Gesamtvolumen von mehreren hundert Millionen Dollar. Gebaut werden könnte das neue Modell aber auch in Mexiko.

VW hat in den USA mit sinkenden Verkaufszahlen zu kämpfen, weil sich der eigens für den nordamerikanischen Markt entwickelte Passat nicht mehr so gut verkauft. Gestartet mit Verkaufserfolgen nach der Markteinführung 2011 geht der Absatz inzwischen zurück, da die Konkurrenz mit günstigen Angeboten reagiert hat. Im Juni brach der Absatz des Wolfsburger Mittelklassemodells in den USA um ein Drittel ein.

Das Werk in Chattanooga ist wegen des Verkaufsrückgangs nicht ausgelastet. Deshalb drängt die Belegschaft darauf, dass der für 2016 geplante siebensitzige Cross-Blue dort als zweites Modell vom Band läuft. Um den Zuschlag bewirbt sich auch Mexiko, wo VW ebenfalls ein großes Pkw-Werk unterhält. Volkswagen hatte die Fabrik im US-Bundesstaat Tennessee eigens für den Passat errichtet und damals schon Platz für Erweiterungen gelassen. Mit Chattanooga verbindet der Wolfsburger Konzern große Erwartungen, in den USA aus der Rolle eines Nischenanbieters mit einem Marktanteil zwischen zwei und drei Prozent herauszukommen.

Facelift für den US-Passat
Um den Absatz kurzfristig zu stabilisieren, will VW den aktuellen US-Passat - wie vor kurzem den US-Jetta - mit optischen Erneuerungen auffrischen und mit neuen Motoren ausstatten. Details verrät das Management noch nicht. Experten bezweifeln jedoch, dass dies reichen wird, um die verwöhnte US-Kundschaft bei Laune zu halten. "Kleine Retuschen werden dem Passat nicht zu neuen Absatzhöhen verhelfen", sagt Stefan Bratzel, der das Center of Automotive Management in Bergisch Gladbach leitet. "Da muss deutlich mehr geschehen, damit man beim Absatz nicht weiter abstürzt." Bratzel hält es für nötig, dass VW den neuen Passat auch in den USA einführt. "Eigentlich müsste 2015 etwas passieren, sonst sieht es nicht gut aus für VW."

Der in der Vorwoche vorgestellte brandneue Passat in achter Generation (Diashow unten) soll ab November zu den Autohändlern in Europa rollen. Danach soll das Mittelklassemodell Zug um Zug in weiteren Ländern auf den Markt kommen, unter anderem in China. Ein Verkauf in den USA ist den Angaben eines Sprechers zufolge nicht geplant. Dort soll der US-Passat weiterentwickelt werden, der sich von seinem europäischen Bruder unterscheidet. Er hat weniger Zusatzausstattungen und einfachere Bedienungselemente als sein europäisches Pendant.

Das US-Modell soll künftig ebenfalls nach dem neuen Baukastenprinzip konstruiert werden, das VW derzeit bei immer mehr Autos einführt. Nach diesem Konzept werden bereits der A3 von Audi, der VW Golf, der Seat Leon und der Skoda Octavia gebaut. Der für Europa konzipierte Passat bedient sich nun ebenfalls aus diesem Baukasten. Bei dieser Bauart sind der Fahrzeugboden, die Achsen und die Einheit aus Motor und Getriebe so ausgelegt, dass sie nicht nur für einen Autotyp passen, sondern für mehrere Modelle und über die Grenzen der Marken hinweg verwendet werden können. Dadurch kann VW verschiedene Varianten eines Modells anbieten, ohne dass die Ingenieure ein Auto von Grund auf neu entwickeln müssen. Legt man die üblichen Modellzyklen zugrunde, dürfte der Nachfolger des US-Passat in drei Jahren auf den Markt kommen. Bis dahin dürften sich die Probleme von VW in den USA nach Meinung von Experten noch verschärfen.

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